Zell
Tierische Begegnung

Reitcafé "Hand und Huf" lockt Besucher zu Regens Wagner Zell Inklusion mit Schnupperangebot

23.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:45 Uhr

Glückliche Gesichter in der Reithalle von Regens Wagner: Sophie Huber, André Schöppach, Heike Klier, Barbara Bauer, Katharina Weibert und Josef Neumann (von links). - Foto: Meyer

Zell (HK) Ihren neuen Pferdehof "Hand und Huf" öffnet die Behinderteneinrichtung Regens Wagner in Zell an vier Samstagen für die ganze Bevölkerung. Dabei gibt es nicht nur Schnupperreiten, das benachbarte gleichnamige Café lockt mit einem Blick in die Reithalle.

Die Freude steht Josef Neumann ins Gesicht geschrieben, er lacht und juchzt, als ihn Barbara Bauer auf Gandalf durch die Halle führt. Zur Krönung reckt er schließlich die Arme in die Höhe, wie um zu zeigen, wie wohl er sich auf dem Rücken des zierlichen Pferdes fühlt. "Unsere Bewohner wachsen über sich hinaus", betont die Reittherapeutin Barbara Bauer.

Wie schön sich das heilpädagogische Reiten auf den braven Pferden von Regens Wagner anfühlt, darf am kommenden Samstag, 28. Januar, zwischen 14 und 16 Uhr jeder ausprobieren. Gegen einen Beitrag von zwei Euro werden große und kleine Besucher, ob behindert oder nichtbehindert, auf dem Pferderücken durch die 800 Quadratmeter große Halle geführt. Vorher oder nachher können sie sich im warmen Reitcafé bei Kaffee und Kuchen stärken und durch die großen Fensterscheiben das Treiben in der Reithalle beobachten.

"Wir schaffen hier Begegnung und Inklusion", unterstreicht Einrichtungsleiterin Heike Klier das Konzept. Öffnung nach außen heißt das Zauberwort von Regens Wagner Zell. Der neue Bewegungspark im Herzen der Anlage zieht im Sommer Schulklassen und Familien an, die sich dort an den Spiel- und Sportgeräten vergnügen und ihr Picknick verspeisen. Und jetzt schließt die Einrichtung auch das neue "Café Hand und Huf" sowie die barrierefreie Reithalle für die Bevölkerung auf. "Man kann den ganzen Nachmittag bei uns verbringen", verspricht Einrichtungsleiterin Heike Klier. Denn nach dem Reiten könne man sich noch auf den Tierstreichelweg machen, der sich bis zum Parkplatz hochschlängelt. Hier gibt es Alpakas, Esel, Ziegen, Hasen, Hühner, Schildkröten und Tauben zu bewundern. Oder man kann sich einmal auf den Rücken eines Pferdes wagen. Vom Nutzen der Reittherapie ist Barbara Bauer mehr als überzeugt. "Das Pferd geht ohne Vorurteil auf die Menschen zu, egal, ob behindert oder nicht behindert, ob dick oder dünn", erklärt die Fachfrau. Die Tiere würden keinen Unterschied machen. Und für Rollstuhlfahrer hat Regens Wagner extra einen Lift gebaut, um die Reiter auf den Pferderücken hieven zu können.

"Allein die Körperwärme des Pferdes führt zu einer Entspannung des Organismus desjenigen, der auf seinem Rücken sitzt", schwärmt Bauer. "Und seine Muskeln werden genauso bewegt, als wenn er laufen würde." Ein ideales körperliches Training also für Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind. Ganz abgesehen von dem psychologischen Effekt. Gerade Menschen mit Behinderung würden oft schnell an ihre Grenzen stoßen, weiß Heike Klier. "Wenn sie beim Reiten merken, ich kann die gleichen Dinge machen wie ein Mensch ohne Behinderung, stärkt das ihr Selbstbewusstsein."

Dabei helfen eben nicht nur die Reittherapeuten, sondern vor allem die Pferde selbst, die nach Ansicht von Barbara Bauer im Mittelpunkt der Therapie stehen. Allein das Umfeld im Reitstall trägt ihrer Ansicht nach schon dazu bei, dass sich die Zeller Bewohner entspannen können. "Der Geruch, das Umfeld, die Pferde - das ist eben eine ganz besondere Atmosphäre."

Für die Therapie stehen sechs Pferde und Ponys zur Verfügung. Sissy zum Beispiel bezeichnet Barbara Bauer als das "ruhigste Pony, das man sich vorstellen kann". Es trägt die schwächsten Kinder, die sich sogar mit dem Sitzen im Rollstuhl schwer tun. Der Senior Jonas mit seinen 25 Jahren kriegt sein Gnadenbrot auf dem Reiterhof. "Er ist zum Schmusen, Putzen und Betütteln da." Das Shetland Pony Franzi hingegen will gefordert werden, es kann Zirkusfiguren machen und Fußball spielen, natürlich nicht gerade beim Reiten. "Auf dem Pony können Kinder sitzen, die sich mehr zutrauen."

Einige der fittesten Bewohner sind sogar in der Lage, selbst zu traben. Die anderen werden zum Teil geführt oder sie nähern sich den Pferden beim Putzen, Streicheln oder Schmusen. "Hier können sie Aggressionen und Ängste abbauen", zeigt sich Barbara Bauer überzeugt. Da in der Halle gerade sehr niedrige Temperaturen herrschen, zeitweise bis zu minus 19 Grad Celsius, weichen die Therapeuten und ihre Helfer zurzeit auf Longieren, Putzen der Sättel und des Zaumzeugs sowie auf das Backen von Haferplätzen für die Pferde aus. "Das ist gut für unsere Bewohner", sagt Heike Klier. "Dann können sie auch einmal etwas für andere tun."

Weitere Öffnungstermine des Cafés "Hand und Huf" sind die Samstage 11. März, 13. Mai und 1. Juli jeweils von 14 bis 16 Uhr.