Thalmässing
"Waagschale neigt sich eher zum Nein"

Bundesstraße 131n: Bundestagsabgeordneter Martin Burkert (SPD) hört sich Argumente der Gegner an

22.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:07 Uhr

 

Thalmässing (HK) Argumente und Anblick: Auf diese Doppelstrategie setzt der Markt Thalmässing beim Kampf gegen eine neue Bundesstraße durch das Gemeindegebiet. Und sie scheint zumindest den SPD-Bundestagsabgeordneten Martin Burkert überzeugt zu haben.

Für Martin Burkert, Mitglied im Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sowie Landesgruppenvorsitzender in der SPD-Bundestagsfraktion, ist die Marktgemeinde kein fremdes Gebiet, ist er doch als Abgeordneter auch für den Landkreis Roth zuständig. Von dieser Seite hatte er aber das Land um Stauf noch nicht gesehen: Bürgermeister Georg Küttinger, Vertreter der Fraktionen, Ortssprecher und Jagdvorsteher ließen ihn vom Gewerbegebiet aus und von der Straße von Stauf nach Schwimbach in dieses Tal hineinblicken. Und der Wechsel aus Sonnenschein und dunklen Wolken tat ein Übriges, um den Landstrich in einem ganz besonderen Licht erscheinen zu lassen. Dieser Stimmung konnte sich auch Martin Burkert, laut Bürgermeister Georg Küttinger „unser wichtigster SPD-Mann in Berlin“, nicht entziehen. „Als Verkehrspolitiker muss man sich alle Argumente anhören“, machte er klar. „Aber die Waagschale neigt sich eher zum Nein.“ Die Devise müsse lauten: Ausbau vor Neubau.

Zuvor war der Abgeordnete mit einem Tross aus Mitgliedern des Marktrats, Ortssprechern und Jagdgenossen losgezogen, um sich an Ort und Stelle die Argumente der Bundesstraßen-Gegner anzuhören. Alle Vertreter der Marktgemeinde sind sich einig: Die Unversehrtheit eines einmaligen Kulturraums ist wichtiger als eine Optimierung des Verkehrsflusses, der Erhalt einer einzigartigen Kulturlandschaft in der Gemeinde wiegt mehr als die wirtschaftlichen Interessen des Nachbarlandkreises Weißenburg-Gunzenhausen.

Als Mitglied des Verkehrsausschusses konnte Martin Burkert mit vielen Fakten aufwarten: In Bayern sind 399 Verkehrsprojekte für die Aufnahme in den Verkehrswegeplan angemeldet – eine „gigantische Zahl“. Zukünftig werde es darin noch eine weitere Kategorie geben, den „vordringlichen Bedarf plus“. „Jeder Euro kann aber nur einmal ausgegeben werden“, sagte der Abgeordnete. Wichtig sei deshalb eine Priorisierung. Wenn das Geld eh nicht reiche, würden eher Projekte realisiert, gegen die es keinen Widerstand gebe, „bevor es ein Hauen und Stechen gibt.“ Sind sich die Landkreise nicht einig, hält sich der Bund raus, ist Burkert überzeugt.

Gerade deshalb sei in Zukunft eine rechtzeitige Bürgerbeteiligung umso wichtiger, „nicht dass die Bürger erst drei Tage vor Ende der Einspruchsfrist von den Projekten erfahren“. Der Verkehrsausschuss in Berlin sei sich jedenfalls einig, dass diese Bürgerbeteiligung kommen müsse.

Auf seine Aufforderung hin, ihm die Argumente gegen die Bundesstraße zu nennen, ging es Schlag auf Schlag. „Unsere Stärke sind die Landschaft und die Landwirtschaft“, argumentierte beispielsweise stellvertretende Bürgermeisterin Ursula Klobe (SPD). Für Siegfried Dorner vom BBV Alfershausen sind die neuen Radwege im Land um Stauf dann hinfällig, alles sei tot. Die Bundesstraße, die immerhin rund 30 Meter breit werden soll, „werde alles zerschneiden“, klagte Bürgermeister Georg Küttinger und verwies auf die Bemühungen, die Marke „Land um Stauf“ zu etablieren. „Wir haben keinen Nutzen davon, nur Durchgangsverkehr“, sagte Horst Spiegel aus Dixenhausen. Mit einer Versechs- bis Verzehnfachung des Verkehrs rechnet BN-Kreisvorsitzender Michael Stöhr, als Staufer selbst Anlieger. BBV-Kreisgeschäftsführer Thomas Schmidt prangerte an, dass keine bestehenden Trassen ausgebaut und stattdessen Felder mit bestem Boden einfach durchschnitten würden. Für Martin Hauke aus Stauf ist das Argument, dass Touristen schneller zum Seenland kämen, nicht schlüssig. „Was hat der Tourist davon, wenn er auf so einer Straße hier durchbrettern kann“, fragte er.

Weil sich die Landkreise nicht einig seien, stehen laut Martin Burkert die Chancen gut, dass das Projekt in den nächsten Jahren nicht komme. Ob es aber ganz ad acta gelegt werde, könne er nicht sagen. Er habe bereits eine Einzelanfrage gestellt, erklärte er und versprach, sich mit Innenminister Joachim Herrmann noch einmal kurzzuschließen. Am Jahresende müsse man noch einmal schauen, wie die Sachlage sei.

„Man muss die Leute aufrütteln, auch wenn vor der Wahl nichts mehr passierte“, forderte Siegfried Dorner. Ursula Klobe kann sich sogar eine Menschenkette auf der geplanten Trasse vorstellen, Martin Burkert riet dazu, eine Podiumsdiskussion in der heißen Phase zu organisieren. Die Marktgemeinde überlegte, Vertreter aus Weißenburg einladen, damit die an Ort und Stelle sehen, welche Landschaft eine Bundesstraße durchschneiden würde. Dieser Besuch werde aber wenig Erfolg haben, war man sich sicher. Auf Martin Burkert hat ein Besuch im Land um Stauf jedenfalls schon gewirkt: „Ich gratuliere zu der schönen Landschaft.“