Wendelstein
Volksmusik abseits jeglicher Klischees

Luz Amoi lassen aufhorchen und feiern Triumph in der Wendelsteiner Georgskirche

22.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:53 Uhr

Sie stecken die Grenzen für die Volksmusik neu ab und erweitern die Horizonte: Luz Amoi bei ihrem Konzert in Wendelstein. - Foto: Unterburger

Wendelstein (HK) Ein Weihnachtskonzert der etwas anderen Art ist am vierten Advent in der ausverkauften Wendelsteiner Georgskirche zu Ende gegangen. Minutenlanger Beifall und Bravorufe krönten die Leistung der fünfköpfigen Formation Luz Amoi, die bereits 2010 einen fulminanten Einstand in der Jegelscheune gefeiert hatte.

Neuartig, lebendig und dennoch traditionsbewusst: So präsentierte sich die junge Formation Luz amoi, die 2015 allerdings schon ihr Zehnjähriges feiern konnte. Die bayerische Weltmusik aus der Hallertau fand riesiges Interesse mit einem Weihnachtsprogramm, bei dem bekannte deutsche Weihnachtslieder auf ungewöhnliche Weise verfremdet und verjazzt wurden. Das Musikgenre "Neue Volksmusik" - manchmal auch "Volxmusik" geschrieben - bezeichnet den Versuch, Elemente der Volksmusik in neue Kontexte zu setzen und mit anderen Stilrichtungen zu verbinden.

Eine interessante neue Gruppe aus Oberbayern, die genau diesen "Crossover" probiert, ist Luz Amoi. Die fünf Bandmitglieder, die zwischen Oberappersdorf und Freising daheim sind, stecken die Grenzen bayerischer Volksmusik gerne etwas weiter und wollen mit volkstümlicher Musik, wie sie im "Musikantenstadl" gespielt wurde, nichts zu tun haben. Tunlichst vermeidet man jeden Anflug von Kitsch und jedes bayerische Klischee. "Unser Ziel ist, die traditionelle Volksmusik anders zu gestalten", sagte Bandgründer und Moderator Stefan Pellmaier. "Wir wollen die Volksmusik in unserer eigenen Sprache ausdrücken."

Luz amoi! ist eine Aufforderung und heißt so viel wie "Hör mal zu!" Das Publikum in der Georgskirche hörte zu und war begeistert vom verblüffenden Stilmix dieser sympathischen jungen Musikerinnen und Musiker. Eigentlich ist es ein Familienbetrieb, bestehend aus dem musikalischen Kopf Stefan Pellmaier (Akkordeon, Marimbaphon, Vibraphon, Perkussion, Drum Set, Gesang, Moderation), seiner Frau Stefanie Pellmaier (Geige, Marimbaphon, Gesang), seiner Schwester Manuela Schwarz (Hackbrett, Harfe), seinem Cousin Johannes Czernik (Klarinette, Saxofon, Gitarren, Gesang) und Dominik Hogl (Bass).

Stefan Pellmaier (von vielen auch Pelli genannt) studierte an der Münchener Musikhochschule klassisches Schlagwerk und Schulmusik, Johannes Czernik (oder Häns, wie er seit einiger Zeit genannt wird) gibt an der Augsburger Musikhochschule seinen Saxofonkünsten den letzten Schliff und Manuela Schwarz veredelt ihr Können am Hackbrett an der Berufsfachschule für Musik in Altötting. Stefanie Pellmaier hat auch am Konservatorium in München studiert. Dort lernte sie ihren Mann kennen.

So wurde instrumental einiges geboten. Das Marimbaphon stand im Einklang mit dem Hackbrett, ein Sopransaxofon verschmolz mit den melancholischen Klängen von Harfe und Geige, und unzählige Perkussionsinstrumente, Gitarre und der Kontrabass sorgten für ungewöhnliche Rhythmen, die aufhorchen ließen. Ganz nach dem Motto "Überall dahoam" waren jiddische, russische und irische Klänge zu hören, aber auch Sinti-Klänge konnte man in einigen Stücken erkennen.

Nach über 17 Konzerten in Bayern und Österreich beendeten die fünf Musiker ihre Weihnachtstour in Wendelstein. Zwischen den Musikbeiträgen trug Stefan Pellmaier ein paar Gedanken vor. Er hinterfragte den Sinn von Weihnachten und übte deutliche Kritik am Konsumrausch, der alljährlich bei vielen Menschen kurz vor dem Fest ausbricht. "Habt keine Angst in einer Welt zunehmender Orientierungslosigkeit", riet er den aufmerksam lauschenden Zuhörerinnen und Zuhörern: "Machen wir uns wie die Hirten auf den Weg!"

"Wir alle hätten es verlernt, dankbar zu sein und dem zu vertrauen, der uns geschaffen hat", so Pellmaier, "vielleicht müssten wir wieder werden wie die Kinder." Echte Christen seien Menschen, die im tiefsten Herzen zufrieden sind: "Christ ist der, der immer wieder einen neuen Anfang sucht, weil er sich von der Liebe Gottes getragen und gestärkt weiß." Erst dann könne Weihnachten die Welt verändern, wenn es jeden von uns verändere.

Der Erfolg gibt Luz Amoi Recht. Sie bekamen zahlreiche Preise wie den Fraunhofer oder den Dellnhauser Volksmusikpreis, den Förderpreis der Hanns-Seidel-Stiftung und den Kulturpreis des Landkreises Freising. Sie standen bereits mit Künstlern wie Konstantin Wecker, Claudia Koreck oder Enrico de Paruta und vielen anderen auf der Bühne. Regelmäßig sind sie im Rundfunk und Fernsehen zu Gast.

Stefan Pellmaier schloss den außergewöhnlichen Konzertnachmittag am vierten Advent mit einem berührenden Gebet des deutschen Schriftstellers Rainer Maria Rilke, in dem es heißt: "Eines lass mich behalten: den Blick in deine Sterne, damit ich das Händefalten nicht ganz verlerne."