Triesdorf (lkm) Der Rinderzuchtverband Franken (RZV) eilt von Erfolg zu Erfolg - ein jährlicher Umsatzrekord jagt den nächsten, auch das Geschäftsjahr 2015
Rekord im Guten wie im Schlechten

Rinderzuchtverband vermeldet Umsatzhöchststand Milcherzeugerring beklagt so viele Betriebsaufgaben wie nie

10.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:49 Uhr

Urkunden für den Erfolg: Die Vorsitzenden von RZV und MER, Lothar Ehehalt und Dieter Fragner (von rechts), ehrten gemeinsam mit RZV-Geschäftsführer Werner Hauck zahlreiche Bullenzüchter, darunter auch Werner Wagner vom Kolbenhof (von links). - Foto: Leykamm

Triesdorf (lkm) Der Rinderzuchtverband Franken (RZV) eilt von Erfolg zu Erfolg - ein jährlicher Umsatzrekord jagt den nächsten, auch das Geschäftsjahr 2015/16 macht da keine Ausnahme. Deutlich pessimistischer ist die Stimmung beim Milcherzeugerring Mittelfranken (MER). Er musste bei der gemeinsamen Jahresversammlung im "Alten Reithaus" Triesdorf für den gleichen Zeitraum so viele Betriebsaufgaben wie nie vermelden.

Die Zahlen, die MER-Vorsitzender Dieter Fragner nannte, zeigten eine erschreckende Entwicklung auf. 1600 Milchbetriebe in Bayern sperrten im Berichtszeitraum die Stalltüre für immer zu - es verbleiben laut dem Statistischen Landesamt Fürth noch 32 000. Hauptgrund dafür seien die Tiefstpreise für die Milch und ihre Produkte. Die Erlöse "sind für die Bauern zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel", sagte Fragner. Es reiche einfach nicht, "um langfristig über die Runden zu kommen".

Dabei folge die Misere eigentlich nur den Marktmechanismen. So gab es 2013/14 sehr hohe Preise, in deren Folge auch vor dem Hintergrund der 2015 abgeschafften Quotenregelung viel investiert worden sei. Im Gegenzug aber habe die Nachfrage immer mehr stagniert. Die schwächelnde chinesische Wirtschaft, das Importembargo Russlands sowie die Kaufkraftschwäche der erdölexportierenden Länder nannte der Vorsitzende als Gründe.

Die Anforderungen des Lebensmittelhandels aber seien weiter emporstiegen. Die so erzwungenen Investitionen hätten viele Kollegen nicht mehr stemmen können. Statt einen neuen Stall zu bauen, habe man aufgrund dieses "Gesamtpakets" vielfach stattdessen den Betrieb aufgegeben. In Mittelfranken geschah dies 128 Mal - so häufig wie nie, wie Fragner bedauerte.

Nun gibt es im Bezirk noch 1873 Milchbauern. Vor zehn Jahren waren es noch 3000 mit durchschnittlich 31 Kühen im Stall. Mittlerweile sind es 51,1. Die Gesamtzahl der Kühe ist im Berichtszeitraum um 851 auf 95 711 gesunken. Trösten kann man sich aber mit einer weiteren Steigerung der Durchschnittsleistung um 52 auf nunmehr 7976 Kilogramm Milch, was deutlich über dem bayerischen Mittel liegt.

Die Entwicklungen sind je nach Landkreis allerdings recht heterogen. Als einziger eine Steigerung der Kuhzahl konnte Roth verbuchen, in den dortigen Ställen stehen mit 11 591 nun 25 Kühe mehr als noch vor einem Jahr. Allerdings ist die Durchschnittsleistung um zwölf auf 7799 Kilogramm gesunken. Der altmühlfränkische Nachbar weist einen gegensätzlichen Trend auf: In Weißenburg-Gunzenhausen stieg die Leistung um 111 auf 7893 Kilogramm, aber es sank die Zahl der Kühe um 123 auf 14621.

Auf seine eigene Art griff in seinem Bericht Fachberater Albert Hüttinger den vermeintlichen Gegensatz zwischen hoher Milchleistung und Tierwohl auf. Bei erfolgreichen Fußballvereinen wie dem FC Bayern müssten sich die Spieler ja auch wohlfühlen, um gute Leistungen zu bringen. Ebenso quittierten die Kühe die gute Atmosphäre im Stall mit viel Milch. Zudem konnte Hüttinger darauf verweisen, dass im Einzugsgebiet des RZV mittlerweile über 80 Prozent der Kühe in Laufställen stünden, was besser als der Durchschnitt im Freistaat sei.

In die Höhen jenes Verbandes entführte dessen Geschäftsführer Werner Hauck. Mit einem Jahresrekordumsatz von 23,7 Millionen Euro habe man eine "absolute Spitzenstellung in Bayern" inne. Im Vergleich zum letzten Jahr sei dies eine Steigerung um fünf Prozent, 28 seien es sogar im Vergleich zum Zeitpunkt der Fusion der beiden Vorgängerverbände vor fünf Jahren.

Insgesamt seien rund 37 000 Tiere umgesetzt worden, Löwenanteil bildeten erneut die Kälber, von denen erstmals über 30 000 verkauft wurden. 90 Prozent der Bullenkälber seien dabei gemäß Käuferinteresse enthornt gewesen. 51 Bullen konnten laut Hauck bei einem Durchschnittspreis von 11 611 Euro an die Besamungsstationen verkauft werden. Dem schlechten Milchpreis geschuldet habe sich die Vermarktung von Jungrindern und hochträchtigen Kalbinnen als schwierig erwiesen. Ein Einbruch der Zahlen habe aber vermieden werden können, da im Gegenzug der Export gesteigert worden sei. 3500 Tiere beider Gruppen wanderten in die Ferne - auch das sei bayernweit einzigartig.

Letztlich könne man "mit dem letzten Jahr sehr zufrieden sein", betonte auch Zuchtleiter Albrecht Strotz. Er äußerte aber zugleich Zweifel, "ob wir das heuer noch einmal schaffen." Die Anzahl der genomischen Untersuchungen mit über 1400 Tests bei männlichen Tieren habe einen neuen Höchststand erreicht. Damit sei eine hervorragende Basis für die Selektion von Besamungsbullen geschaffen: "Sie sind es, die gute Eigenschaften an die Nachkommen vererben und damit letztlich die gesamte Rinderhaltung voranbringen".

So ließ es sich Strotz nicht nehmen, etliche erfolgreiche Züchter zu ehren. Unter ihnen Stefan Föttinger (Wettelsheim) und Werner Wagner (Kolbenhof). Weitere Urkunden gab es für erfolgreiche Teilnahmen bei Tierschauen. Wie etwa beim Zentralen Landwirtschaftsfest in München, wo Dominik Busch (Hechlingen), Stefan Föttinger, die GbR von Karl und Petra Huber (Seitersdorf) sowie Heinz Kleemann mit Sohn Max (Dittenheim) Erfolge einstrichen. Bei der Jungzüchterschau in Wertingen war Dominik Busch ein weiteres Mal erfolgreich, ebenso wie besagte GbR, diesmal in Person von Sohn Johannes Huber und seiner Frau Nadine.