Zell
Kanalsanierung mit Mensch und Maschine

Arbeiter haben einen Schlauch in den Abfluss bei Zell eingesetzt, der ihn vor Baumwurzeln schützen soll

15.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:39 Uhr

Kleiner Kanalarbeiter: Udo Thorak (links) und Anton Pflock beim Einsetzen des Roboters in den Kanal. - Foto: Sonnenberger

Zell (gso) Eine Wiese am Ortsrand von Zell. Ein Hund springt zwischen den Arbeitern herum, die gerade mit Kanalarbeiten beschäftigt sind. Ein leicht modriger Geruch liegt in der Luft. "Da es in den vergangenen vier Wochen kaum geregnet hat, ist nun der ideale Zeitpunkt, notwendige Reparaturen am Kanal durchzuführen", erklärt Ingenieur Anton Pflock, der die Arbeiten beaufsichtigt. Diese sind nötig, weil im Lauf der Zeit Baumwurzeln in die Verbindungsteile des Kanals gewachsen sind. Dadurch wird der Abfluss behindert; zudem gelangen Sand und andere Ablagerungen in den Kanal.

Ein zweites Problem ist, dass dadurch Abwasser ins Grundwasser fließt. Damit das in Zukunft nicht mehr passiert, wird ein sogenannter Inliner in den Kanal eingesetzt. Dabei handelt es sich um ein schlauchförmiges Material aus Glasfaser und Polyesterharz, das sozusagen ein Rohr im Rohr bilden soll. "Der Inliner ist mindestens 50 Jahre haltbar und so hart, dass keine Wurzeln durch ihn eindringen können", sagt Udo Thorak von der beauftragten Kanalsanierungsfirma.

Bevor der Inliner eingesetzt werden kann, musste der Kanal gründlich ausgespült werden. "Dabei haben wir neun Kubikmeter an Material herausgeholt", sagt Pflock. Danach setzen die Arbeiter eine Gleitfolie ein, die mit Hilfe eines Seilzugs auf dem 180 Meter langen Kanalabschnitt verlegt wird. Die Folie soll bewirken, dass der Inliner, der auch mit der Seilwinde in den Kanal gezogen wird, nicht hängenbleibt.

"Die Reparatur des Kanalabschnitts kostet rund 100 000 Euro", sagt Bernhard Kößler vom Bauamt der Stadt Hilpoltstein. Neben den beiden Firmen von Anton Pflock und Udo Thorak ist auch noch ein Saugwagen im Einsatz. Damit auf dem Kanalabschnitt in Ruhe gearbeitet werden kann, saugt das Fahrzeug das ankommende Kanalwasser ab und leitet es schließlich hinter der Baustelle wieder in den Kanal zurück. Insgesamt waren bei den Bauarbeiten, die gestern abgeschlossen wurden, sieben Mitarbeiter im Einsatz.

"Der Vorteil des Inliners ist die kurze Bauzeit und der günstige Austausch", erklärt Thorak, der auf die Baustelle seine Hündin Zoe mitgebracht hat, damit sie nicht im Büro auf ihn warten muss.

Bevor der Inliner in den Kanal gezogen wird, muss jedoch geklärt werden, ob noch irgendwelche Fremdkörper in der Röhre zurückgeblieben sind. Zu diesem Zweck hat Thoraks Firma einen selbstfahrenden Roboter mitgebracht, der mit einer Kamera ausgestattet ist. "Wenn irgendwo noch etwas beseitigt werden muss, dann klettert jemand in den Kanal und entfernt den Fremdkörper", so Thorak.

Nachdem der Inliner verlegt ist, blasen die Mitarbeiter den vorher gefalteten Schlauch mit Hilfe von Luftdruck auf. Dann lassen sie sogenannte Lichterkerne durch die Röhre fahren. Das Gemisch aus Glasfasermaterial und Polyesterharz wird nämlich erst durch Lichteinstrahlung hart. An den Lichterkernen sind mehrere Glühlampen befestigt, die für das nötige Licht sorgen. "Jeder Arbeitsschritt wird mit Kamera überwacht", sagt Pflock.

Die Sanierung des Kanalabschnitts ist ein Teil von Investitionen in Höhe von 1,2 Millionen Euro, die die Stadt Hilpoltstein seit 2015 für Kanalnetz, Wasserleitungen und Straßenunterhalt ausgegeben hat. Die nächsten Orte auf dem Sanierungsplan sind Unterrödel und Weinsfeld, sagt Kößler.