Thalmässing
Kontrastreiches Qualitätsprogramm

Bunker Thalmässing feiert mit vielfältigen Auftritten und zahlreichen Ehrengästen sein erstes großes Jubiläum

19.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

 

Thalmässing (HK) Mit einem Galaabend in gewohnt hoher Qualität hat der Thalmässinger Bunker sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. Zwischen traditionellen und jugendlichen Kunstformen, zwischen Ernsthaftigkeit und Schalk spielte das Bunker-Team seine Besucher hin und her.

Den Auftakt im wörtlichen Sinne gestalteten die Burgbläser Stauf. Die vierköpfige Abordnung des Septetts begrüßte vor dem Haus die eintreffenden Besucher mit getragenen Klängen aus ihren Alphörnern. Seit etwa vier Jahren stehe ihnen der Bunker im Winter als Übungsraum zur Verfügung, weshalb sie sich mit diesem Auftritt gerne revanchierten, erzählte Mitglied Peter Zogg.

Volles Haus hieß es dann zum offiziellen Beginn der Veranstaltung einmal mehr an denliebevoll dekorierten Festtafeln. Einen besonderen Rahmen schaffte die Fotoausstellung, die sich durch das gesamte Gebäude zog. Die Aufnahmen repräsentierten das breite Spektrum an Ereignissen, Sonderaktivitäten und wiederkehrenden Angeboten, die der Bunker seit seiner Eröffnung 2004 durchlebt hat.

Pfarrer Michael Rasche gestand zwar in gewohnt ironischer Manier, vor seiner Ankunft in der Gemeinde weder etwas von Thalmässing, noch vom Bunker gehört zu haben, doch der viel zitierte erste Eindruck hatte ihm imponiert: Seine erste Bunker-Veranstaltung, die Kurzfilmtage, habe ihn sofort begeistert, blickte er auf seine Anfangszeit zurück. Schnell habe er die Qualität des Bunkers erkannt, wobei diese „nicht an den Steinen und der Glasfront hängt, sondern an den Leuten, die hier ihre Kraft hineinstecken“, betonte er.

Dekan Alois Ehrl erinnerte sich an die Skepsis des Entscheidungsgremiums, ausgerechnet in Thalmässing ein Pfarr- und Jugendheim zu errichten. Aber über 200 Veranstaltungen pro Jahr sprächen für sich, resümierte er. Er sei zu dem Schluss gekommen, dass ein Bunker, der andernorts vor Kriegsgefahren schütze, auch in Thalmässing Schutzfunktion ausübe, „nämlich Schutz vor geistigen Gefahren, der Gefahr der Interessenlosigkeit und Vereinsamung“, nicht jedoch der Gefahren der Philosophien des örtlichen Pfarrers, scherzte er – ein rhetorischer Ball, den Rasche ihm gekonnt zurückwarf.

„Hier ist immer etwas los, und zwar ganz unterschiedlicher Natur“, bestätigte Bürgermeister Georg Küttinger. Er parodierte die Namensgebung des Bunkers, der zur Einweihung zwischenzeitlich den Namen „Boonker“ getragen hatte und betonte die „architektonische Meisterleistung“, die dem vielfältigen Programm heute ein Zuhause biete. Zum Jubiläum wünsche er dem Zentrum „Mut, weiterhin Neues auszuprobieren, und neue Unterstützung für das hervorragende Team“.

Auf die Anfangszeit des Bunkers blickte auch Landrat Herbert Eckstein zurück. Die Dankbarkeit für das Gebäude habe – typisch fränkisch – auf sich warten lassen. Aber die äußerst positive Entwicklung und eine Riege an guten Pfarrern von Stefan Göller über Josef Bader, Jürgen Konert „und jetzt sogar einem Gladbach-Fan“, wie er Michael Rasche neckte, habe zusammen mit dem Bunker-Team „die Arbeit hier offen und tolerant gemacht“. Einen positiven Nebeneffekt der anfangs strittigen Räumlichkeit hat Eckstein beobachtet: „Schon die Räume haben die Diskussionen in diesem Haus belebt, das Freiraum für das Denken und den Glauben schafft.“

Als weitere Ehrengäste feierten der evangelische Pfarrer Rudolf Hackner, Jugendreferent Steffen Bremmert und der Dekanatsjugendseelsorger des Verbundes Roth-Schwabach, Sebastian Stanclik, der „diesem lebendigen Ort für weitere 100, ach, 1000 Jahre Gottes Segen und gute Gemeinschaft“, wünschte.

Zwischen den Reden, „die immer eine strittige Angelegenheit sind“, wie Rasche selbstironisch bekannte, genossen die Festgäste ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm. Die Jazz- und Swing-Interpretationen des Trio Stilla-Klagenfurt zogen sich durch den gesamten Abend. Martin Pfitzinger am Piano, Fritz Pfitzinger am Kontrabass und Special Guest Jochen Streichert, der Schlagzeuger der Formation (Rotor) Freyengrad, zauberten eine entspannte Atmosphäre, von der sich Sängerin Margit Held sichtlich tragen ließ. Ihre Stücke voller Sehnsucht, Träumerei und Lässigkeit schafften einen ruhigen Rahmen für den turbulenten Abend. Nach dem „Trio mit vier Personen“ führte Michael Rasche mit herrlich frecher Zunge weiter durchs Programm.

Steffen Bremmert begrüßte den Poetry-Slammer Lukas Fassnacht. Der Erlanger bot drei kontrastreiche Stücke dar. Sein Gedicht „Geister des Nationalismus“ hatte er Goethers Zauberlehrling entlehnt. Auf geografisches und geschichtliches Rahmenwerk spannte er ein gespenstig-provokatives Szenario über „Opa Europa“. In einem weiteren Text sprach er „über Liebe und kein bisschen Fußball“, wie er ankündigte. „Ich will das Leben pflücken“, konstatierte er rasant in seinem dritten Stück, das während einer Busfahrt durch Paraguay entstanden sein soll, die „wie immer gefühlt zwischen 20 und 3000 Stunden dauerte“. Fassnacht philosophierte über die Perversionen des Berufslebens, Gesellschaftsproblematiken und kindlich naive Wünsche, wie dem, „dass Kleinkinder im Zug genauso süß klingen, wie sie aussehen“.

Hans Seidl vom Bunker-Team dankte seiner Kollegin Marianne Schneider für ihren Einsatz in den vergangenen Jahren. Er freute sich, dass die vorangegangenen Sprecher das Bunker-Team zu Recht stets als Einheit angesprochen hatten, betonte aber, dass „Marianne immer dafür sorgt, dass sich die Leute hier einfach wohlfühlen“, lobte er das Engagement der Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats, die sich um das Haus kümmert. „Selbstverständlich“ sei ihre Arbeit, wiegelte Schneider ab, „der Bunker ist eben meine zweite Heimat“. Die angenehme Atmosphäre des Hauses gründet nicht zuletzt auf dem ungezwungenen Konzept seiner Träger. „Der Film bringt rüber, was wir unter Spiritualität verstehen“, ließ Hans Seidl anschließend den Kurzfilm „Götterfunke“ von Steffi Kammermeier aus dem Jahre 1990 für sich und die Idee des Bunkers sprechen.

Der Abschluss des offiziellen Programms gebührte „einer Startruppe, die noch vor einem halben Jahr ihr Können bei der Weltmeisterschaft ihrer Disziplin unter Beweis gestellt hat“, wie Rasche das Thalmässiner Männerballett ankündigte. Die Gruppe, die schon seit mehreren Jahren das regionale Faschingspublikum begeistert, nahm mit Charme und Hüftschwung den Bunker in Beschlag und beschloss den Abend gekonnt mit der getanzten Geschichte einer Orient-Safari.

Man könnte das Programm des Abends als kleinen bunten Rückblick auf das vergangene Jahrzehnt betrachten, oder als Vorschau auf die kommenden Veranstaltungen. 13 Termine verzeichnet der Bunker für den November. Wer sie sich im Veranstaltungs-Faltblatt oder auf der Internetseite unter www.bunker-thalmaessing.de ansieht, kann bestätigen, was Hans Seidl zur Zusammenstellung betont: „Kontrast ist uns wichtig!“ Ein authentisches Konzept, das funktioniert.