Thalmässing
"Thalmässing muss und will wachsen"

Marktgemeinde investiert kräftig in Wohnbebauung - Ja zum Rekordhaushalt

14.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr
Noch wirkt das Bauer-Anwesen recht trist . Doch mit dem Umbau zum Haus des Buches, für den am Dienstagabend die ersten Aufträge vergeben worden sind, soll Leben in das Gebäude einkehren. Der Umbau ist der erste Schritt zur Belebung des Ortskerns durch die Städtebauförderung. −Foto: Karch

Thalmässing (HK) Einen "für eine Gemeinde unserer Größenordnung atemberaubenden Haushalt" hat der Thalmässinger Marktrat am Dienstagabend verabschiedet. Rund zehn Millionen Euro will die Kommune investieren, über die Hälfte dieser Summe wird sie wohl auf jeden Fall ausgeben.

Den gewaltigen Summen im Haushalt steht der Finanzplan in nichts nach. Während der Haushalt im Verwaltungs- und Vermögenshaushalt jeweils die Zehn-Millionen-Euro-Marke knackt, sind im Finanzplan von 2018 bis 2021 Ausgaben von 37 Millionen Euro aufgelistet. Diesen Rekordhaushalt tragen die Mitglieder des Marktrats mit, lediglich Fritz Loy (FW) verweigerte dem Haushaltsplan seine Zustimmung - allerdings ohne Angabe von Gründen. Der Finanzplan wurde hingegen einstimmig abgesegnet. Bereits im nicht öffentlichen Teil wurden die ersten Aufträge vergeben, unter anderem für das Haus des Buches und den Rohbau des Mehrfamilienhauses mit 15 Wohnungen, das die Gemeinde bauen wird. Die Schaffung bezahlbaren Wohnraums genießt laut Bürgermeister Georg Küttinger Priorität. Die Kommune gibt deshalb nicht nur für das Mehrfamilienhaus 3 Millionen Euro aus, sondern steckt auch in die Erschließung von Baugebieten 2,5 Millionen Euro. "Thalmässing muss und will weiter wachsen", nannte er als Prämisse. Diese Entwicklung wolle man mit aller Kraft vorantreiben. Damit genügend Flächen für Wohnungsbau und Gewerbe zur Verfügung gestellt werden könnten, sei die Kommune aber auch auf die Hilfe der Grundstücksbesitzer angewiesen.

Rund um die Wohnbebauung müsse auch die Infrastruktur mitwachsen, zum Beispiel die Kinderbetreuung. Der Umbau des Haus des Buches sei der erste Schritt aus dem Bereich der Städtebauförderung zur Belebung des Innerorts. Der zweite werde die Verlegung des Radwegs durch die Ortsmitte sein, weil hier ab nächstem Jahr auch der überregionale Wasserradweg verlaufen werde. "Und der bringt viel Frequenz", zeigte sich der Bürgermeister überzeugt. Viel Kraft werde die Kommune noch der Bau des Sportzentrums mit sieben Millionen Euro kosten, den sie zusammen mit dem TV 06 Thalmässing stemmen müsse.

Aber nicht nur der Kernort stehe im Fokus, sondern auch die Dörfer, die bereits in diesem Jahr von der Dorferneuerung profitieren werden. 4,5 Millionen Euro sind im Haushalt für den Hochbau eingeplant, 3,4 Millionen Euro für den Tiefbau. Davon entfallen rund 2,5 Millionen Euro auf die Abwasserbeseitigung Eysölden und den Anschluss an Thalmässing. "Das ist der erste Schritt in Richtung Solidargemeinschaft."

Ein wenig wehmütig blickte der Bürgermeister auf den derzeitigen Schuldenstand von null Euro. Die Kommune werde heuer 1,8 Millionen Euro an Darlehen aufnehmen, allerdings nur, um sich einen Tilgungszuschuss vom Staat zu sichern. "Wir hätten die zehn Millionen Euro an Investitionen im Vermögenshaushalt auch ohne Schulden stemmen können. Das muss man sich bei der Summe auf der Zunge zergehen lassen." Das Programm, das die Kommune sich gegeben habe, sei "sehr anspruchsvoll und umfangreich". Küttinger findet es "super, dass wir den Mut haben, so einen Haushalt aufzustellen". Sicher werde nicht alles umgesetzt werden können, weil es beim derzeitigen Baumboom schwierig sei, Firmen zu finden, und auch die Preise sehr hoch seien. Doch habe man mit dem Willen zur Bereitstellung der Mittel ein positives Signal gesetzt. Eine Investitionssumme von fast sechs Millionen Euro sei sehr realistisch, war sich der Bürgermeister sicher. Angesichts der geringen Finanzkraft der Kommune immer noch eine gewaltige Summe. "Der aktuelle Markt lässt solche Investitionen zu, dank niedriger Zinsen und großzügiger Zuschüsse."

Bürgermeister Georg Küttinger zollte seiner Verwaltung und vor allem dem Kämmerer "allergrößten Respekt" für die geleistete Arbeit, unterstrich die Rolle der Gewerbetreibenden, durch deren Steuern viel umgesetzt werde. Er vergaß aber auch nicht die Fraktionen im Marktrat zu erwähnen und die konstruktive Zusammenarbeit, die diese Arbeit erleichtere.

Ganz detailliert stellte Kämmerer Martin Obermeyer die Zahlen des 500 Seiten umfassenden Etats vor (wir berichteten ), zeigte sich einerseits stolz auf diese Leistung der finanzschwachen Gemeinde, machte aber auch deutlich, dass die Tilgung der Kredite, die aufgenommen werden sollen, die freie Finanzspanne erheblich reduzieren werde.

Einig waren sich alle Fraktionen in ihrem Respekt für diesen Haushalt und die Arbeit, die dahinter steckt. Für Paula Medl (FW) war vor allem der Bau des Sportzentrums und des Mehrfamilienhauses wichtig. Sie mahnte aber auch, über all den Großprojekten die Kleinigkeiten nicht zu vergessen. Damit sah sie sich mit Michael Kreichauf (CSU) einig. Er bat darum, auch die Dörfer im Blick zu behalten. Für den Fraktionsvorsitzenden ist die Summe von 5,7 Millionen Euro, die heuer auf jeden Fall investiert werden soll, die ehrlichere Zahl. "Ein Haushalt ist immer nur so viel wert, wie auch realisiert werden kann. Das ist die Zahl, an der wir uns messen lassen müssen." Wenn die Maßnahmen aus der Kategorie Grün umgesetzt werden könnten, "können wir hochzufrieden sein". Das Moto "investieren ist besser als totsparen" treffe auf diesen Haushalt wirklich zu.

Den Willen der Kommune, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, stufte er als sehr wichtig ein, weil "wir auf Zuzüge angewiesen sind". Er gab zu überlegen, ob die Investitionen in die Schule nicht in die Kategorie Grün verschoben werden könnten. Im Sinne der Nachhaltigkeit begrüßte Kreichauf die Ausgaben für den Straßenunterhalt und regte an, das Geld, das im Gemeindewald erwirtschaftet werde, dort auch wieder reinzustecken. Als Nächstes werde die Kommune eine Prioritätenliste für die Innerortsstraßen aufstellen müssen, damit es nach dem Wegfall der Straßenausbaubeitragssatzung kein Hauen und Stechen gebe. Ausdrücklich lobte Kreichauf das konstruktive Miteinander und die Transparenz des Haushalts.

"Voluminös, umfangreich und zukunftsträchtig" ist nach Ansicht von Martin Hauke (TL) dieser Haushalt. Ihm ist es wichtig, dass die Infrastruktur erhalten bleibe und zukunftsträchtig ausgebaut werde. Auch Andreas Schermeyer (SPD) signalisierte Zustimmung zum Haushalt und unterstrich, dass es wichtig sei, sich auf die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum zu konzentrieren.