Wendelstein
Nationalspielerin und Jungenschreck

Die 14-jährige Fußballspielerin Gia Corley aus Nürnberg gehört zum Team der Wendelsteiner U15-Junioren in der Bayernliga

05.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:50 Uhr

Nachwuchsfußballerin Gia Corley hat es schon zur Spielführerin der deutschen U15-Nationalmannschaft gebracht. - Foto: DFB

Wendelstein (HK) Im Mädchenfußball ist Gia Corley eine Größe. Die 14-Jährige aus Nürnberg ist Mannschaftsführerin der deutschen U15-Elf. Um sich ständig zu verbessern, spielt sie auch bei den gleichaltrigen Jungen der JFG Wendelstein mit - und erfüllt damit die Voraussetzungen, um für die Wahl zur Sportlerin des Jahres im Landkreis Roth nominiert zu werden.

Sie ist gewissermaßen der Philipp Lahm des Mädchenfußballs in Bayern. Die 14-jährige Gia Corley aus Nürnberg spielt zwar auf einer anderen Position als der Außenverteidiger der Münchener Bayern. Torjägerin und Spielmacherin wird Corley im Bayerischen Fußballverband abwechselnd genannt. Aber wie der berühmte Bayern-Profi hat es auch die talentierte Nachwuchsfußballerin schon zum Kapitän der deutschen Nationalmannschaft gebracht. Corley ist Mannschaftsführerin der U15-Elf des DFB. "Mein Traum ist es, Bundesligaspielerin zu werden", sagt sie.

Als Kandidatin bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres im Landkreis Roth kommt sie infrage, weil sie in einer hiesigen Mannschaft spielt. Bei den U15-Junioren der Jugendfördergemeinschaft (JFG) Wendelstein ist sie aber Stammspielerin in der Bayernliga - als einziges Mädchen in diesem Jungenteam, doch das ist kein Problem für Gia. Denn auf dem Platz zählt allein ihre Leistung. "Sie haben mich akzeptiert", sagt sie.

Mit ihrer Zugehörigkeit zum DFB-Stützpunkt und der Sportleistungsklasse an der Bert-Brecht-Schule in Nürnberg-Langwasser bringt es die 14-Jährige auf sieben Mal Training pro Woche. Dass sie in keiner Mädchenmannschaft, sondern bei den Jungen mitspielt, ist für Corley eine Frage der Entwicklungsmöglichkeiten. "Dort bin ich mehr gefordert und werde besser gefördert." Physisch bringen sie das Training und die Spiele mit den Junioren manchmal an Grenzen, wie sie selbst einräumt. "Es geht ganz schön zur Sache." Doch technisch kann sie locker mithalten. "Bei der Ballbehandlung ist sie sehr gut", sagt ihre Mutter Cornelia. "Gleichaltrige Mädchen haben kaum eine Chance."

In der Saison 2015/16 hat Gia Corley als einzige Spielerin des Jahrgangs 2002 alle sechs Länderspiele der deutschen U15-Juniorinnen absolviert. Am 11. Dezember 2015 ist sie gegen das Team aus Belgien zum ersten Mal im DFB-Trikot mit Kapitänsbinde aufgelaufen und war sofort erfolgreich. Gleich in der ersten Spielminute erzielte die Nürnbergerin den Führungstreffer. Bei ihrem dritten Auftritt im DFB-Team - wieder gegen Belgien - gab es aber auch einen Rückschlag. Gia brach sich das Schlüsselbein. Letztlich aber halb so wild. Bis zum nächsten DFB-Kaderlehrgang war sie schon wieder fit.

Auf Bundesebene ging Gias Stern beim U14-Länderpokal 2015 in Duisburg auf. DFB-Trainerin Bettina Wiegmann und ihr Sichtungsteam nahmen dort die größten Talente genau unter die Lupe. Die Besten belohnten Wiegmann mit Nominierungen für zwei anstehende Sichtungslehrgänge der damals neu zu formierenden U15-Auswahl. Gia Corley belegte mit der Bayernauswahl den dritten Platz, wurde aber unter den 330 meist älteren Fußballerinnen aus 22 Mannschaften zur besten Spielerin des Turniers gewählt. "Ich bin überrascht", sagte sie bescheiden im DFB-Interview danach, "ich hab nämlich sehr viele Chancen nicht reingemacht."

Die Fußballkarriere war für Gia Corley keineswegs vorgezeichnet. Ihre ersten Sportarten waren nämlich Leichtathletik und Turnen. 2009 aber zog es sie zum SV Fortuna Regensburg, dessen Fußballplatz sie von ihrem Kinderzimmer aus sehen konnte. "Ich wollte da immer mitspielen." Eine Mädchenmannschaft gab es aber nicht. Also kickte sie von Anfang an bei den Jungen.

"Ich glaube, das erste halbe Jahr haben sie sie dort ohnehin für einen Jungen gehalten", erzählt Mutter Cornelia. Ihre Tochter fiel auf dem Fußballplatz schnell auf, denn ihre Begabung war erstaunlich. Doch gute Mädchenmannschaften gab es im Regensburger Umfeld nicht. Es sollte aber weitergehen für Gia. Deshalb entschied sich Cornelia Corley im August 2013 für einen Umzug nach Nürnberg.

Die Sichtung beim Club verlief erfolgreich. Ein Jahr lang spielte sie fortan in den Reihen der FCN-Mädchen. Dann wechselte sie zum SC Feucht, um mit den Jungen der D- und C-Junioren in der Bezirksoberliga spielen zu können. Schließlich wechselte ihr Trainer - und Gia Corley ging mit. Schließlich hat sie Jürgen Baske viel zu verdanken. Und auch bei der JFG Wendelstein setzt der Coach auf die 14-Jährige. Acht von elf Bayernligaspielen hat sie in der laufenden Saison bestritten. "Bei den anderen war ich verletzt oder auf Lehrgang", erklärt sie. "Ich fühle mich sehr wohl in Wendelstein."

Besonders gerne fährt sie zu jedem Lehrgang der Bayernauswahl. Neben Trainerin Sabine Loderer trifft sie dort auch ihre besten Freundinnen. Nicole Connert aus Fürstenfeldbruck und Sarah Müller aus Augsburg erreichten mit Gia heuer den zweiten Platz bei der süddeutschen Meisterschaft und im Mai erneut den dritten Platz beim DFB-Länderpokal. Erfolge, an denen Gia Corley beteiligt ist, - aber nicht nur, weil sie ein Ausnahmetalent ist. Sie profitiert auch vom passenden Netzwerk. "Die Trainer, meine Mitspielerinnen und meine Mutter, alle unterstützen mich sehr", sagt sie.

Prominente Vorbilder wie etwa Philipp Lahm spielen für Gia allerdings keine große Rolle. "Mein Vorbild ist Lena Oberdorf", sagt sie. Die 14-jährige Mittelfeldspielerin aus Gevelsberg im Ruhrgebiet war vor wenigen Monaten das jüngste Mitglied der deutschen U17-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Jordanien. Die nächste WM der U17-Juniorinnen findet 2018 in Uruguay statt. Dann wäre Gia 16 Jahre alt und hätte Philipp Lahm sogar übertrumpft. Denn der war bei seinem ersten WM-Auftritt bereits 22.