Thalmässing
2100 Stimmen singen ein neues Lied

Thalmäs-Singers sind am morgigen Samstag beim Pop-Oratorium Luther in München dabei

16.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:29 Uhr

Die Begeisterung von Chorleiterin Doris Polinski steckt an: Ihr Chor hat sich bei den Proben in Nürnberg (Bild rechts) und München schon bewährt.

Thalmässing (HK) Wenn an diesem Samstag in der Münchener Olympiahalle ein Chor aus 2100 Stimmen das Luther-Oratorium singt, werden unter den Sängern auch 45 Kinder, Frauen und Männer aus Thalmässing und den umliegenden Kommunen sein.

"Ein feste Burg ist unser Gott" - ein Lied, so vertraut und doch ganz neu. Bis in die letzten Winkel des Gemeindezentrums St. Marien dehnen sich diese Töne aus und das, obwohl an diesem letzten Probentag vor dem großen Ereignis nur rund die Hälfte der Sänger beim Üben dabei sein kann. Statt 45 erklingen an diesem Abend nur 25 Stimmen und deren Klang lässt trotzdem erahnen, wie es sich anhört, wenn fast 100-mal so viele Sänger vertraute Choräle neu interpretieren. Am Samstag wird sich der kleine Chor aus Thalmässing in die große Schar der Sänger einreihen, die beim Projekt der tausend Stimmen von Michael Kunze und Dieter Falk mitmachen. Dabei wird das Pop-Oratorium Luther, das das Leben und die Lehre des Reformators auf eine ganz besondere Art und Weise erzählt, in der Münchener Olympiahalle aufgeführt. Luthers Ringen um die biblische Wahrheit und sein Kampf gegen Obrigkeit und Kirche werden dabei erlebbar.

Wie schon beim Chormusical Amazing Grace, bei dem im Februar vergangenen Jahres der um etliche Mitsänger erweiterte Chor Thalmäs-Singers die Zuhörer in der zweimal total überfüllten Kirche St. Michael begeistert hat, hatte auch dieses Mal Chorleiterin Doris Polinski nach Mitstreitern gesucht. Und sie ist fündig geworden: Für die Teilnahme am Pop-Oratorium hat sich die Stärke des Chors mehr als verdoppelt. "Und dabei haben wir nur einmal Werbung gemacht", freut sich die Chorleiterin über die große Resonanz, die ihr Aufruf im Hilpoltsteiner Kurier im vergangenen März hervorgerufen hat. Aus dem ganzen Landkreis kommen die Sänger, die sich auf den großen Auftritt in München freuen, sogar ganze Familien sind dabei.

Als die Chorleiterin von diesem Projekt gehört hatte, war für sie klar: "Da machen wir mit." Denn mit der Creativen Kirche Witten, die auch für das Projekt Amazing Grace verantwortlich zeichnete, hat der Chor gute Erfahrungen gemacht. "Und als Chor unter evangelischer Trägerschaft unterstützen wir auch gerne das Lutherjahr - auf unsere Weise - nämlich musikalisch."

Dass sich das Pop-Oratorium um den großen Kirchenmann dreht, ist auch bei den Proben nicht zu überhören. Fast jede Chorprobe beendet Doris Polinski mit einem Luther-Zitat und einer Mini-Andacht oder einem Gedankenimpuls. Luther selbst hat dafür einen großen Fundus geliefert. Auch die Musik hat für den Reformator eine große Rolle gespielt: "Die Musik ist die beste Gottesgabe. Durch sie werden viele und große Anfechtungen verjagt. Musik ist der beste Trost für einen verstörten Menschen, auch wenn er nur ein wenig zu singen vermag. Sie ist eine Lehrmeisterin, die die Leute gelinder, sanftmütiger und vernünftiger macht." Diesen Text hat Doris Polinski im Gesangbuch gefunden und natürlich gleich an ihren Chor weitergegeben. Durch dessen Programm zieht sich wie ein roter Faden Luthers Kernaussage: "Am Anfang war das Wort." Immer wieder wird dieser Satz im Pop-Oratorium zu hören sein. "Das muss prickeln", spornt die Chorleiterin ihre Sänger zu Höchstleistungen an.

Auch wenn hinter vielen Sängern ein harter Arbeitstag liegt, bei der Probe am Abend fällt diese Anstrengung ab. "Manchmal kommt man total platt in die Probe und dann macht die Musik so viel Spaß und gibt einem so viel Kraft", versucht Doris Polinski, das Faszinierende am Chorgesang zu erklären.

Besonders deutlich ist das bei den großen Proben geworden, bei der regionalen Generalprobe mit 400 Teilnehmern in der Gustav-Adolf-Kirche in Nürnberg und bei der großen Probe vor Kurzem in der Philharmonie in München. Da waren zwar Liveband und Orchester noch nicht dabei, aber dafür ein gewaltiger Chor aus 2100 Stimmen. "Das war Gänsehautfeeling pur", erinnert sich Doris Polinski an diesen beeindruckenden Auftritt. Am Samstag wird dieses Gefühl sicher noch getoppt, wenn auch die Musiker ihre Instrumente erklingen lassen. Zudem ist die Olympiahalle mit rund 10 000 Plätzen völlig ausgebucht. Und die Proben mit den vielen anderen Chören haben Doris Polinski gezeigt, dass ihre Sänger richtig gut sind. Deshalb spart sie auch nicht mit Lob: "Ihr habt richtig gut artikuliert", sagt sie stolz.

"Singt dem Herrn ein neues Lied", heißt es immer wieder in den Psalmen. Und diese neuen Lieder wollen die Chöre in dem Pop-Oratorium, das in insgesamt neun Städten zu sehen und zu hören ist, anstimmen - so wie Luther immer wieder etwas Neues gewagt hat. Etwas Neues wagen wollen auch einige der Sänger, die für dieses große Projekt zu den Thalmäs-Singers gestoßen sind. Sie wollen noch länger im Chor mitsingen. Fast alle möchten bei den Weihnachtsauftritten des Chors mitmachen. Am 18. November werden die Thalmäs-Singers in der Kirche St. Michael ein Konzert geben, schließlich wird der Chor heuer zehn Jahre alt.