Hilpoltstein
Wenn die Liesl nicht ganz dicht ist

Hundsgrübbl begeistern im Schwarzen Roß mit Moritaten und Balladen

18.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr
Die Hundsgrübbl unterhalten im Schwarzen Roß. −Foto: Unterburger

Hilpoltstein (ub) Wenn in Hilpoltstein die Allerweltskirchweih gefeiert wird, dann trumpfen die Hundsgrübbl im Garten des Museums Schwarzes Roß mit übermütigen Kerwaliedern auf.

Traumhaftes Wetter sorgte dafür, dass man das Dreistundenkonzert von Reiner Hertel (Klarinette) und Benjamin Hausner (Akkordeon) im Freien genießen konnte. Die beiden Vollblutmusiker und Erzkomödianten boten deftige Kost, Wirtshausmusik und Balladen zum Mitsingen.

Zum elften Mal verwandelten die "Hundsgrübbl" den Biergarten in ein Tollhaus. Geschickt mischten sie düstere Moritaten, wo es meist um Mord und Totschlag ging, mit Balladen, die zum Lachen reizten. Doch zunächst machte sich Reiner Hertel seinen eigenen Reim auf die Allerweltskirchweih. "In Hilpoltstein ist die Kerwa abgeschafft worden, weil die Knechte und Mägde alle so gesoffen haben", sagte er, "deshalb haben die Hilpoltsteiner das Burgfest erfunden".

Viele der Lieder und Moritaten hatten ein deutliches Lokalkolorit. So ging es nach dem Sündenfall von Adam und Eva im Paradies zu einer absolut erfolglosen Treibjagd in Hilpoltstein - und das nur, weil der Herr Förster ein menschliches Rühren im Bauch verspürte, als er einen Hasen erlegen wollte. Auch über Hilpoltstein gab es eine Liebeserklärung, die aus der Feder von Winnie Mierlein stammt. Nach der Melodie "Mir san vom Woid dahoam" hatte sie das Lied "Bei uns in Hilpoltstein" geschrieben, das man fast schon als Klassiker der Hundsgrübbl bezeichnen kann.

Natürlich hatten die beiden Musiker auch den Schenkelklopfer "Das Glasaug'" im Programm. Running Gag: Hartnäckig behaupteten die beiden Musiker, dass Gottfried Gruber ein Glasauge habe. Der revanchierte sich mit ein paar Anekdoten aus der "guten alten" Zeit, als Hilpoltstein noch ein kleines Kaff war.

Neu ins Repertoire aufgenommen hatten die Hundsgrübbl das Lied "Abdichtmaßnahmen", eine derbe Beschreibung von "meiner Liesl", die inkontinent, also blasenschwach, ist. Zum Schreien komisch war die Moritat "Der Gasanstaltsdirektor oder das Loch im Sand". Eigentlich ein hochpolitisches Lied gegen alle Unkritischen, die jedem Führer folgen, gegen alle Jasager und Mitläufer.

Blutrünstig ging es weiter. Die Moritat "Sabinchen oder Trau keinem Schumi nicht" erzählt von einem Schuster aus "Heckenmausen", der sein Sabinchen umbrachte, doch grausam für seine Freveltat büßen musste. Und noch eine Meckenhausener Moritat war zu hören, bei der man Gänsehaut bekommen konnte. Sie beruhte auf einer wahren Begebenheit. Wegen Mord an einer Magd, die Johann Hahn erst geschwängert, dann umgebracht hat, kam es 1806 zur letzten öffentlichen Hinrichtung in Hilpoltstein, bei der mehr als 3500 Menschen zugeschaut haben.

Ein Klassiker war das urkomische Lied "Morgenrot - unsere alte Sau ist tot". Und auch "Das Bimbala vo Laff", ein Lied über einen Spitzbub, Zechpreller und Bauernschlauen, durfte nicht fehlen.

Versöhnlich endete das Konzert der Hundsgrübbl mit dem Lied vom alten Dorfschulmeisterlein und der Erkenntnis in Liedform "Dou mou aner hi´wern, ob er will oder ned".