Thalmässing
Verdiente Kapellmeister

Erich Brüchle und Georg Küttinger prägen 59 der 75 Jahre der Thalmässinger Institution Feier am Freitag

26.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:14 Uhr

Foto: DK

Thalmässing (HK) Wer vor fünf Jahren zum 70. Geburtstag vorbeigeschaut hat, wird mit Sicherheit auch an diesem Freitag gerne kommen, denn die Stimmung war schon 2012 fantastisch. Jetzt feiert die Blaskapelle Thalmässing ihr 75-jähriges Bestehen - und sogar noch eine Nummer größer.

Nicht nur der Ort lässt an Großzügigkeit kaum zu wünschen übrige: Musste man 2012 noch mit den beengten Verhältnissen in der Turnhalle zurechtkommen, steht diesmal das Gelände des neuen Feuerwehrhauses zur Verfügung, das schließlich erst tags darauf offiziell in Betrieb genommen wird. Ein Glück für die Blaskapelle, die sich zu ihrem großen Fest allerhand Verstärkung eingeladen hat: Die Jugendkapelle Thalmässing Sound hat sich ebenso angekündigt wie die Gredinger Stadtkapelle und die Blaskapellen aus Landersdorf, Obermässing und Pfraunfeld.

Die Kapellen ziehen am Freitagabend in einem Sternmarsch auf den Marktplatz und geben schon dort ein kleines Standkonzert. Im Anschluss ziehen sie gegen 19.30 Uhr gemeinsam zum Festzelt, das neben dem Feuerwehrhaus aufgestellt ist. Ab 20 Uhr folgt dann ein großer Abend der Blasmusik - mit Einlage der Thalachtaler Goißlschnalzer. Der Eintritt ist übrigens frei.

75 Jahre - wer nachrechnet, wird schnell feststellen, dass sich die Musiker in Thalmässing erstmals zu einer Zeit zusammengefunden haben, in der gute Laune vielleicht bitter nötig, aber nicht unbedingt an der Tagesordnung war. Mitten im Krieg. Wie es dazu gekommen ist, ist nicht genau überliefert, einige Kinder bekamen jedenfalls Musikstunden, sie wurden auf der Geige und auf Blasinstrumenten unterrichtet. Dies machte seinerzeit Karl Bernreuther, Lehrer an der damaligen Hauptschule in Hilpoltstein. Auf seine Initiative hin wurde am 13. April 1942 ein Blas- und Streichorchester Thalmässing ins Leben gerufen, den Part des Musiklehrers übernahm Ferdinand Hagen aus Ellingen. Die jungen Musiker gingen gleich in die Vollen, spielten etwa beim Fronleichnamsfest und an Weihnachten ein Standkonzert auf dem Marktplatz. Nach dem Krieg gab es erst einmal eine Pause, bevor unter dem Kapellmeister Queitsch in Thalmässing wieder musiziert wurde. Dessen Nachfolger wurde Matthias Schuster, der jedoch von Thalmässing wegzog.

Jetzt übernahm ein Mann das Ruder, der nicht nur wegen seiner lebenslustigen Art ein Glücksfall für die Kapelle werden sollte, sondern auch wegen seines Geschicks im Umgang mit den Musikern der folgenden Generationen, er hat eine Ära geprägt und für Kontinuität gesorgt: Erich Brüchle. 1958 übernahm er den Dirigentenstab, im Jahr als etwa Schalke 04 Deutscher Meister wurde und Konrad Adenauer Kanzler im geteilten Deutschland war. Brüchle gab den Taktstock erst weiter als die Deutsche Einheit längst vollzogen war, 2002 wurde Georg Küttinger sein Nachfolger.

Ihren Kapellmeister wählten die Thalmässinger erstmals 2008 auch zum Bürgermeister, was die ungewöhnliche Konstellation mit sich bringt, dass Küttinger bei vielen Veranstaltungen in seinem Gemeindebereich in einer Doppelrolle anzutreffen ist. Dann entledigt er sich schnell der dunkelroten Weste der Blaskapelle und schlüpft in das seriöse Jackett des Gemeindeoberhaupts.