Thalmässing
"Wir haben lange mit Preiserhöhungen gewartet"

02.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Thalmässing (HK) Seit 125 Jahren gibt es Raiffeisen in Thalmässing, zuerst einen Spar- und Darlehenskassenverein, dann die Raiffeisenkasse und schließlich die Raiffeisenbank. Im Jahr 2000 hat die Thalmässinger Genossenschaft mit der Gredinger fusioniert. Heute zählt sie 4300 Mitglieder. Über Gegenwart und Zukunft der Bank spricht Vorstandsvorsitzender Willi Hussendörfer.

In den 125 Jahren hat es viele Veränderungen gegeben - Neubauten, Umbauten, Zusammenschlüsse. Die wohl größte in der jüngsten Vergangenheit war die Fusion zwischen den Genossenschaften im Jahr 2000. Ist das der richtige Schritt gewesen?

Willi Hussendörfer: Das war ein wichtiger Schritt für beide Banken. Wir konnten Kräfte bündeln und Personal effektiver einsetzen - ohne fusionsbedingte Kündigungen. Seit dem Jahr 2000 konnten wir unser Eigenkapital jedes Jahr um 1 Million Euro aufstocken.

Reicht die Größe der Bank mit einer Bilanzsumme von 250 Millionen Euro aus, um in der heutigen Zeit bestehen zu können?

Hussendörfer: Die Tendenz geht zu größeren Einheiten, wie in allen anderen Bereichen auch. Aktuell ist im Moment an keine Fusion gedacht - Stand heute.

Was unterscheidet die Raiffeisenbank von überregionalen oder gar internationalen Banken?

Hussendörfer: Für uns stehen nach wie vor der Kunde im Vordergrund und die Kundennähe. Die strengeren gesetzlichen Vorschriften, die nach den Bankenkrisen erlassen worden sind, müssen wir aber genauso erfüllen wie die Großen, die die Krisen verursacht haben. Das ist für uns viel aufwendiger als für Banken, die deutschlandweit tätig sind. Wir werden mit viel Bürokratie für das bestraft, was die Großen angerichtet haben. Wir fühlen uns in Europa ein Stück weit alleingelassen.

Die Raiffeisenbank Greding-Thalmässing hat ihre fünf Geschäftsstellen in den vergangenen Jahren zum Teil neu gebaut, zum Teil modernisiert. Können die Kunden darauf hoffen, dass die Bank in der Fläche bleibt?

Hussendörfer: Das ist ein Thema, das unsere Kunden stark bewegt. Wenn Nullzinspolitik und der ruinöse Wettbewerb so weitergehen, wird es sicher auch hier Handlungsbedarf geben. Personalstand und Kosten kommen immer wieder auf den Prüfstand. In Eysölden ist die Geschäftsstelle beispielsweise mittwochs ganz zu, man kann aber Termine mit den Beratern vereinbaren. Das kommt auch den Teilzeitkräften entgegen und funktioniert recht gut. Fünf Geschäftsstellen zu betreiben, bedeutet aber auch fünfmal den Gebäudeunterhalt, Kosten für Personal, Automaten und Versicherung zu zahlen. Der Vorteil ist die Kundennähe und das belohnen die Kunden mit Treue.

Welche Auswirkungen hat die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank auf Ihre Bank konkret?

Hussendörfer: Anders als früher müssen wir Preiserhöhungen, die es für die Bank gibt, an die Kunden weitergeben. Seit 2005 hat unsere Bank trotz solcher Preiserhöhungen die Gebühren stabil gehalten und Erhöhungen mit dem Zinsertrag, den die Bank hatte, kompensiert. Dieser Weg ist aufgrund der Zinsentwicklung nicht mehr frei. Ein Beispiel ist die BankCard, deren Herstellung uns früher auch schon etwas gekostet hat. Wir haben dafür von den Kunden nichts verlangt, sondern sie über den Zinsertrag subventioniert. Das Online-Konto ist bei uns weiterhin kostenlos, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Und auch das Geldabheben am Automaten ist gebührenfrei, nur am Schalter kostet es etwas. Unsere Gebühren sind auf dem Niveau anderer Banken in der Umgebung, allerdings haben die schon vor uns die Gebühren angehoben. Wir haben lange damit gewartet.

Gelten die Prinzipien aus der Zeit der Gründung, Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung, auch heute noch?

Hussendörfer: Diese drei Grundsätze gelten nach wie vor. Die Genossenschaft ruht auf drei Säulen: Vorstand, Aufsichtsrat und Generalversammlung. Die wichtigste Rolle spielt dabei die Generalversammlung. Und diese Prinzipien sind die Grundlagen dafür, dass wir so gut durch die Krisen gekommen sind.

Das Interview führte

Andrea Karch