Weinsfeld
Zu Lande, zu Wasser und in der Luft

Auf allen erdenklichen Wegen reisen die Bayern-Fans aus dem südlichen Landkreis zum Finale nach London

24.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:06 Uhr

Der Pokal ist schon dabei, wenn auch nur aus Plastik: Die Weinsfelder Fans bei der Abfahrt. - Foto: J. Münch

Weinsfeld/Greding (HK) Dieses rot-weiße Stück Stoff ist ganz schön weit herumgekommen. Ob Camp Nou in Barcelona, Santiago Bernabéu in Madrid oder Giuseppe Meazza in Mailand – praktisch in jedem berühmten Fußballstadion der Welt ist die rot-weiße Weinsfeld-Fahne schon mindestens einmal aufgehängt worden.

Selbst in Indien, China, Dubai und Japan flatterte das 13 Jahre alte Erkennungszeichen des Weinsfelder Bayern-Fanclubs schon mal an einem Stadionzaun. Seit diesem Donnerstag ist das gute Stück wieder unterwegs, wie immer im Gepäck des Fanclubvorsitzenden Dominik Herrler. Denn er und ein Dutzend Fanclubkameraden sind zum Champions-League-Finale nach London gefahren.

„Wir haben ganz gut Glück gehabt“, sagt Herrler, der beim FC Bayern als einer der reisefreudigsten Fans überhaupt bekannt ist. Mehr als eine Viertelmillion Kartenanfragen sind für das Endspiel gegen Dortmund in München eingegangen. Für gerade mal 25 000 Tickets, die der Verein zugeteilt bekommen hat. Zum Zug sind letztlich nur diejenigen Anhänger gekommen, die eine Dauerkarte für die Allianz-Arena besitzen, einem Fanclub angehören und zusätzlich Mitglied beim FC Bayern sind. Also die treuesten der Treuen wie etwa Martin Petrasek aus Mühlstetten, der in dieser Saison alle bisherigen Champions-League-Spiele der Münchener im Fanblock verfolgte – egal ob in Barcelona oder Borisow. Oder Daniel Witt aus der Oberpfalz, der extra aus den USA anreiste, um mit dem Weinsfelder Fanclub nach London zu fahren.

Was Fußballreisen betrifft, sind Herrler und Co. längst Profis. Gleich nach dem 4:0-Heimspiel der Bayern im Halbfinale gegen Barcelona hat der Weinsfelder Fanclubvorsitzende die Plätze auf einer Fähre nach England organisiert, die wenige Tage später schon restlos ausgebucht waren. Schon am Donnerstagabend, also rund 50 Stunden vor dem Anpfiff, hat die große Endspielreise am Gemeindezentrum begonnen. Zehn Stunden Busfahrt zur Fähre, Überfahrt am frühen Freitagmorgen und ein paar Stunden später Ankunft am Hotel in London, nicht weit weg vom Wembleystadion. So blieb gestern noch genügend Zeit für eine Stadtbesichtung mit Alexander Hanssen aus Zell, seine Mutter ist in London geboren.

Nach dem großen Spiel am heutigen Samstag geht es dafür dann recht schnell nach Hause. Die Fähre zurück aufs Festland legt schon am Sonntagfrüh ab. Am Sonntagabend gegen 20 Uhr wollen die Weinsfelder wieder in der Heimat sein – möglichst nach einem Triumph ihres Vereins, versteht sich. Die Vorzeichen stehen jedenfalls gut, sagt Dominik Herrler. Der Tag der Abfahrt war das Datum, an dem die Bayern vor zwölf Jahren in Mailand die Champions League gewannen. Und es war damals die erste gemeinsame Fahrt mit dem Fanclub aus Dietfurt, mit dem die Weinsfelder auch jetzt wieder unterwegs sind – was soll da noch schiefgehen.

Nicht ganz so generalstabsmäßig geplant ist dagegen die Reise der vier Gredinger Fanclubmitglieder, die ebenfalls ein Endspielticket ergatterten. „Die Fähren sind voll und die Flüge nach London zu teuer“, sagt Marius Birnbach, der bitter bereut, nicht schon früher gebucht zu haben. Doch die Not macht bekanntlich erfinderisch: Jetzt sind die Gredinger eben am frühen Samstagmorgen von München nach Manchester geflogen, fahren von dort mit dem Leihwagen zum Wembleystadion und müssen nach dem Spiel auch flott wieder zurück – der Flieger in Manchester hebt um 9 Uhr ab. Was für ein Aufwand, werden sich vielleicht auch andere Grediger Bayern-Fans denken. Denn die sitzen heute Abend ganz gemütlich bei ihrer Saisonabschlussfeier im TSV-Sportheim – und schauen dann sicher auch auf dem Fernsehbild, ob sie irgendwo die rot-weiße Weinsfeld-Fahne entdecken.