Thalmässing
Thalmässing hat jetzt ein eigenes Monster

Kinder lassen beim Büchereinachmittag ihre Fantasie spielen – Michael Schober stellt sein Schimpfwörter Abc vor

22.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:48 Uhr

 

Thalmässing (HK) Der Familiennachmittag in der Thalmässinger Gemeindebücherei ist auch heuer seinem Ruf als Höhepunkt im Veranstaltungskalender der Gemeinde gerecht geworden. Michael Schober hat nicht nur gelesen, sondern mit den Kindern auch ein Thalmässinger Monster kreiert.

Eigentlich will Krümel immer alles richtig machen, zum Beispiel einen Kuchen für den großen Bären backen, damit der wieder zu Kräften kommt. Er gibt zum Schluss sogar noch eine Prise Waschpulver in den Teig, damit der richtig schön aufgeht. Und dann stößt er den Teig auch noch vom Tisch. Krümel ist verzweifelt, weil er nichts richtig macht. Doch der große Bär tröstet ihn, dass das doch alles nicht so schlimm sei und dass er Aufgaben erfülle, die nur er allein erledigen könne. „Ohne Krümel geht es nicht“ heißt deshalb auch das Buch, mit dem der Grafiker, Autor, Fotograf und Filmemacher Michael Schober in seine Lesung beim Familiennachmittag der Gemeindebücherei St. Michael im voll besetzten Saal des Gemeindezentrums St. Marien einsteigt. Dank einer Beamerpräsentation können die Kinder auf der Leinwand die Bemühungen von Krümel mitverfolgen.

Michael Schober ist sich sicher, dass auch die Kinder Dinge können, die ihre Eltern nicht können. Und nach einigem Nachdenken fallen den Kindern auch einige Beispiele ein wie Einradfahren oder ein Salto. „Fußballspielen“, ruft Lenhard und hat die Lacher auf seiner Seite. „Und was gibt es noch, was der Papa nicht kann“, fragt Schober. „In die Kuschelecke“, schallt es zurück, „er ist zu dick“.

„Mein Schatz hat rosa Wackelohren“ heißt ein Werk, das den Kindern in Reimform Rätsel aufgibt. Gebannt verfolgen die Kinder, wie sich aus den einzelnen Hinweisen der Name eines Tiers herauskristallisiert. „Zebra, Hund, Frosch oder Giraffe“ rufen sie auf die Bühne hinauf. Die letzte Seite des Buchs hält noch eine Überraschung bereit. Dort ist ein herzförmiger Spiegel zu sehen, aus dem das Gesicht des jungen Lesers herausblickt. Und dann wissen die Kinder auch, dass sie selbst der allergrößte Schatz sind.

Der Autor und Grafiker präsentiert den Kindern aber nicht nur seine fertigen Werke, sondern lässt sie auch an deren Entstehung teilhaben. Mit ganz wenigen Strichen entsteht ein Ferkel, dem der Grafiker noch schnell eine Badehose anzieht. Beim nächsten Bild dürfen die Kinder Chef spielen und sagen, was Michael Schober malen soll. So entsteht aus zackigen Ohren, einer großen Nase, Laseraugen, einem großen Mund mit spitzen Zähnen und einem Fell im Leopardenmuster das Thalmässinger Monster, das sich jeder auf Schobers Blog unter www.michael-schober.de ansehen kann. Einen Namen bekommt das absonderliche Tier auch gleich. Der Vorschlag der kleinen Ida, es Rüsselmonster Rudi zu nennen, schlägt voll ein.

Mitmachen und miträtseln ist dann angesagt: In der Manier der einstigen Montagsmaler zeichnet Michael Schober einen Beruf, den ihm zuvor ein Kind ins Ohr geflüstert hat. Und er hofft, dass ihm in Thalmässing so schwierige Aufgaben wie das Malen des Berufs „Steuerfachgehilfin“ erspart bleiben. Auch die Erwachsenen können sich dieser Aufgabe nicht entziehen und rätseln eifrig mit. Einen Autoverkäufer zeichnet Schober, einen Polizisten und auch ein Model, „Das ist ja fast so schwierig wie Steuerfachgehilfin“, sagt Schober lachend.

„Alberner Anzug Affe“, „Beleidigter Bockwurst Bär“ oder „Verfilzter Unterhosen Zwerg“ sind keine Berufsbezeichnungen, sondern Kombinationen aus Michael Schobers Schimpfwörter Abc. „17 576 Möglichkeiten gibt es, mit diesem Buch neue Schimpfwörter zusammenzustellen“, hat Schober ausgerechnet. Sein absoluter Favorit bleibt aber der „Verfilzte Unterhosen Zwerg“.

Zum Abschluss liest Schober noch einmal aus einem Buch vor. „Cooler Typ sucht süße Gans“ heißt das Werk über den einsamen Ganter Albert, der in einer Zeitungsanzeige nach einer Frau sucht, die er dann an ganz unerwarteter Stelle findet. Dieses Buch gehört zu Pfarrer Rudolf Hackners Lieblingsbüchern. Der hat zuvor in der Begrüßung erklärt, dass Michael Schober nicht nur Grafiker, Fotograf, Autor und Filmemacher sei, sondern auch Lehrer, „aber für etwas viel Cooleres als für Rechnen oder Schreiben“. Die Aufmerksamkeit der vielen Kinder, die Hackner dem Gast zu Beginn des Nachmittags garantiert hatte, hat Schober auch bekommen. Und nicht nur von den Kindern, sondern auch von den Erwachsenen. „Ich hab’ ja gar nicht gewusst, was mich hier erwartet“, erklärt stellvertretender Landrat Max Netter, um gleich hinterherzuschieben: „Ich habe mich selten so amüsiert.“ An die Eltern wendet sich Netter mit einer Bitte. Sie sollten doch ihren Kindern an diesem Tag ein kleines Buch kaufen, „denn trotz aller neuen Medien hat das Buch nichts von seiner Faszination verloren“.

Und weil die Arbeit des Büchereiteams eine ganz wichtige ist, hat Bürgermeister Georg Küttinger an diesem Nachmittag einen ganzen Korb mit Romanen dabei. „Das ist nur ein kleiner Dank für das, was ihr das ganze Jahr über tut.“