Wendelstein
Düster und melancholisch

Yosai katapultieren ihr Publikum in der Jegelscheune in eine Traumwelt Experimente ohne Gesang

28.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:24 Uhr

Musik mit Extremen: Yosai aus Leipzig. - Foto: Unterburger

Wendelstein (ub) Zugegeben: Diese Musik hat etwas Hynotisches. Wer ihr längere Zeit konzentriert zuhört, dem eröffnen sich neue Klangwelten, der verfällt ihr regelrecht. Vier junge Musiker aus Leipzig, die sich Yosai nennen, traten erstmals in der leider nur spärlich besuchten Jegelscheune auf.

Simon Schorndanner (Tenorsaxofon, Klarinette), Steffi Narr (Gitarre), Noah Punkt (E-Bass) und Clemens Litschko (Schlagzeug) rollen in der Jegelscheune einen berauschenden Klangteppich aus mit jazzig angehauchter, entspannter und entspannender, träumerischer, aber auch sehr melancholischer, aufpeitschender und ungewöhnlicher Musik. Musik, die ohne Gesang auskommt, die vom Experiment lebt und beherrscht wird.

Yosai machen Musik, die weit weg vom Mainstream ist. Manchmal braust ein regelrechtes Soundgewitter auf die Zuhörer nieder. Ein Gewitterdonner, der die Schmerzgrenze des Zuhörens erreicht, mit undefinierbaren Geräuschen, die entfernt an Pink Floyd erinnern. Manchmal hatte man auch den Eindruck, man höre die Beatles in ihrer psychedelischen Phase, beispielsweise mit "A Day In The Life" heraus.

Nach intensiven, pfeifenden und krachenden Geräuschen kehrte man zurück zu halbwegs harmonischen Klängen. Eigentlich ist das eine todtraurige Musik, die Yosai spielen. Musik, die den Zuhörer gefangen nimmt, nicht mehr loslässt und ihn in eine Traumwelt katapultiert. Musik mit Extremen: vom Wohlklang zum Gefühlschaos, von sauberer Harmonie zum ohrenbetäubenden, höllischen Lärm. Das Spektrum ist weit, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Bei ihrer Nummer, die den Titel "16" trägt, bezogen sie sich auf das abgelaufene Jahr. "Da ist viel Schlimmes passiert und viele Künstler von Weltrang sind gestorben", sagte der Bassist Noah Punkt, der auch die sparsame Moderation übernahm. Ein nervöser, hektischer Song mit einem sich überschlagenden, geradezu explodierenden Saxofon, der am Ende zu sehr sanften Gitarrenklängen zurückkehrt. Geschrieben hat diese Nummer Steffi Narr.

Yosai lieben Abkürzungen. So lautete ein Titel "SKUN" ("Sie kriegen uns nie"), ein anderer "AWG" ("Alles wird gut".). Wollte man die Musik dieses Quartetts als seelenlose Musik abtun, würde man ihm sicher Unrecht tun. Die Musik ist unkonventionell, experimentell und gegen den Strich gebürstet. Steffi Narr an der Gitarre spielte oft mit geschlossenen Augen, schien entrückt, aber hochkonzentriert.

Musik, die unter die Haut geht. Musik mit vielem technischen Firlefanz, mit Rückkopplungen und Echo-Effekten. Es war starker Tobak im positiven Sinn. Zwischendurch erzählte Moderator Noah Punkt etwas von "tibetanischer Windbestattung" oder von Zahlenmystik, so beim Titel "24", den die Band als Zugabe spielte.

Yosai spielen Musik, die man irgendwo zwischen Indierock, Jazz und experimenteller Rockmusik einordnen kann. Doch für Schubladendenken ist die Musik dieser Leipziger Band nicht passend. Zu vielfältig sind die "musikalischen" Geräuschkulissen, die sich beim Zuhören öffnen.