Thalmässing
Schüler schnuppern in Berufsalltag hinein

25.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:09 Uhr

Selber Hand anlegen dürfen die Siebtklässler der Thalmässinger Hauptschule in der Glaserei Lehrmann in Thalmässing. Im Rahmen ihrer Berufsorientierung schnupperten sie in vier verschiedene einheimische Betriebe. - Foto: Wilcke

Thalmässing (HK) Nicht nur zuschauen, sondern selber Hand anlegen: Vier Thalmässinger Betriebe spannen die 25 Schüler der siebten Klasse der Thalmässinger Hauptschule voll ein und lassen sie dabei viel ausprobieren.

Nadine, Emely und Julia haben ihre eigenen Bilder mitgebracht, für die sie nun in der Thalmässinger Glaserei Lehrmann einen handgemachten Rahmen basteln. "Ich male gern und brauche deshalb viele verschiedene Bilderrahmen. Und selbst gemacht ist er auch gleich viel schöner", sagt Nadine, die ein Blumenbild einrahmen möchte. Unter den fachmännischen Augen des Kunst- und Bauglasermeisters Joachim Lehrmann legt Nadine die zuvor geschnittenen Rahmenlatten zurecht, um sie anschließend an den Ecken mit Leim zu betupfen. "Die Rahmenecken sind abgeschrägt angeschnitten, sodass die Teile ineinander passen", erklärt die Siebtklässlerin. Anschließend hilft ihr Joachim Lehrmann, die Rahmenheftmaschine zu bedienen: "Mit dem Fuß drückst du das Pedal, dann presst die Maschine mit Druckluft die Teile zusammen. Eine Klammer verstärkt den Halt." Dann steht auch schon die Grundform des Rahmens.

 
Zwei Jahre vor ihrem Schulabschluss gibt die Thalmässinger Hauptschule den Schülern der siebten Klasse die Möglichkeit, in den Berufsalltag – wenn auch nur einen Vormittag lang – hineinzuschnuppern. "Ganz schön anstrengend finden das viele", sagt die Klassenlehrerin Elke Moder, die ihre Schützlinge von Betrieb zu Betrieb begleitet. An vier Tagen teilt sich ihre Klasse in jeweils vier Gruppen auf. "Diese vertiefte Berufsorientierung ist nicht dafür da, dass die Kinder hier rausgehen und sagen: ,Ich will Glaser werden’, vielmehr soll jeder einen Einblick in den Berufsalltag bekommen", erklärt die Lehrerin. Jeder, egal ob Mädchen oder Junge, durchläuft alle Betriebe: "Die Jungs waren genauso im Supermarkt und im Kindergarten, wie die Mädchen bei einem Metallverarbeiter und hier in der Glaserei."

Im vorderen Zimmer des Glasereibetriebs werkeln derweil Nadines Klassenkameraden Sandra und Rene, die an bunten Glassternen für Fenster basteln. "Nun lötest du mit dem Lötgerät den Lötzinn an den inneren Kanten entlang", sagt Geselle Stefan Kaiser zu Sandra, "dann halten deine Einzelteile auch zusammen." Vorsichtig fährt sie mit dem heißen Lötkolben über ihr kleines, buntes Werk. Das wichtigste, der Aufhänger, kommt anschließend dran: "Der wird auch angelötet", erklärt Kaiser. Zum Schluss kommt noch Edelrost als Patina über die Sternchen. "Das ist aber nur zur Verschönerung, damit es etwas älter aussieht", sagt er schmunzelnd.

Mittlerweile haben auch Emely und Julia die Latten ihres Bilderrahmens zusammengepresst und verleimt. "Nächster Schritt ist das Zuschneiden des Glases", sagt der Betriebsinhaber Lehrmann. Noch einmal vermessen Julia, Nadine und Emely ganz genau ihren Rahmen, dann machen sich die drei Mädchen daran, mit Winkelmesser, Zollstock und einem Stahlrädchen, das wie ein Stift aussieht, Glasscheiben in handliche Vierecke zu schneiden. Während Emely mit dem Stift am Glas entlang fährt, sagt Lehrmann: "Wir müssen den Schnitt richtig hören. Dann kannst du die Scheibe zerteilen, indem du beide Seiten nach oben drückst." Gesagt, getan. Mit einem kurzen Knick-Geräusch hat Emely eine Glasscheibe für ihren Bilderrahmen in der Hand. Noch schnell eine Rückwand aus weißer Pappe zurechtgeschnitten und fertig steht Emelys Bild aus dem letzten Irlandurlaub in einem hübschen – und vor allem selbst gemachten – Holzbilderrahmen.