Thalmässing
Neuer Kaplan zieht in Thalmässing ein

Nach Differenzen in der Gemeinde St. Petrus und Paulus wechselt Markus Müller zum 1. September in die Marktgemeinde

01.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Kaplan Markus Müller aus Mörnsheim zieht zum neuen Schuljahr ins Pfarrhaus in Thalmässing ein. - Foto: DK-Archiv

Thalmässing/Heideck (HK) Dass mit dem Ende des Schuljahrs eine Reihe von Kaplänen im Bistum Eichstätt ihre Stellen wechselt, ist nichts Ungewöhnliches. Schon eher, dass sich nach nur einem Jahr in Thalmässing etwas ändert. Wohl aus gutem Grund.

Die kleine Thalmässinger Pfarrgemeinde St. Peter und Paul ist eine sehr innovative Gemeinde. Liberal. Und selbstständig. Eigentlich. Denn der Abschied des letzten Pfarrers Michael Rasche im Herbst des vergangenen Jahres bedeutete eine echte Zäsur für die Katholiken im evangelisch geprägten Thalmässing: Das schon zuvor verfügte Aufgehen der Gemeinde in einer Seelsorgeeinheit mit Heideck wurde umgesetzt. Der Heidecker Pfarrer Josef Schierl, ebenfalls erst seit vergangenem Sommer im Amt, war nun auch für Thalmässing zuständig. Unterstützung erhielt er darin von den beiden Kaplänen Carsten Cunardt und Paul Raj Thaveethu. Und die Probleme begannen.

Denn die Männer an der Spitze der Seelsorgeeinheit vertreten einen anderen pastoralen Ansatz als die Thalmässinger Gläubigen es bis dato gewohnt waren. Die hatten zum Beispiel das Konzept für den sogenannten Gottesdienst plus entwickelt: Der wird regelmäßig von einer Musikband aufgepeppt, zudem werden die Inhalte auf außergewöhnliche Weise vermittelt. Das Erntedankfest beispielsweise ist hier mehr als ein geschmückter Altar, denn die Gemeindemitglieder nehmen es schon mal zum Anlass, sich Gedanken über die Nahrungsmittelverteilung in der Welt zu machen. Das Evangelium soll möglichst konkret interpretiert werden. Doch das fanden nicht alle gut.

Plötzlich mussten die Thalmässinger gegen Widerstände ankämpfen. Pfarrer Josef Schierl und mehr noch der Kaplan Carsten Cunardt gelten als konservativ, zelebrieren den Gottesdienst lieber in traditioneller Form. Cunardt hatte bei seiner Einführung in Heideck noch gesagt, er wünsche sich eine offene und direkte Kommunikation, bei der es wichtig sei, miteinander zu reden. Nicht übereinander. Doch das gelang immer weniger. Gemeinde und Geistlicher entfernten sich mehr und mehr. Geredet wird nur hinter vorgehaltener Hand. Cunardt wolle das Rad zurückdrehen, lautete ein Vorwurf aus den Reihen der Gemeinde. Sogar eine Krisensitzung, gemeinsam mit Pfarrer Schierl, habe es in Eichstätt bei Domkapitular Paul Schmidt gegeben, der für Personalangelegenheiten zuständig ist.

Der hat sich aufgeschlossen gezeigt - und jetzt entschieden: Markus Müller kommt als Kaplan nach Thalmässing. Die Zuweisung tritt mit dem 1. September in Kraft. Müller wird im Pfarrhaus in Thalmässing wohnen - das seit dem Auszug von Pfarrer Michael Rasche leerá †steht - und für die Pfarreien Heideck, Laibstadt, Liebenstadt und Thalmässing zuständig sein. Wer die zweite Kaplansstelle in der Seelsorgeeinheit besetzt, ist nach Auskunft des Bistums noch nicht geklärt. Nur so viel: Es werde weiterhin zwei Kapläne geben. "Alles andere wird noch vor der Sommerpause entschieden", teilt Bernhard Löhlein von der Pressestelle des Bistums auf Nachfrage mit.

Markus Müller ist 33 Jahre alt, in Eichstätt geboren und in Mörnsheim auf einem Bauernhof aufgewachsen. Er absolvierte an der Hauptschule den Quali und später eine Lehre als Industriekaufmann in einem Steinbruch. Dann aber holte ihn sein Kindheitswunsch ein, Priester zu werden, wie er sagt. Müller holte das Abitur nach und studierte Theologie. Im April 2013 wurde er in Eichstätt zum Priester geweiht. Im Anschluss wirkte der Neupriester in der Pfarrei "Zu Unserer Lieben Frau" in Neumarkt. Wer sich bereits jetzt ein Bild von Markus Müller machen möchte, kann dies auf YouTube tun, denn das Bistum Eichstätt hat einen Beitrag hochgeladen aus der Zeit, als Müller noch Priesteramtskandidat in Velburg war.

Der Pressemitteilung des Bistums über Kaplanswechsel im Bistum ist die Vorgeschichte in Thalmässing nicht zu entnehmen. Auch auf Nachfrage tut man sich dort schwer, über derartige Interna zu sprechen. Entsprechende Fragen sollten schriftlich eingereicht werden, heißt es in der Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit. Eine Krisensitzung in Eichstätt soll es gegeben haben? Nein, lediglich große Veränderungen in der Seelsorgeeinheit Heideck. "Bei einem Prozess der Veränderung ist es selbstverständlich, dass die Bistumsleitung helfend zur Seite steht."

Auch dass bereits nach einem Jahr eine Veränderung ansteht, sei nichts Ungewöhnliches, heißt es in der schriftlichen Antwort aus Eichstätt. "Kapläne befinden sich noch in der Ausbildungsphase, weshalb sie in der Regel häufiger versetzt werden." Schon. Doch in Greding beispielsweise, wo man mit Kaplänen mehr Erfahrung hat als in Thalmässing, blieben sie zuletzt immerhin rund drei Jahre - egal ob sie nun Mateusz Szeliga hießen, Christoph Wittmann oder Sebastian Bucher. Auch Dominik Pillmayer, der aktuelle Kaplan an der Schwarzá †ach, hat zuvor drei Jahre in Heideck gewirkt.

Traditionell oder modern, innovativ oder konservativ: "Das Einsortieren in Schubladen ist wenig hilfreich", schreibt Bistumssprecher Löhlein, ohne auf Differenzen zwischen Geistlichen und Gläubigen in Thalmässing näher einzugehen. Das Feiern eines Gottesdienstes diene dem Heil der Menschen und der Verehrung Gottes - dies könne in vielen Formen geschehen, "die liturgische Ordnung lässt da viele Möglichkeiten zu". Allerdings unter der Bedingung, dass "sich alle Beteiligten als Dienende verstehen mit demselben Ziel".

Markus Müller steht für einen Neuanfang. Er werde an seiner neuen Stelle eine Zusatzaufgabe wahrnehmen, sagt Löhlein. In Thalmässing steht nicht nur das Regionaljugendheim Bunker, es war lange Zeit auch der Sitz des Regionaljugendseelsorgers. Heute nicht mehr, die Struktur der Jugendarbeit der Diözese habe sich geändert, erklärt Löhlein, hin zur Ebene der Dekanate. Jedoch werde Müller nun auch Geistlicher Begleiter für die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) im Bistum. Der sieht seine wichtigste Aufgabe laut dem Videobeitrag übrigens darin, die Menschen für den Glauben "zu entflammen. Das geht auf ganz unterschiedliche Weise".