Röttenbach
Dauerbaustelle belastet die Bürger

Röttenbachs Millionenprojekt erfordert viel Geduld - Klagen über Lärmbelästigung und langsames Arbeitstempo

20.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:32 Uhr
Belastende Baustelle: Bürgermeister Thomas Schneider (rechts) erkundigt sich vor dem gesperrten Nordteil der alten B2-Ortsdurchfahrt, der Rother Straße, über den Baufortschritt. −Foto: Osiander

Röttenbach/Mühlstetten (ao) Röttenbachs alte Ortsdurchfahrt ist seit nunmehr eineinhalb Jahren eine riesige Baustelle. Maschinenlärm und Umleitungen verlangen Betroffenen entlang der ehemaligen Bundesstraße B2 viel Geduld ab. Dafür soll die bislang unansehnliche Mitte Röttenbachs zu einem heimeligen, attraktiven, verkehrsberuhigten Grünbereich umgestaltet werden. Doch davor liegt noch ein arbeitsreicher Weg, vor allem, weil sich die Verlegung des neuen Kanals für Oberflächenwasser immer wieder verzögert.

Seit Dezember 2017 pumpt der Zweckverband das Abwasser in die moderne Anlage nach Georgensgmünd. Dabei ist ein großer Teil sogenanntes fäkalienfreies Fremdwasser, das über Drainagen und Dachrinnen oder durch Rohrschäden in den Kanal eindringt. Für die Menge dieses Fremdwassers im normalen Kanal gilt eine gesetzliche Beschränkung. Röttenbach überschreitet dieses zulässige Limit bei weitem, da viele Häuser im wegen der Lehmschicht recht hoch liegenden Grundwasser stehen. Das einschlägige Gesetz verpflichtet deshalb für einen großen Teil der Gemeinde zu einem Trennsystem, das heißt Schmutzwasser muss über einen eigenen Kanal zur Kläranlage geleitet werden. Zudem ist das Oberflächenwasser über eine eigene Rohrleitung direkt in die Bäche zu führen.

Da in der alten B2 sowieso dringende Straßenbaumaßnahmen anstanden, wurde in diesem Bereich mit diesem großen Projekt begonnen: In der Weißenburger Straße, dem südlichen Teil der alten B2, wurde in monatelanger Arbeit der Schmutzwasserkanal schon neu verlegt und der fehlende Oberflächenwasserkanal gebaut. Zudem wurden hier bereits die Arbeiten für die Hausanschlüsse getätigt.

Zurzeit laufen vor allem die Arbeiten in der Rother Straße, dem nördlichen Teil der alten B2, der für den Durchgangsverkehr gesperrt werden musste. Hier fand man den alten Schmutzwasserkanal in einem deutlich besseren Zustand vor als in der Weißenburger Straße. Deshalb kann man sich hier das kostspielige Herausreißen ersparen. Die erstmalige Verlegung eines Oberflächenwasserkanals ist jedoch vonnöten. Da die alte Wasserleitung einst mit Gussrohren erstellt wurde, die leicht brechen können, und zudem alle Schieber über fünfzig Jahre alt sind, entschied man sich für die völlige Erneuerung der Wasserleitung im alten B2-Bereich.

Verständlicherweise wird in der Bevölkerung immer wieder Unmut laut über "den mühsam vorangehenden Arbeitsrhythmus" und die "lang anhaltende Lärmbelästigung und Verkehrsbehinderung" im Baustellenumfeld. Natürlich bedauert auch Bürgermeister Thomas Schneider (Freie Wähler) die vielfachen Verzögerungen, die er ausführlich kommentierte: Die Bauzeit sei bislang um rund acht Monate überschritten worden. Davon habe die Baufirma rund vier Wochen zu vertreten, weil sie nicht immer genügend Mitarbeiter auf der Baustelle gehabt habe. Sieben Monate würden sich aus der "Veränderung der Planung" ergeben. Der Zweckverband habe nämlich ursprünglich weniger Kanalbau beauftragt und dann immer wieder hier und dort Zusatzgewerke eingeschoben.

Die größte Problematik sei jedoch den vielen Querungen von anderen Anlagen wie Gas, Gashochdruckleitung, Strom, Telefon und Breitband geschuldet, welche die Bauarbeiten enorm erschwert hätten, betont Schneider. Er könne er manche negative Kommentare von Bürgern, dass die Firma schlecht gearbeitet hätte, nicht teilen - im Gegenteil, das Unternehmen sei technisch gut aufgestellt und habe sehr gute Mitarbeiter. Ihre "Meterleistung" habe in der Weißenburger Straße unter den schwierigen Verhältnissen "am oberen Ende des Machbaren" gelegen, sagt Schneider.

Ein typisches Beispiel für leidliche Verzögerungen spielt sich derzeit in der Rother Straße ab: Dort soll die Firma den Oberflächenkanal verlegen. Dabei muss eine Gasleitung, die den künftigen Kanalstrang in der falschen Höhe quert, verlegt werden. Doch die zuständige N-Energie lässt sich nicht sehen, weil sie "keine Zeit" hat, und so kann die Kanalbaufirma schon eine Woche lang nicht mehr weiterarbeiten. In dieser Zeit hätten rund hundert Meter Rohrleitung eingesenkt werden können. "Ähnliche Situationen traten in der Weißenburger Straße ärgerlicherweise sehr häufig auf", bedauert Schneider.

Die derzeitige Kostenaufstellung beziffert den Kanalbau auf der Weißenburger und Rother Straße auf rund eine Million Euro und die Wasserleitung ohne Lohnkosten des "eigenen Personals" auf zirka 300000 Euro. Die derzeit laufenden Kanalarbeiten in der Rother Straße sollen bis Mitte Mai abgeschlossen sein. Dann beginnt die Pleinfelder Firma Fiegl mit der Straßenerneuerung. Die finanziellen Aufwendungen für den gesamten Straßenbau und die Umgestaltung der Ortsmitte und der dazugehörigen Plätze werden auf rund 2,9 Millionen Euro geschätzt. Mit einer guten Nachricht für die Bevölkerung kann Schneider in diesem Zusammenhang aufwarten: "Die Kosten werden nicht auf die Bürger umgelegt."

Man hofft, dass der gesamte alte B2-Abschnitt ab November wieder normal befahrbar ist. "Dann gilt es, Röttenbachs Zentrum durch viel Grün und ansprechende Platzgestaltung ein charmantes Gesicht zu geben, das den Verlust seines historischen Ambientes durch Bomben des Zweiten Weltkrieges ein bisschen kompensieren hilft," hofft Bürgermeister Schneider.