Wendelstein
Abseits vom Klischee der Weihnachtsseligkeit

Stefanie-Boltz-Trio bezaubert mit "Midwinter Tales" und großer Ausstrahlung

16.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr

Stilistisch bewegt sich Stefanie Boltz zwischen swingendem Jazz, gospeligem Blues und Acoustic Pop. - Foto: Unterburger

Wendelstein (ub) Es ist immer bemerkenswert und erfreulich, dass in der Jegelscheune neue Talente ein Forum bekommen. So stellte sich die Münchner Sängerin Stefanie Boltz zusammen mit zwei Musikern mit "Midwinter Tales" vor und wurde am Ende vom Publikum gefeiert.

Mancher kannte Boltz vielleicht schon als Hälfte des preisgekrönten Jazzduos Le Bang Bang mit Sven Faller am Kontrabass. Mit ihm hat sie mittlerweile fast alle namhaften Orte der deutschsprachigen Jazzlandschaften besucht. Dann überraschte sie 2014 mit ihrer ersten Solo-CD "Love, lakes and snakes", für die es überall gute Kritiken gab. Seit dieser Zeit präsentiert sie mit ihrem Quartett Songs aus eigener Feder; in der Jegelscheune trat sie allerdings im Trio auf.

Stilistisch bewegt sich die junge Sängerin zwischen swingendem Jazz, gospeligem Blues und Acoustic Pop. Die Lieder von Stefanie Boltz klingen sehr dicht und ausgefeilt, ihre Musik ist nuancenreich und dynamisch wie ihre Stimme. Sie deckt eine weite Spannbreite ab zwischen seelenvoll und verloren schwebend bis hin zu intim hauchend, aber auch kraftvoll und bluesig anpackend.

Mit ihren "Midwinter Tales" brachte Stefanie Boltz erstmals ein Winter- und Weihnachtsprogramm auf die Bühne - abseits vom Klischee der Weihnachtsseligkeit. Atmosphärisch dicht und mit einer großen Ausstrahlung verzauberte die Münchner Sängerin das Publikum in der Jegelscheune.

Mit ihren jazzigen, tiefentspannten Interpretationen gab die Künstlerin dem "Merry little Christmas" eine ganz besondere Note. "Jetzt gibt es keine Ausrede mehr", bekräftigte Stefanie Boltz, "Wir sind in der Adventszeit angekommen und haben die Themen Winter, Sonnenwende und Weihnachten mitgebracht."

In mehreren Songs stellte sie das Thema Wünsche in den Mittelpunkt. Neben ganz persönlichen Eigenkompositionen präsentierte sie auch Musik des brasilianischen Komponisten Sergio Mendes, die in ihrer Version "So many stars" hieß. Ruhige, fließende, entspannte Musik, die sie unaufgeregt und entschleunigt zusammen mit zwei Akteuren der deutschen Jazzszene zelebrierte: Paulo Morello an der akustischen und der elektrischen Gitarre sowie Sven Faller am Kontrabass.

Hörenswerte Interpretationen wie Nat King Coles melancholischer Song "Nature boy" oder Paulo Morellos Kompostion "Robert's Waltz", die er seinem Freund Robert gewidmet hat, der mit 36 Jahren ein Pflegefall wurde, erweiterten die Palette der musikalischen Stilrichtungen. Kunstvoll verzierte und verjazzte das Trio weltbekannte Songs - wie "Here comes the sun", den George Harrison für die Beatles geschrieben und gesungen hat und der ausschließlich von Sven Fallers Kontrabass begleitet wurde -, die das Konzert abwechslungsreich und eindringlich werden ließen.

Relaxt, aber auch liebevoll und immer mit einem Lächeln führte Stefanie Boltz das Publikum behutsam durch das Programm, begleitet von zwei fabelhaften Musikern, auf die Verlass war. Sie erzählte musikalisch Liebesgeschichten, sang von der Sehnsucht, an Weihnachten zu Hause zu sein und widmete einem Song den Dolomiten und ihrer zweiten Heimat Südtirol. Im Dialog mit Gitarre und Kontrabass überzeugte die Sängerin ungemein.

Dass man auch mit dem Weihnachtsmann flirten kann, bewies Stefanie Boltz mit dem Song "Santa baby, hurry down the chimney tonight" (Steig vom Kamin herunter!). Doch es gibt auch Menschen, die gerade an Weihnachten in Depression verfallen. Als Beispiel hierfür bemühte sie Tom Waits, der in einem Song davon erzählt, wie eine Frau im Gefängnis ihre Weihnachtspost schreibt.

In dieselbe Kerbe schlug der Hinweis, dass an Weihnachten so manche den Blues bekommen. "Ein doofer Tag, um unglücklich zu sein", meinte die Interpretin und widmete allen "Weihnachtsgeschädigten" den Song "I ain't got nothing but the blues".

Eines ihrer Lieblingsstücke, das gleichzeitig eines der am wenigsten bekannten Stücke darstellt, war der Song "December", in dem es heißt "In december I'll be goin' home". Bassist Sven Faller hat ein berührendes Lied komponiert, das eine Stimmung beschreibt, bei der man jeden Tag neu geboren wird. "The first day of your life" heißt dieser nachdenkliche Song, der beim Wendelsteiner Publikum hervorragend ankam. Mit Leonard Cohens Klassiker "Halleluja" als Zugabe schickte das Stefanie-Boltz-Trio die Zuhörer hinaus in die sternenklare Nacht.