Thalmässing
Magisches aus König Artus' Welt

Theater KnuTh gastiert beim Familiennachmittag in der Thalmässinger Bücherei

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr
Büchereinachmittag in Thalmässing mit dem Theater KnuTh und den Thalmäs-Singkids. −Foto: Luff, Volker, Weissenburg

Thalmässing (HK) Die kleine Schwächephase im vergangenen Jahr hat der Familiennachmittag in der Bücherei Thalmässing schon wieder überwunden: Nach dem schlechteren Besuch 2016 drängen sich Kinder wie Erwachsene im Saal des Gemeindezentrums St. Marien.

"Sei mutig und stark!", fordern die Thalmäs-Singkids zur Begrüßung musikalisch. Fast könnte das als Motto gelten für das eine oder andere Kleinkind, das sich schüchtern stehend an Mamas Hand klammert, statt einen der ganz wenigen freien Stühle in einer der vorderen Reihen zu besetzen. Es ist wieder voll; brechend voll sogar. Obwohl die Helferinnen flugs noch Stühle holen und die Reihen enger gestalten, findet nicht jeder einen Sitzplatz. Das Figurentheater KnuTh zieht. "Jeder Platz ist gefüllt", stellt ein zufrieden dreinblickender Pfarrer Rudolf Hackner fest - "wenn nicht sogar mehrfach."

Vielleicht ist dieser Erfolg auch dem Umstand geschuldet, dass die Literaturreihe "Das magische Baumhaus" zu den beliebtesten Kinderbüchern weltweit gehört. Anleihen aus den fantasievollen Geschichten aus der Feder von Mary Pope Osborne haben Franka und Andreas Kilger für ihr Bühnenstück mit Schauspiel, Musik und Puppen genommen. "Seid ihr auch schon so gespannt wie ich?", fragt Bürgermeister Georg Küttinger, ein Stammgast des Büchereifamiliennachmittags, eingangs in die Runde an diesem Buß- und Bettag. "Ja", schallt es ihm vielstimmig entgegen. Bevor die Protagonisten Anne und Philipp in ein Abenteuer in der Epoche von König Artus stolpern.

"Seid ihr auch schonso gespannt wie ich?"

Georg Küttinger

 

Das Bühnenbild ist einfach, aber effektiv: Ein Baum mit drehbarer Krone lässt sich mit wenigen Handgriffen als Hintergrundkulisse verwenden; mal hängt das magische Baumhaus daran, mal fliegen Drachen als Wächter eines geheimnisvollen Kessels am drehbaren Baum schwungvoll vorbei. Gerade den ganz jungen Zuschauern bleibt ob der lebhaften Szenerie schon einmal der Mund offen stehen. Die größeren Kinder und die Erwachsenen müssen sich in der Geschichte dagegen erst einmal zurechtfinden, auf den ersten Blick ist das gar nicht so einfach. So sind etwa König Artus und seine Ritter der Tafelrunde - Lancelot, Galahad und Parzival - ebenso aus Blechdosen, Käsereiben, Töpfen, Trichtern und ähnlichen Dingen gefertigt wie die Wächter in der Anderswelt. Hauptsache, es klappert. Phasenweise sind es derartige Lautmalereien, die das Bühnenspiel bestimmen - und die vor allem die jungen Besucher faszinieren. Die Teletubbies lassen grüßen.

Andererseits lassen die beiden Puppenspieler den roten Faden nie derart stark in den Hintergrund treten, dass die älteren Zuschauer sich langweilen könnten. Fast beiläufig thematisiert KnuTh - "Kilgers nutzloses und unsinniges Theater" - die Sage von König Artus. Als Erzähler treten Franka und Andreas Kilger in Erscheinung, Letzterer auch als Zauberer Merlin und nicht zuletzt als Roter Ritter, der den Kindern Anne und Philipp den Auftrag erteilt, um den sich das Stück dreht: Sie sollen in die Anderswelt reisen, um dort einen Kelch magischen Wassers zu holen: "das Wasser der Erinnerung und Fantasie".

Schon der Name des Elixiers lässt es erahnen: Das Theaterstück weist auch Ähnlichkeiten mit Michael Endes "Die unendliche Geschichte" auf. Hier wie dort gibt es eine Parallelwelt, es spielen Erinnerungen und die Fantasie gewichtige Rollen. Und nicht zuletzt setzen sich die beiden Kinder Anne und Philipp auf einen fliegenden, weißen Hirsch, der frappierend an den Drachen Fuchur erinnert. Zwar wird Artus' Königreich keineswegs vom alles verschlingenden Nichts bedroht. Doch ist es von einem unterlegenen Feind verflucht worden, sämtliche Freude ist verbannt. Merlin selbst kann nicht direkt eingreifen, aus Verzweiflung über den Fluch hat Artus alle Magie verboten und Merlin verbannt.

Das Erstaunliche an der Aufführung ist, dass die Illusion funktioniert, obwohl die beiden Puppenspieler nicht - wie etwa im Marionettentheater - hinter der Bühne unsichtbar bleiben. Sie agieren offen, bauen mit wenigen Handgriffen das Bühnenbild immer wieder um. Zugute kommt den beiden die große Routine, die sie sich angeeignet haben. So lässt etwa Andreas Kilger Anne und Philipp auf dem Hirschen über die Köpfe der Kinder hinwegfliegen, während Franke Kilger zwei Meter zurückversetzt an einer neuen Kulisse werkelt. Die Gespräche ihrer Figuren verstummen dabei keineswegs, munter plaudert Franka in den verschiedensten Stimmfärbungen weiter, führt die Geschichte fort, obwohl sie sich in diesem Augenblick doch auf ganz andere Dinge konzentrieren müsste.

Immer wieder ertönt dabei Musik vom Band, beide Spieler agieren auch als Sänger; überhaupt sind beide wahre Virtuosen der Stimme. Obwohl sie einer Vielzahl von Bühnenfiguren ihre Stimme leihen müssen, sind diese jederzeit klar zu unterscheiden. Der frenetische Applaus der Besucher am Ende ist mehr als verdient.

Der Familiennachmittag in der Bücherei ist damit aber noch lange nicht zu Ende. Im Untergeschoss haben Helferinnen der Bücherei und des Eine-Welt-Ladens ein Kuchenbüfett aufgebaut, so dass sich Mütter und Kinder es sich noch gemütlich machen. Überdies gibt es einige neue Medien im Programm, die an diesem Buß- und Bettag erstmals ausgeliehen werden können.