Wendelstein
Faszinierende Bandbreite musikalischen Schaffens

"Zakedy Music" begeistert in der Wendelsteiner Jegelscheune Eigenkompositionen mit Arrangements

24.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

"Zakedy Music" erfreute das Publikum mit einem einzigartigen Arrangement. - Foto: Unterburger

Wendelstein (HK) Die Augsburger Jazz-, Folk- und Songwriting-Band "Zakedy Music" hat jetzt ein mitreißendes Konzert in der Wendelsteiner Jegelscheune geboten. "Zakedy" ist ein lautmalerisches Wortspiel. Es beschreibt den jazzigen "Cymbal-Beat" und die pulsierende Rhythmik, die ein Markenzeichen dieses Quartetts ist.

Die musikalische Bandbreite dieser Formation reicht von kammermusikalischem Jazz über Straßenmusik bis hin zum Songwriting und dem Einsatz elektronischer Sounds. Die Band mischt Eigenkompositionen mit Arrangements bekannter und unbekannter Werke der europäischen Musikgeschichte, aber auch mit Volksliedbearbeitungen.

Musikalischer Kopf ist Walter Bittner, Jahrgang 1957, zuständig für Schlagzeug, Sampling und Gesang. 2009 gründete er das eigene Bandprojekt "Zakedy Music". Seit 2012 ist Bittner Lehrbeauftragter für Drumset am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg.

Ihm zur Seite stand der Saxofonist und Klarinettist Stephan Holstein, der schon mehrfach beim Wendelsteiner Festival aufgetreten ist. Stephan Holstein, Jahrgang 1963, spielt Klarinette seit dem 11. Lebensjahr. Er hat sein eigenes Quartett, spielt mit im "Clarinet Jazz Trio" sowie als freier Solist in anderen Ensembles. 1995 erhielt er den Bayerischen Staatsförderpreis als Jazzklarinettist.

Als Dritter im Bunde überzeugte Daniel Mark Eberhard am Piano, am Melodium und am Akkordeon. Eberhard, Jahrgang 1976, ist seit Oktober 2015 Professor für Musikpädagogik und Musikdidaktik an der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und professioneller Musiker.

Komplettiert wurde das Quartett durch Uli Fiedler am Kontrabass. Fiedler studierte von 1997 bis 2002 E- und Kontrabass sowie Instrumentalpädagogik an der Musikhochschule Köln. Seitdem war er mit verschiedenen Bands im In- und Ausland auf Tour und an Studioaufnahmen mit unterschiedlichsten Künstlern beteiligt. 2003 erhielt er den John-Lennon-Award-Förderpreis.

Locker, entspannt, jazzig. So könnte man die Musik von "Zakedy Music" beschreiben. Das wurde schon im ersten Song "I´ll remember you" deutlich. Das Original stammt vom frischgebackenen Nobelpreisträger Bob Dylan.

"Wir haben viele unterschiedliche musikalische Konzepte", erklärte Sänger und Schlagzeuger Walter Bittner, "so haben wir uns auch die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart vorgenommen." Die aufregenden Mozart-Interpretationen mit wunderbaren Improvisationsteilen, die sich im Tempo rasant steigerten, gingen unter die Haut.

Von Mozart ging es zu Bertold Brecht. Als Emigrant war Brecht, der vor den Nazis in die USA geflüchtet war, 1948 in der Joseph-McCarthy-Ära vorgeladen worden, weil er als Kommunist verdächtigt wurde. Die Band "Zakedy Music" hatte eine Soundcollage von Brechts gerichtlicher Anhörung mit Originalzitaten, der amerikanischen Nationalhymne und Sprachfetzen, garniert mit Anklängen an den Free Jazz, gemacht. Auch das Stück "mucsi rumba" handelte von Menschen, die ins Exil gehen. Ein experimentierfreudiges Stück, das Walter Bittner seinen Eltern widmete, die aus Ungarn geflohen waren.

Abbey Lincoln war aktiv in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre. Ihr Song "Throw it away", gesungen von Walter Bittner, geriet zu einem Paradestück für den Saxofonisten Stephan Holstein. Bittner schrieb den schnellen Titel "Grandhotel Cosmopolis", den er allen Menschen widmete, die ins Exil gehen müssen. Thematisch passte auch der Song "How deep is the ocean" von Irving Berlin (1888-1989) dazu, denn der Jude Irving Berlin ging ebenfalls in die USA ins Exil.

"What the morning was after", geschrieben von dem englischen Dichter, Songwriter und Sänger Pete Brown, der unter anderem für die Band "Cream" Lieder geschrieben hat, stand im Folgenden im Mittelpunkt. Zum Abschluss folgte eine elektronische Einspielung von Stimmen und Geräuschen, die Walter Bittner auf einem indonesischen Marktplatz aufgezeichnet hat und die er "Urbanity" nennt. Dazwischen spielte Daniel Mark Eberhard den Song "As time goes by" aus dem Kultfilm "Casablanca" an, der ebenfalls das Thema Exil hat. Mit einem Song von Hanns Eisler, zu dem Bert Brecht den Text geschrieben hat, endete der wunderbare Abend.