Wendelstein
Fränkische Poesie zwischen Schlafsiedlung und Kloß zerlegen

29.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Wendelstein (HK) Der "Tag der Poesie" bot für die VHS Wendelstein den geeigneten Rahmen zu einer Lesung in fränkischem Dialekt in der Jegelscheune mit Walter Tausendpfund, einem Autor von Gedichten wie von weiteren Texten zur fränkischen Geschichte und zum Alltagsleben aus Pegnitz in Oberfranken. In Allersberg geboren und zur Schule gegangen, wurde der Dialekt für Walter Tausendpfund ein besonderes Element als Bekenntnis zur Heimat, führte ihn doch der Weg später von Allersberg über die Oberpfalz nach Oberfranken.

"Ba uns in Frangn is so odder so odder doch ganz anersch" stellte er dabei als Grundgedanke seiner Poesie allgemein voran, was auch in seinen Gedichten und Texten deutlich wurde. Den Einstieg in die Texte bot seine freie fränkische Übersetzung des "Osterspaziergangs" von Goethe, um dann humorvoll-hintersinnig weitere gereimte "Naturerlebnisse" vorzutragen. Die Gabe dazu, um überhaupt genau das zu sehen und zu erkennen, habe er wohl von seinem Vater bei den etlichen Waldspaziergängen in der Kindheit geerbt.

Aspekte des täglichen Lebens wie die "Liebe" waren ein weiterer Schwerpunkt: "Der Franke denkt sehr differenziert und wiegt die Entscheidung lange ab, was und wie er es denn sagen will - und sagt's dann doch wieder ganz anders" stellte er humorvoll fest mit Textbeispielen zur Sprachlosigkeit bei anfänglichen großen Liebesvorstellungen bis hin zum "Aneinander vorbeireden" als eingespieltes Paar nach etlichen Ehejahren, um sich überhaupt mal wieder etwas zu sagen.

Selbst in einer "Schlafsiedlung" am Stadtrand zu Hause schlug er in einem seiner Texte hintersinnig vor, als Wappen für die Siedlung ein Bett zu wählen, da tagsüber von früh sechs Uhr an bis zum Abend eh keiner dort wohnt, und trug auch Texte vor, die angesichts aktueller Krisen und Konflikte zum Nachdenken anregen.

Das dritte Hauptthema war "Essen und Trinken", und auch dazu hatte Walter Tausendpfund humorvolle Texte mit teilweise kritischen Hintergedanken, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sind.

Mit einem "Brotgedicht" über die "letzt'n Bräckerla" schaffte er den Wechsel zum Thema "Heimat" und präsentierte als Lobeslied auf die Fränkische Schweiz das Gedicht "Kirschblüten". Reiseimpressionen unter dem Motto "Raus und naus" beschlossen die Lesung.