Thalmässing
Neue Energie aus altem Fett

Firma Lesch expandiert am Ortsrand von Thalmässing Bundestagsabgeordnete nimmt Anregungen für Politik mit

26.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

Die Herkunft jeder Sammeltonne des Altfetts ist auf einem Laufzettel dokumentiert, wie Heiko Lesch der CSU-Bundestagsabgeordneten Marlene Mortler erklärt. Dass der Betrieb gut läuft und sogar erweitern will, freut auch Georg Küttinger und den CSU-Ortsvorsitzenden Michael Kreichauf (von links). - Foto: Luff

Thalmässing (HK) Die Altfettentsorgung Lesch in Thalmässing wird sich vergrößern, der Marktrat hat in seiner jüngsten Sitzung die Weichen dafür gestellt. Die Voraussetzungen dafür schafft der Betrieb selbst - ein Beispiel, das sich die CSU-Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler angesehen hat.

Zu den fast 9000 Quadratmetern, die das Betriebsgelände derzeit am Ortsrand in Richtung Alfershausen einnimmt, kommen dann noch einmal mehr als 22 000 Quadratmeter auf einer Wiese vis-à-vis hinzu. Das erfolgreiche Familienunternehmen hat sich jetzt die hiesige Wahlkreisabgeordnete Marlene Mortler angesehen - nicht nur, um den Erfolg des Unternehmens anzuerkennen. Sondern auch, weil Recyclingbetriebe wie dieser vielleicht noch Einfluss nehmen können auf die Energiepolitik in Deutschland und Europa.

Wenn die Erweiterung an dieser Stelle nicht möglich geworden wäre, "hätten wir einen Schnitt machen und ganz woanders hingehen müssen", sagte der Geschäftsführer Heiko Lesch, Sohn des Firmengründers Willi Lesch, beim Rundgang durch den Betrieb. Und das nach nahezu 25 Jahren an diesem Standort, nächstes Jahr werde Jubiläum gefeiert. "Wir platzen eigentlich", verdeutlichte er. Wegziehen muss er nun nicht, in Eigenregie erschließt sich die Firma ihre neue Gewerbefläche. Jedoch mit Unterstützung der Kommune, wie Lesch betonte. Die Gemeinde habe das Areal ohnehin kaufen und als Gewerbegebiet ausweisen wollen, ergänzte Bürgermeister Georg Küttinger. Weil sie aber Probleme hatte, das Gelände zu kaufen und weil die Firma Lesch ohnehin schon drei Viertel davon beansprucht hätte, habe man vereinbart, dass sie sich in Gänze um die Erweiterung kümmert.

Auf der anderen Seite der Staatsstraße wird nicht weit vom Firmensitz gerade am neuen Rewe-Supermarkt gebaut. Das Areal dahinter in Richtung Alfershausen sei im Flächennutzungsplan zwar ebenfalls als Gewerbegebiet vorgesehen, doch habe der Marktrat entschieden, dass nach dem Rewe Schluss ist mit der Bautätigkeit, so Küttinger im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten. Wohin aber sollen Firmen gehen, die erweitern oder sich ansiedeln möchten? Vielleicht könne man in Kooperation mit anderen Kommunen neue Gewerbeflächen ausweisen, überlegte Küttinger laut, das müsse ein Schwerpunkt des gemeindeübergreifenden Integrierten ländlichen Entwicklungskonzepts werden, "wir könnten dann die Ausgleichsflächen übernehmen". Solche Vorhaben kommen an bei Mortler. Sie verwies darauf, dass etwa Spalt und Georgensgmünd schon hervorragend zusammenarbeiteten. "Miteinander kommen wir weiter", zeigte sich auch der Bürgermeister überzeugt.

Im weitesten Sinn miteinander arbeiten auch rund 19 000 Gastronomiebetriebe im süddeutschen Raum und dem angrenzenden Österreich, deren alte Speisefette und -öle die Thalmässinger Firma abholt und aufbereitet. In der Kosmetikbranche und bei der Herstellung von Reinigungsmitteln findet das Altfett Verwendung, zudem erzeugt die Firma im eigenen Blockheizkraftwerk Strom und Wärme für den Betrieb, wie Heiko Lesch erläuterte. Der überwiegende Teil des aufbereiteten Altfetts mündet in die Herstellung von fortschrittlichem Biodiesel - und ist damit ein heißes Eisen in der Politik. Denn da ist wieder einmal Vieles in der Schwebe.

Nach einer Richtlinie der EU muss der Anteil der erneuerbaren Energien im Verkehrssektor in jedem Mitgliedstaat auf zehn Prozent im Jahr 2020 gesteigert werden. Dieses Ziel wird seitens der Mitgliedstaaten aller Voraussicht nach zum Großteil durch Biokraftstoffe erfüllt werden. Doch gibt es auch Gegner dieser Strategie. In der Branche herrscht deshalb Unsicherheit, umso mehr, weil es auch Studien gibt, wonach Biodiesel zur Entwaldung und Nahrungsmittelknappheit beitrage. Umweltschützer warnen, diese Kraftstoffe könnten klimaschädlicher sein als fossile Energieträger.

Doch Biodiesel ist nicht gleich Biodiesel. Um die Umweltverträglichkeit von Biokraftstoffen zu gewährleisten, hat die Bundesregierung eine Nachhaltigkeitsverordnung erlassen. Danach gelten Biokraftstoffe künftig nur dann als nachhaltig hergestellt, wenn sie - unter Einbeziehung der gesamten Herstellungs- und Lieferkette - im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen mindestens 35 Prozent an Treibhausgasen einsparen. Ein Wert, der in Deutschland übrigens schon jetzt weit übertroffen wird, zuletzt um das Doppelte.

Marlene Mortler versprach zu versuchen, über das Bundeslandwirtschaftsministerium auf die Diskussion und letztlich die Gesetzgebung einzuwirken. Der Rapsanbau etwa sei für mehrere Seiten interessant, für die Landwirtschaft beim Anbau, für Viehzüchter, die den Rapskuchen verwendeten und nicht zuletzt für die Energiebranche. Dieser praktisch geschlossene Kreislauf werde "in bestimmten Kreisen in Berlin so nicht gesehen", sagte sie. "Tank gegen Teller ist nicht mehr das Thema."

Doch befürchtet Heiko Lesch als Mitglied im Mittelstandsverband abfallbasierter Kraftstoffe auch Probleme aus einer anderen Ecke: Denn das Beimischungsvolumen des Biokraftstoffs in den Sprit solle nach bisheriger Planung ab 2020 sprunghaft von vier auf sechs Prozent ansteigen, so Lesch: "Das geht nicht", schärfte er der Abgeordneten ein. Man könne nicht von heute auf morgen die Kapazitäten um die Hälfte ansteigen lassen, "wir brauchen eine praxisnähere Herangehensweise" - und damit eine stufenweise Erhöhung des Bioanteils bis 2020. Auch werde in der Politik derzeit zu stark auf Elektromobilität gesetzt, so Lesch. Bei Autos könne das ja vielleicht noch funktionieren, sagte Lesch, "beim Lkw geht der Strom nicht". Seine Schlussfolgerung: "Wir brauchen einen Mix."