Thalmässing
"Ihr wisst, wo eure Wurzeln sind"

Raiffeisenbank Greding-Thalmässing schüttet vier Prozent Dividende aus – Martin Obermeyer neu im Aufsichtsrat

31.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:58 Uhr

Mit einem Blumenstrauß verabschiedet wird Hildegard Hölzel. Ihr Nachfolger im Aufsichtsrat ist Martin Obermeyer (dritter von links). Mit ihm freuen sich Vorstandsvorsitzender Willi Hussendörfer, Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Lang, Matthias Netter vom Aufsichtsrat, Vorstandsmitglied Heinrich Regensburger und Matthias Pfitzinger vom Aufsichtsrat (von links) - Foto: Karch

Thalmässing/Greding (HK) Über ein moderates Wachstum kann sich die Raiffeisenbank Greding-Thalmässing freuen. Und damit auch die 4326 Mitglieder der Bank, die auch heuer auf ihre Anteile vier Prozent Dividende erhalten.

Die Rasanz der Generalversammlung des vergangenen Jahres hätte Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Lang heuer noch toppen können. „So schnell waren wir noch nie fertig“, hatte er damals zufrieden festgestellt. Heuer wäre es noch einen kleinen Tick schneller gegangen, wenn er gewollt hätte. Kein Wunder bei den ausgeglichenen Zahlen, die Vorstandsvorsitzender Willi Hussendörfer den 178 Mitgliedern vorstellte, die zur Generalversammlung in Thalmässing gekommen waren. Innerhalb von 60 Minuten erfuhren die Mitglieder alle wichtigen Eckpfeiler der Bilanz der Bank und konnten sich mit Vorstand und Aufsichtsrat darüber freuen, dass ihre Genossenschaft auch im vergangenen Jahr alle Klippen des schwierigen Bankgeschäfts umschifft und sich überaus gut behauptet hat.

Willi Hussendörfer verglich die Zahlen von 2014 nicht nur mit denen von 2013, sondern blickte auch auf das Jahr 2000 zurück, seit dem sich im Bereich der Banken extrem viel verändert habe. „Wir leben und arbeiten mittlerweile in einer regulierten Bankenwelt, wie sie im Jahr 2000 auch nicht ansatzweise vorstellbar gewesen ist.“ Trotz dieser Belastungen, die den Bankmitarbeitern wertvolle Zeit koste, könne man die vergangenen 15 Jahre in die Schublade „äußerst erfolgreich“ einordnen. Das Eigenkapital konnte zum Beispiel um 14 Millionen Euro und damit um 217 Prozent erhöht werden. Auch das Kundenvolumen sei in dieser Zeit stets gewachsen, durchschnittlich um vier Prozent. Und das ist einer Zeit mit Kriegen, Krisen und Börsencrash. Nicht viel geändert hat sich beim Kreditgeschäft. Hier blieb das Wachstum im Schnitt unter zwei Prozent.

Äußerst positiv waren die Zahlen, die Hussendörfer vortragen konnte. Um fast 6 Millionen Euro auf 242,6 Millionen Euro (plus 2,4 Prozent) ist die Bilanzsumme im Vergleich zum Vorjahr gewachsen. Dass die Einlagen der Kunden nur um 2,4 Millionen Euro (1,3 Prozent) auf jetzt 193,4 Millionen Euro gestiegen sind, hat laut Hussendörfer zwei Gründe. Einerseits würden die Kunden ihre Ersparnisse aufbrauchen, weil sie mehr investierten, andererseits werde mehr Geld bei den Verbundpartnern angelegt. Hier errechnet sich ein Wachstum von sieben Prozent. Das Kundenanlagevolumen ist von 349 auf 374 Millionen Euro gestiegen. Die Kundenkredite nahmen um 1,8 Millionen Euro auf 117 Millionen Euro zu. Zwar wurden 30 Millionen Euro als Kredite bewilligt, doch reicht das Neugeschäft aufgrund der hohen Tilgungsleistungen nur für eine Steigerung von 1,5 Prozent.

Dass das Eigenkapital der Bank mit 18,1 Millionen Euro einen Höchststand erreicht hat, gibt ihr Sicherheit. Diese robuste Eigenkapitalausstattung bedeutet nämlich, dass die Bank ohne Einschränkungen wirtschaften kann – auch wenn die Regulierungen noch strenger werden. Und dieses beruhigende Polster sorgt auch dafür, dass der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken die Bank mit A-Doppelplus klassifiziert und ihr damit die höchste Bonitätsstufe zugebilligt hat.

In der Gewinn-und-Verlust-Rechnung listete Hussendörfer unter anderem einen Zinsüberschuss von 5,25 Millionen Euro, einen Provisionsüberschuss von 1,7 Millionen Euro – so hoch wie noch nie – und einen Personalaufwand von 3,17 Millionen Euro auf. Der fiel etwas geringer aus, weil sich die Zahl der Mitarbeiter um 2 auf 70 verringert hat. Dem Fonds für allgemeine Bankrisiken, einem weiteren Eigenkapitaltopf, wurden eine Million Euro zugeführt. Er ist nun mit 2,75 Millionen Euro gefüllt. Bei einem Jahresüberschuss von 865 000 Euro werden 613 000 Euro der Ergebnisrücklage zugeführt. Vom Bilanzgewinn von 252 000 Euro werden 50 000 Euro den gesetzlichen und 99 000 Euro den anderen Ergebnisrücklagen zugeführt. Vier Prozent Dividende werden an die Mitglieder ausgeschüttet.

Willi Hussendörfer erinnerte aber auch an die kräftigen Investitionen der vergangenen Jahre in Bankneubauten, in Umbauten und Sanierungen sowie den Neubau der Getreidehalle in Alfershausen. Im vergangenen Jahr steckte sie eine Million Euro in den Umbau der Geschäftsstelle in Thalmässing, deren Fassade heuer noch erneuert werden soll.

Die Zukunft werde nicht einfacher werden, so Hussendörfer in seinem Ausblick. Die größte Ertragsposition, der Zinsertrag, schmelze immer eiter ab. „In den 80er Jahren hat sich eine Anlage in 7 Jahren verdoppelt, heute braucht man für eine Verdoppelung 277 Jahre“, rechnete er plakativ vor. Trotzdem sieht sich die Bank für den immer härter werdenden Wettbewerb gut aufgestellt. Eines ist Hussendörfer besonders wichtig: Bei all dem Kosten- und Ertragsdruck und den täglichen Auswirkungen des Regulierungswahnsinns „dürfen wir nicht vergessen, wer wir sind. Eine Raiffeisenbank mit einem ganz klaren Förderauftrag für unsere Mitglieder“.

Nicht mehr wiedergewählt werden durfte aus Altersgründen Hildegard Hölzel aus Thalmässing, die turnusgemäß aus dem Aufsichtsrat ausschied. Sie engagierte sich seit 2009 in diesem Gremium, in dem sie „mit Integrität und Sachverstand stets eine Bereicherung“ war. Als gelernte Bankkauffrau – bei der Raiffeisenbank – brachte sie gute Voraussetzungen für dieses Ehrenamt mit. Ebenso wie ihr Nachfolger: Der 31-jährige Martin Obermeyer aus Thalmässing ist Kämmerer der Marktgemeinde und hat als Bankkaufmann gelernt – bei der Raiffeisenbank Hilpoltstein. Er wurde einstimmig gewählt.

„Das ist der absolut richtige Mann“, kommentierte Bürgermeister Georg Küttinger diese Wahl. In seinem Grußwort – auch für Gredings Bürgermeister Manfred Preischl – würdigte er die Leistung der Bankmitarbeiter in einer schwierigen Zeit und übte harsche Kritik daran, dass gut funktionierende Regionalbanken heutzutage von der großen Politik anscheinend nicht mehr gewünscht seien. „Ihr wisst, wo eure Wurzeln sind“, lobte er dagegen die heimischen Bankvertreter. „Bei euch steht der einzelne Mensch im Vordergrund.“