Thalmässing
300 Euro für kochendes Wasser

Bund Naturschutz sensibilisiert Schüler mit Energiespardorf für Wert des Stromes

27.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:54 Uhr

Im Energiespardorf lässt sich mit wenigen Handgriffen Strom sparen. Das lernen die Thalmässinger Schüler anhand des Modells. - Foto: Luff

Thalmässing (HK) Learning by Doing, also durch eigene Erfahrung einen Lerneffekt zu erzielen - das ist das Ziel des Energiespardorfs, das der Bund Naturschutz entwickelt hat. Die Thalmässinger Mittelschule hat das Dorf im Modell jetzt bei sich gehabt, die Schüler lernten allerlei über den Stromverbrauch.

"Wir steigen ab", ruft Frieder Walter entsetzt, "wir steigen ab." Nicht vom Rad, da tritt Philipp Schwendner jetzt noch ein wenig beherzter in die Pedale als zuvor. Mit entsprechendem Erfolg, wie Frieder beim Blick aufs Thermometer sogleich verkündet: "Wir steigen wieder auf." Zwischen 29 und 29,5 Grad pendelt gerade die Temperatur im Wasserkocher, den Viertelliter im Inneren wollen die Thalmässinger Fünftklässer per Rad und Muskelkraft aufheizen. Zwar legt sich einer nach dem anderen ins Zeug, doch mehr als 30,5 Grad schaffen sie nicht. Richard Radle, der Kreisgeschäftsführer des Bund Naturschutz (BN) grinst wissend. Die Älteren aus der achten Klasse hätten tags zuvor immerhin 50 Grad erreicht. "Man müsste drei bis vier Stunden dauerhaft durchtreten, um es zum Kochen zu bringen", erklärt er.

Strom ist also ein kostbares Gut, so die Botschaft. Aber wie teuer? "Was würdet ihr verlangen für so viel Arbeit", fragt Radle. Wie viel Geld dürfte es kosten, den elektrischen Wasserkocher zu benutzen? Die Schätzungen der Schüler pendeln zwischen 300 und 50 Euro. "Wir haben einen Mindestlohn von 8,50 Euro", bremst Radle. Doch sei auch dieser nicht anwendbar. "Eine Kilowattstunde, so viel braucht man, um Wasser heißzumachen, kostet 25 Cent."

Ganz schön billig. Trotzdem sollte man Strom nicht leichtfertig verschwenden, ermahnt Radle, schon allein, um die Umwelt zu schonen und den Treibhauseffekt nicht noch weiter anzuheizen. Strom zu sparen geht manchmal ganz einfach. "Wer hat schon ein Handy", fragt Radle in die Runde der 24 Schüler der Klassleiterin Vanessa Korth. Fast alle Finger gehen nach oben. "Und wo ist das Ladegerät", schiebt der Experte hinterher - erntet aber verständnislose Blicke. Zu Hause natürlich. Und wahrscheinlich zumindest einige der Ladegeräte stecken nach wie vor in der Steckdose, vermutet Radle. Ohne Handy. Jedoch: 15 Watt braucht auch das Ladegerät, wie er am Messgerät demonstriert.

"Eingesteckte Ladegeräte brauchen immer Strom", erklärt Radle. Genauso wie der Fernseher auf Stand by oder der DVD-Player. "Übers Jahr summiert sich das", so Radle, wohl auf mehr als 100 Euro in einer vierköpfigen Familie. Geld, das man sich sparen könne - mit einer Steckdosenleiste mit Ausschaltknopf.

Derartig sensibilisiert treten die Schüler den Gang ins Energiespardorf an, ein mehr als acht Quadratmeter großes Modell eines Durchschnittsdorfs von 8000 Einwohnern. Der Kernort Thalmässing ist zwar weitaus kleiner, doch das Prinzip ist das gleiche: Häuser, Kirche, Rathaus - all das ist in Modulbauweise aufgebaut und mit Computer, Messgeräten und Beamer verknüpft. Jetzt können mit wenigen Handgriffen eine alte Waschmaschine gegen ein neues Modell ausgetauscht, eine Biogasanlage gebaut oder ein Moor renaturiert werden. All dies hat Auswirkungen auf den Stromverbrauch und die Freisetzung von Kohlendioxid - und kann spielerisch leicht anhand der Projektion an der Wand verfolgt werden.