Wendelstein
Der dritte Pädagoge

Gerade einmal viereinhalb Jahre nach seiner Eröffnung bekommt das Wendelsteiner Gymnasium bereits einen Anbau

21.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Eine Wand durchbrechen statt ein Bändchen durchschneiden: Spektakulär ist der Eröffnung des Anbaus in Wendelstein. - Foto: Messingschlager

Wendelstein (HK) Ein Dejà-vu haben am Montag nicht wenige der Gäste im Wendelsteiner Gymnasium gehabt. Ist es doch erst viereinhalb Jahre her, dass die Schule selbst eingeweiht wurde. Nun kamen wieder alle zusammen, um die Erweiterung des Anbaus zu feiern - die Schule war bereits zu klein.

In knapp zwei Jahren ist der Anbau mit acht Klassenzimmern, vier Fachräumen und zwei sogenannten Clustern - flexible Lernräume, die sich vor allem für projektbezogenes Arbeiten eignen - entstanden. Rund sieben Millionen Euro hat es gekostet, wobei der Eigenanteil des Landkreises bei etwa fünf Millionen Euro lag. Insgesamt verfügt die Schule nun über 58 Räume, rund 1100 Schüler können darin unterrichtet werden. Knapp 950 sind es bereits aktuell, wobei es erst im kommenden Jahr die ersten Abiturienten geben wird.

Dass die Erweiterung so schnell Realität werden würde, habe er sich viereinhalb Jahren nicht vorstellen können, sagte Architekt Arnd Rudolph. Zumal das Gymnasium bis zu seinem ersten Spatenstich einen unglaublich langen Weg gehen musste - über 30 Jahre lang dauerte der Kampf, bis der Freistaat endlich grünes Licht gab.

Umso flotter ging es danach. Als sich zwei Jahre nach der Eröffnung gezeigt habe, dass die Schule zu klein sei, habe man sofort gehandelt, sagte Landrat Herbert Eckstein (SPD). Noch im August 2014 habe der Kreistag die Planer beauftragt. "Das war Teamwork, auch die Regierung hat dann mitgekriegt, die machen es." Eckstein brach in diesem Zusammenhang auch eine Lanze für den Kreistag: "Der hat Beifall verdient." Mit dem Schulprogramm gehe man regelmäßig an die Grenzen dessen, was machbar sei. So seien in den zurückliegenden zehn Jahren 113 Millionen Euro investiert worden.

Ein Vorteil war sicher, dass bereits beim ersten Bau eine Erweiterung im Hinterkopf war - so konnte nahtlos angesetzt werden. Denn wenn es nach dem Kreistag gegangen wäre, hätte die Schule von jeher die jetzige Größe gehabt. Eigentlich habe man schon bei der Einweihung gewusst, dass es zu klein sei, sagte Wendelsteins Bürgermeister Werner Langhans (CSU). Mit der jetzigen Entwicklung werden die bestätigt, "die lange für die Schule gekämpft haben". Der Bedarf sei wohl damit bestätigt. Der Landkreis habe ein wichtiges bildungspolitisches Zeichen gesetzt. Allerdings habe er nun eine Bitte, dass im Schulbereich wieder mehr Kontinuität einkehrt, so Langhans mit Blick auf die aktuelle G 8/G 9-Diskussion. "Denn wenn G 9 kommt, ist die Schule wieder zu klein."

Den italienischen Pädagogen Loris Malaguzzi zitierte Schulleiter Johannes Novotný: Demnach hat ein Kind drei Pädagogen: Der erste sind die anderen Kinder, der zweite der Lehrer und der dritte der Raum. Deshalb sei es nicht egal, welchen Raum man habe, so Novotný. "Lehren und Lernen ist anstrengend, da ist es gut, wenn sie mit der Helligkeit angeht, die dieses Haus hat." Generell brach der Schulleiter eine Lanze für die Optik des Gymnasiums, bei dem helles Grau und Weiß dominieren. Farbe? Die komme von den Kunstwerken und natürlich von den Schülern, sagte Novotný.

Salzstreuer mitgebracht hatte der evangelische Geistliche Norbert Heinritz, der mit seinem katholischen Kollegen Adriano Sturchio die Segnung vornahm. Denn der Unterricht solle ja nicht fad sein, wie eine salzlose Suppe, sagte Heinritz. Die Räume seien letztlich nur der Salzstreuer, "ihr Lehrer seid das Salz in der Schule". Darum bekomme ein jeder Lehrer eine Salzstreuer. "Es geht ja auch darum, Werte weiterzugeben, nicht nur um die Vermittlung von Wissen." Er und sein Kollege wünschten jedenfalls, "dass der Unterricht schmeckt".

Mit dem Anbau ist das Wendelsteiner Gymnasium zu einer stattlichen Länge von 130 Metern angewachsen. Ein Gefühl für diese Dimension bekommt man beim Durchschreiten der Gänge. Allerdings war dies am Montag zunächst nicht möglich, denn eine Wand aus Papier trennte den alten vom neuen Gebäudeteil. Diese Wand wurde dann zu den Klängen der schuleigenen Trommelgruppe spektakulär von den Schülern eingerissen. Das neue Gebäude ist eröffnet.