Hilpoltstein
Wenn Kleider-Klaus zum "Claude Clautieu" wird

Die Hilpoltsteiner Burgspieler führen dieses Jahr die Komödie "Mit Strumpfband und Lederhose" auf

26.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:34 Uhr
Als Claude Clautieu weiß der Kleider-Klaus natürlich ganz genau, was ihm und seinen Kunden steht. −Foto: Unterburger

Hilpoltstein (HK) Eine nackte Schaufensterpuppe, ein durchgeknallter Ladeninhaber mit Frankreichtick, ein "tieffliegender Intelligenzakrobat", ein Vertreter namens Bodo Strack sowie hysterische Verkäuferinnen, Kundinnen, Näherinnen, eine Auszubildende und eine Postbotin sind die Zutaten des diesjährigen Burgspiels "Mit Strumpfband und Lederhose". Die Proben laufen bereits auf Hochtouren.

Erst mal macht Bernadette Haas-Sörgel ihre Tupper-Box auf, holt sich ein Brot heraus, beißt herzhaft hinein und setzt sich dann in ihren Regie-Stuhl. Sie schlägt das Manuskript auf und liest aufmerksam mit, was die Burgspieler ihr auf der Bühne vorspielen. "Mit Strumpfband und Lederhose!" steht in großen Buchstaben auf dem Manuskript - "Eine Komödie in drei Akten von Pirmin Stern".

Burgspielprobe. Das Wetter ist ganz angenehm hier oben auf der Burg. Sogar die Sonne scheint. Erst nach Sonnenuntergang wird es frisch. "Seit Ende Februar proben wir", erzählt Bernadette Haas-Sörgel im Gespräch mit unserer Zeitung und zieht kräftig an ihrer E-Zigarette, "zuerst einmal in der Woche, dann zweimal und in der Woche vor der Aufführung proben wir jeden Tag".

Heute gibt es einen Durchlauf von Szene 1 bis 4 - und das gleich zweimal hintereinander. Vor der Bühne steht eine Schüssel mit Nervennahrung, sprich mit Süßigkeiten. Souffleuse Jennifer Scheuerlein stellt ihren Stuhl vor die Bühne und wartet auf "Action". Auch Josef Lang, der Leiter des Burgspiels, spitzt in das Manuskript, bis er selbst als "Schreinermeister Helmut Koller" dran ist.

Worum geht es bei der Komödie in drei Akten von Pirmin Stern? Der Ladeninhaber "Kleider-Klaus" (Julian Sörgel) war auf der Modenschau in Paris und möchte nun seinen ländlichen Kleiderladen auf das Niveau der internationalen "Fashion" heben. Als Spinner mit frankophilen Neigungen nennt er sich seitdem "Claude Clautieu" und würzt seine Äußerungen mit möglichst vielen französischen Wörtern und Ausdrücken, auch wenn er deren Bedeutung nur ansatzweise durchschaut.

Der Schreinermeister Helmut Koller (Josef Lang) und sein naiver Geselle Manfred Nagel (Julian Rebler) tragen beim Umbau des Ladens mit viel Situationskomik ebenso zur Unterhaltung bei wie der Vertreter Bodo Strack (Hans-Joachim Fricke), der den Damen seine Liebesbedürfnisse und dem Claude die Landhausmode ans Herz legt. Bodo, auch die Abkürzung für "Bedingt orientierter dusseliger Oberdackel", macht sich an Verkäuferinnen, die Näherin und die Auszubildende ran, scheitert mit seinen Versuchen aber grandios.

Der Kunde Adam Klamm (Thomas Schmauser) öffnet an der Ladenkasse seine eigene "Geld-Börse", um möglichst viele Prozente zu erringen. Verkäuferin Anne Richtig (Heike Kerner) begeistert sich an den heimlichen Geschäfte der Auszubildenden Evi Fromm (Tanja Jäschke) - sie verkauft Dessous unter dem Ladentisch - während die Näherin Kordula Kort (Evelyn Brandl) ihre Strumpfbänder anpreist. Die Kundin Brigitte Taler (Sonja Mählert-Berner) ist von den neuen Ideen entzückt, denn auch sie liebt alles Französische, und befeuert mit ihren eigenen Kreationen die Diskussion noch weiter. Und die Postbotin mit dem treffenden Namen Gerda Bring (Stefanie Schmauser) hat Mühe, ihre Briefe und Päckchen an den Mann zu bringen, meistert dies aber mit stoischer Geradlinigkeit.

Ein Markenzeichen der Burgspiele ist es, dass immer auch witzige Anspielungen zu bekannten Namen, Ereignissen oder Orten gemacht werden. So wird dieses Mal Hofstetten kräftig durch den Kakao gezogen. "Was gibt es bei euch in Hofstetten?", fragt der Schreinermeister Helmut Koller seinen etwas dusseligen Gesellen Manfred Nagel, der sich schämt, die nackte Schaufensterpuppe anzuschauen. "In Hofstetten gibt es nackte Kühe, Ziegen und Schafe, aber die haben meist ihren Wollpullover an", antwortet der Manfred, wird aber daraufhin von seinem Schreinermeister als "tieffliegender Intelligenzakrobat" beschimpft.

Es ist eine lustige Truppe, die hier oben auf der Burg probt. Ab und zu stoppt Regisseurin Bernadette Haas-Sörgel den Spielfluss, kritisiert Kleinigkeiten und macht Verbesserungsvorschläge. Auch Souffleuse Jennifer Scheuerlein muss immer wieder ein Stichwort geben, wenn der Text noch nicht so recht sitzt.
 

Robert Unterburger