Triesdorf
Blick hinter die Kulissen

Schüler führen beim Tag der offenen Tür durch die Fachschule für Umweltschutztechnik in Triesdorf

23.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

Die Drei aus dem Landkreis: Johannes Zeiner (Obersteinbach), Klaus Schmauser (Selingstadt) und Marinus Heidner (Rudelsdorf, von links) erläutern am Tag er offenen Tür anhand des umfunktionierten Heimtrainers dessen energieliefernde Wirkung. - Foto: Leykamm

Triesdorf (HK) Die heutigen ökologischen Herausforderungen sind in der Geschichte beispiellos und sie zu meistern, ist mit die drängendste Aufgabe für die Zukunft. Junge Menschen hierfür vorzubereiten, ist das Ziel der Fachschule für Umweltschutztechnik und regenerative Energien in Triesdorf.

Zum Tag der offenen Tür führten am vergangenen Samstag die drei Schüler Marinus Heidner, Klaus Schmauser und Johannes Zeiner die Besucher durch die Einrichtung. Gemessen am Bedarf an Fachkräften, die den Umweltgedanken in den Firmen hochhalten und zur Nutzung erneuerbarer Ressourcen beitragen, führt die Einrichtung bislang allerdings eher ein stiefmütterliches Dasein. Sie besteht derzeit aus gerade einmal zwei größeren Containern unweit der Alten Reithalle. Langfristig soll nahe des jetzigen Standorts ein Neubau für die Einrichtung entstehen, die dem Staatlichen Beruflichen Schulzentrum (BSZ) angegliedert ist. 2012 ging die Fachschule an den Start, seinerzeit noch im ehemaligen Weidenbacher Hauptschulgebäude. Seit drei Jahren nun muss man sich mit der Containerlösung abfinden, aber bekanntlich zählen ja die "inneren Werte". Und die sind gut: So kann man hier als Techniker abschließen und sich den allgemeinen Hochschulzugang sichern. Unterzieht man sich einer Ergänzungsprüfung, hat man das Fachabitur in der Tasche.

Auf dem Weg zu ihrem Abschluss befinden sich die Mittzwanziger Marinus Heidner (Rudelsdorf), Klaus Schmauser (Selingstadt) und Johannes Zeiner (Obersteinbach). Alle drei sind mitten im ersten von zwei Schuljahren, ihnen steht eine ganze Palette an Optionen für zukünftige Wirkungskreise offen. Interessant sind auch die Hintergründe der drei: Heidner hat bereits in der Abfallwirtschaft gearbeitet und möchte als noch besser qualifizierte Fachkraft dort stärker Fuß fassen und dem Umweltschutz noch mehr vorantreiben.

Schmauser wiederum ist eigentlich Uhrmacher und hatte zunächst die Maschinenbautechnik als Weiterbildung im Visier, doch gebe es einen übersättigten Markt. So hat er sich in Richtung Umwelttechnik orientiert und möchte später einmal seinen Beitrag zum Erhalt sauberen Trinkwassers leisten oder sich ums Kläranlagenmanagement kümmern. Hier würden die Auflagen immer höher, so dass der Bedarf an Fachpersonal ebenso steige. "Bei der Umsetzung des Klimaschutzkonzepts des Landkreises Roth mitzuwirken", sei für ihn auch eine Option, so Schmauser. Dass seine Familie nebenberuflich eine Landwirtschaft betreibt, dürfte ihm dabei zugute kommen. Dieses Querdenken zwischen den Fachbereichen mache auch den Reiz seiner jetzigen Ausbildung aus, erklärt er beim Tag der offenen Tür.

Verschiedene berufliche Hintergründe, Fachdisziplinen und Zielsetzungen träfen hier aufeinander. Diese Heterogenität biete die Chance, Verschiedenes zu kombinieren und sich "Wissen der anderen anzueignen", so der Selingstädter. Er kann sich vorstellen, einmal als Umweltschutzbeauftragter eines großen Unternehmens zu arbeiten - oder als Fachkraft für Arbeitssicherheit. Beides lasse sich auch gut kombinieren. Bei Interessenkonflikten gälte es dann eben abzuwägen. Der interdisziplinäre Ansatz sei auch der richtige, um die gewaltigen Herausforderungen stemmen zu können. "Und genau dafür liefert die Schule das passende Handwerkszeug", sagt Schmauser.

Beispielhaft sind dazu einige Apparaturen beim Tag der offenen Tür aufgebaut: Die Stärken der LED-Technik werde da demonstriert oder auch die Wirkungsweise der Solarthermie und der Wärmebildkamera. Projektarbeiten wie "Biomeiler" und "Luftbrunnen" finden sich an den Infowänden. Hingucker ist ein von den Schülern umgebauter Heimtrainer, der Wind für ein Windrad erzeugt, das dann Energie für Verschiedenes liefert. Nichts für den industriellen Einsatz, wie Fachbetreuer Fabian Gottas einräumt. Vielmehr sollen hier die verschiedenen Wechselwirkungen demonstriert und klargemacht werden, was es da an Feinabstimmung braucht, damit die einzelnen Elemente optimal interagieren.

Eine Verbesserung brauche es auch bei der Lehrsituation in der BSZ. Dem Lehrermangel abhelfen kann vielleicht bald Mareike Rehm aus der Nähe von Donauwörth, die vor ihrem Abschluss steht und eventuell der Schule als Lehrerin erhalten bleibt. Auch eine gesunde Skepsis ist hier vorzufinden. Etwa bei Michael Deindörfer aus dem Raum Heilsbronn. Ob die Energiewende im Großen funktioniert, ist für ihn doch eher fraglich. Aber auf regionaler Ebene oder in mittelständischen Betrieben könne sie immer mehr Einzug halten. "Ich hoffe, dass da noch ein paar aufwachen", sagt er am Tag der offenen Tür. Deswegen brauche es auch noch mehr als die jetzigen 30 Schüler der Einrichtung, die als spätere Fachkräfte hier aktiv mitwirken. "Da müssen wir gemeinsam anpacken", bekunden auch Zeiner, Schmauser und Heidner wie aus einem Munde.