Thalmässing
Schnelles Internet kommt erst im Frühsommer

Breitbandausbau in Thalmässing dauert länger als gedacht Ärger über Verhalten der Telekom

07.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Glasfaser, Breitband, neue Stromleitungen: An allen Ecken im Gemeindegebiet wird trotz tiefer Temperaturen eifrig gearbeitet. Fünf Firmen seien derzeit unterwegs, informierte Bürgermeister Georg Küttinger. - Fotos: Karch

Thalmässing (HK) Die Telekom macht sich in Thalmässing zurzeit keine Freunde. Erst Ende Mai soll die Breitbandverkabelung fertig sein und damit über vier Monate später als vereinbart.

"Wir haben die Telekom immer wieder gedrängt, uns zu sagen, wann sie fertig ist mit dem Verlegen der Breitbandkabel", hat Kämmerer Martin Obermeyer, der Breitbandpate der Marktgemeinde Thalmässing, in der Sitzung am Dienstagabend berichtet. Schließlich müssten die Kunden wissen, wann das schnellere Internet zur Verfügung stehe, weil sie Kündigungsfristen für ihre Verträge einhalten müssten. Dass es mit der Fertigstellung Mitte Januar, wie im Vertrag vereinbart, wohl nichts werde, war den Verantwortlichen schon länger klar. Wie lange sich die Arbeiten aber letztlich tatsächlich hinziehen werden, hat sich keiner ausgemalt. Als jetzt endlich eine Stellungnahme der Telekom eingetroffen sei, so Obermeyer, stand darauf der Fertigstellungszeitpunkt 31. Mai 2017. "Das ist bitter."

Die Verzögerung um über vier Monate begründet die Telekom mit der verspäteten wegerechtliche Genehmigung des Landkreises, einer verzögerten Strombereitstellung und natürlich der Witterung. "Der Kompressor friert immer wieder ein", sagte Obermeyer. Hier hakte Michael Kreichauf (CSU) ein. "Ich habe von Anfang an gesagt, dass der Zeitrahmen von einem Jahr unrealistisch ist." Er habe die Bautrupps jetzt beobachtet. "Auf der freien Strecke haben sie gut gearbeitet, in den Ortschaften nicht." Er als Tiefbauer könne nur den Kopf schütteln, wenn bei minus zehn Grad gepflastert und asphaltiert werde. "Bei solchen Temperaturen kann man keine Kabel mehr verlegen."

Kreichauf hat auch Bedenken, dass es einmal Schwierigkeiten geben werde, wenn in den Bereichen, in denen ein Breitbandkabel liege, Hausanschlüsse verlegt werden müssen. "Das müsste genau dokumentiert werden, in welcher Tiefe die Kabel liegen", forderte er. "Für die Abnahme der Baumaßnahme müssen wir viel Zeit einplanen", war sich Johannes Mailinger (CSU) sicher. Auch er kann sich nicht vorstellen, dass Pflaster und Asphalt halten werden, weil diese Arbeiten ziemlich oberflächlich erledigt worden seien. "Das Pflaster auf den Gehsteigen hängt jetzt schon nach innen", steuerte Erwin Schneider (TL) eine Beobachtung bei.

Für alle Behinderungen und Schäden seien die Trupps von der Breitbandverlegung aber nicht verantwortlich, stellte Bürgermeister Georg Küttinger klar. "Derzeit sind fünf Firmen unterwegs, die unter anderem auch Glasfaserkabel oder Stromkabel verlegen." Auch der neue Radweg nach Stauf sei wegen eines Stromkabels schon wieder aufgerissen worden. Küttinger äußerte in Teilbereichen Verständnis für die Telekom, die mit den Arbeiten erst verspätet habe anfangen können, weil die Genehmigungen nicht da gewesen seien. Da der Staat für die Breitbandarbeiten mit einem Jahr Bauzeit einen knappen Zeitplan vorgegeben habe, gehe es derzeit fast allen Kommunen so wie Thalmässing. In 80 Prozent der Kommunen habe die Telekom die Aufträge für die Breitbandverkabelung bekommen. Deswegen sei es auch schwierig, einen Ansprechpartner bei der Telekom zu bekommen, antwortete Martin Obermeyer auf eine Frage von Heinz Müller (CSU). "Die sind nicht nur am Limit, sondern schon drüber." Obwohl er weiß, dass die Telekom einen Berg Arbeit vor sich hat, ist Obermeyer sauer. "Es war davon die Rede, dass die Arbeiten Februar oder März fertig sind. Die Telekom hätte schon viel früher sagen müssen, dass es bis Ende Mai dauern wird."

Im Februar will die Telekom mit dem Ring 4 fertig sein, dazu gehören Waizenhofen, Landersdorf, Ruppmannsburg, Ohlangen, Kleinhöbing und Reinwarzhofen. Im Ring 3 sind Göllersreuth, Hagenich, Aue, Eckmannshofen und das östliche Thalmässing zusammengefasst. Eysölden, Offenbau und Pyras werden erst Ende Mai angeschlossen. Dieser Termin gilt auch für Tiefenbach und Steindl. In Eysölden, Offenbau und Pyras sei eine schnelle Anschlussmöglichkeit eigentlich besonders wichtig, weil diese Dörfer über eine Funkverbindung versorgt würden und die Verträge Kündigungszeiten hätten.

Eigentlich sollte das gesamte Netz gleichzeitig zum Jahresende freigeschaltet werden und dann auch eine Werbeaktion der Telekom über neue Verträge stattfinden. Jetzt will die Telekom die fertigen Bereiche sukzessive freischalten. "Man hat jetzt zumindest einen festen Termin", sagte Obermeyer.

Unabhängig von den Verzögerungen im Bereich des ersten Verfahrens hat die Ausschreibung für das zweite Verfahren jetzt begonnen. Bis Anfang Februar können Firmen ihre Angebote für die Breitbandversorgung des Restgebietes, das den zweiten Abschnitt des Baugebiets Alfershausen, Gebersdorf, Bergmühle, Rabenreuth, Reichersdorf, den Landeck, die Badstraße, die Straße Am Mühlbach, die Weißenburger Straße, die Heim- und die Zinkelmühle, Feinschluck, Appenstetten und Hundszell umfasst, abgeben.

Mit dem Breitbandausbau nimmt die Kommune am bayerischen Förderprogramm teil, es gibt aber auch ein Förderprogramm des Bundes, das die Verlegung von Glasfaserkabeln bis ins Haus bezuschusst. Allerdings gibt es nur Geld für "weiße Flecken" unter 30 Megabit pro Sekunde. "Wenn das derzeit laufende Verfahren fertig ist, haben wir in Thalmässing überall 30 Megabit pro Sekunde", erläuterte Martin Obermeyer. Interessant an dem Förderprogramm ist aber ein anderer Aspekt: Zum Umfang dieser Planungs- und Beratungsleistungen gehört auch das Erstellen eines Masterplans für das gesamte Gemeindegebiet. Mit diesem Plan wird gezeigt, wo künftig Glasfaserkabel verlaufen müssen. Wenn dann eine Tiefbaumaßnahme ansteht, können gleich Leerrohre verlegt werden. Mit der Strategie, bei Straßenbaumaßnahmen Leerrohre für Glasfaserkabel mitzuverlegen, ist die Kommune bisher gut gefahren. "Die Telekom benötigt alle Leerrohre, die wir bisher schon verlegt haben", informierte der Bürgermeister.

Die Verwaltung geht davon aus, dass der Masterplan sie nichts kostet, weil der Bund die Leistungen bis zu einer Höhe von maximal 50 000 Euro bezahlt. Da es in Thalmässing dank der Vorarbeiten schon eine gewisse Grundlage gibt, geht Obermeyer davon aus, dass das Geld reichen wird. Verbunden damit ist auch eine DSL-Bitraten-Analyse, die der Bewertung des jetzigen Breitbandausbaus und der möglichen Geschwindigkeitserhöhung durch einen weiteren DSL-Ausbau und dem Einsatz von Vectoring dient. "Das Ziel ist letztlich, dass wir Glasfaser in jedes Haus bekommen. Allerdings ist es schwierig zu sagen, wann das möglich ist", erläuterte Obermeyer. Mit dem Masterplan könne man die Weichen dafür stellen. Der Marktrat hat die Teilnahme am Bundesförderprogramm einstimmig beschlossen.