Thalmässing
"Licht und Glanz"

Thalmäs-Singers feiern ihre ersten zehn Jahre mit Konzert in der übervollen Michaelskirche - Glaubensfreude und Obstsalat

19.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr
Authentisch über ihre tiefe Glaubensfreude singen die Thalmäs-Singers auch beim Konzert in St. Michael. −Foto: Leykamm, Jürgen, Weimersheim (Thalmässing)

Thalmässing (HK) Man muss kein Freund der Gospelmusik oder moderner christlicher Lieder sein, doch wenn die Thalmäs-Singers ihre Stimmen erklingen lassen, kann sich dem besonderen Charme kaum jemand entziehen. Eindrucksvoll beweist die Gruppe das bei ihrem Jubiläumskonzert.

Da versucht sich niemand in die Lage der gequälten Seelen der Sklaven auf Baumwollplantagen hinein zu versetzen, da hat niemand den Ehrgeiz, aus der eigenen Stimme möglichste viele Koloraturen herauszuholen. Niemand macht hier auf irgendwas, sondern da stellen sich ein paar Dutzend Zeitgenossen hin und singen authentisch über ihre tiefe Glaubensfreude. Von was das Herz voll ist, davon sprudelt der Mund über, heißt es ja schon in der Bibel. Und es ist ausnahmslos Ermunterung, die da über die Lippen kommt.

Ein paar Töne gibt es von Chorleiterin Doris Polinski am E-Piano zum Auftakt, vergnügt setzen Daniel Vöhl (Gitarre) und Fritz Lettenmayer (Cajon) ein, während die Sängerschar den Altarraum betritt und gleich loslegt: "Er lebt", schallt es durch das Kirchenschiff. Ein Widerhall der Auferstehungsfreude der ersten Christen bricht sich hier Bahn. Eine Fröhlichkeit, die nicht auf Kosten der christlichen Botschaft geht, sondern sie unterstreicht.

Die "Thalmäs-Singers" schaffen es einfach immer wieder, "Licht und Glanz" zu sein, egal wo sie auftreten. Und für volle Gotteshäuser zu sorgen, wie der gastgebende Pfarrer Rudolf Hackner neidlos und bewundernd feststellt. Als Zeichen dafür überreicht er Polinski ein Lichtkreuz als Geschenk. Den runden Geburtstag des Ensembles habe man eigentlich eher zufällig beim Stöbern in der Chronik entdeckt, so die Leiterin selbst. Danach aber war schnell klar: "Wir feiern das mit einem Konzert."

Eine gute Idee, wie die tolle Mischung aus neuen Liedern und Lieblingsstücken der Mitglieder zeigt. Über eine Leinwand flimmern nicht nur Bilder von Chorkonzerten der letzten zehn Jahre und geselligen Momenten der Gruppe, sondern auch Lieder und Solisten werden angezeigt. All das wollen sich über 300 Zuhörer nicht entgehen lassen, nur zusätzliche Stühle im Mittelgang und auf der zweiten Empore können den Andrang fassen.

"Wo das Singen bedroht ist, verstummen unsere Seelen", zitiert Polinski Margot Käßmann. In der Tat habe jeder so sein Päckchen zu tragen, doch allein schon die Chorproben spendeten Erfrischung für die Gemüter. "Gott schenkt Trost", sagt die Chorleiterin. Bevor sie musikalisch in des "Vaters Haus" einlädt, wo "ich ich sein" und "singen und schreien kann".

Schon wird das Mikrofon weitergeben - die Solos wechseln von Lied zu Lied. Polinski selbst hält sich trotz toller Soul- und Gospelstimme zurück, ist nicht als Solistin, sondern als ergänzender Part ab und zu zu hören. Auch die Lieder selbst haben es in sich. "Freedom Is A Voice" beginnt afrikanisch, bevor es zum englischsprachigen Gospel mutiert, der sich dann mit dem Klassiker "Amazing Grace" mischt. Die perfekte Überleitung zu einem Stück aus dem gleichnamigen, vom Chor letztjährig aufgeführten Musical. "Der Traum vom Glück" sei eben nicht illusionär, heißt es da. Er kann wahr werden, wenn einem der Schöpfer das richtige Lied ins Herz gibt, legt das nächste Stück nahe, während dezente Lichteffekte die Kirchenorgel umschwirren. Doch das ist nichts im Vergleich zum "Licht der Welt", das auch besungen wird.

Bei ihrer Gruppe und vielen anderen sich zu bedanken, ist Polinski ein großes Bedürfnis. "Schön, dass es euch gibt." Sagt sie nicht nur, sondern zeigt auch noch ein Badesalz mit genau dieser Aufschrift - gesungen wird der Satz natürlich ebenso. Und das auch für eine erkrankte Sängerin, die sich als Zuhörerin in die Kirche geschleppt hat. Ein anrührender Sechs-Achtel-Rhythmus, bei dem man vor Wertschätzungsgefühlen beinahe mitschunkeln möchte. Weiter geht es wieder mit dem Glück, aber diesmal träumt die Gruppe nicht vom eigenen, sondern dem Wohlergehen der Welt, die es zu verändern gilt. Den Funken der Gottesliebe weitertragen, so lautet die Botschaft.

Doch bevor es zu theologisch wird, greift man zum "Obstsalat" zum Mitsingen - hier soll sich jeder bei der Frucht einklinken, die ihm am besten schmeckt. "Mango, Mango" oder "Kiwi, Kiwi, Kiwi" klingt es durch das Gotteshaus - und bei "Ananas-Banane" schwillt die Lautstärke noch an. Ein gesungener Rückblick über den Auftritt beim Luther-Oratorium vor 20 000 Zuhörern darf natürlich nicht fehlen. Das Stück "Mut" stößt dabei auf besondere Begeisterung.

Die weckt beim Chor vor allem eine Person: Jesus Christus. Der Schlussteil des Konzerts gerät zu einem einzigen Hymnus an den Gottessohn. Das "Vater unser" und ein gesungener Segen bilden das Finale, das in Ovationen im Stehen und der Zugabe mündet.