Thalmässing
Ein deutlicher Schritt

Acht Männer aus dem Iran lassen sich in Thalmässinger Kirche St. Michael feierlich taufen

27.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Ein sichtbares Zeichen dafür, dass sie in Thalmässing und der hiesigen Gesellschaft angekommen sind, geben die acht Männer aus dem Iran mit ihrer Taufe. Darauf vorbereitet hat sie der Diakon Lothar Michel (2. von rechts), die Zeremonie nahm Pfarrer Rudolf Hackner (rechts) vor. - Foto: Zwießler

Thalmässing (HK) Die evangelische Gemeinde in Thalmässing ist auf einen Schlag um acht Mitglieder gewachsen. Denn Asylbewerber, die derzeit in der Marktgemeinde leben, ließen sich nun taufen.

"Ich liebe Jesus, deshalb werde ich heute getauft." Ali Chegini, 32 Jahre alt, lächelte vorsichtig in die Gemeinde und sagte diesen Satz in noch etwas unsicherem Deutsch am Tag seiner Taufe in der Kirche St. Michael. Neben ihm wurden sieben weitere Iraner getauft, aus ganz unterschiedlichen Generationen, der Jüngste von ihnen ist 18 Jahre, der Älteste immerhin 42.

Im Vorfeld sind sie von Diakon Lothar Michel auf die Taufe intensiv vorbereitet worden. "Sie können ja zum Teil Englisch, oft hat dann einer von ihnen für alle auf Farsi übersetzt - und so ist dann die Wissensvermittlung passiert", erzählt er. Von den Iranern selbst sei der Wunsch nach einer Taufe gekommen, teilweise sind sie aus religiösen Gründen aus ihrem Heimatland geflohen.

Diakon Michel berichtete die traurige Geschichte eines der Geflüchteten, der aufgrund seines religiösen Interesses in den Fokus des Geheimdienstes gerückt war und wenig später in einen Autounfall verwickelt wurde. Und Vahid Nazari, 26 Jahre alt, war von seinem Architekturstudium suspendiert worden.

Doch nicht nur der Diakon allein stellte die Iraner und ihr Heimatland vor, sondern jeder der acht Taufbewerber sagte ein paar Sätze auf Deutsch - die einen noch unsicher, andere schon sehr flüssig und frei. So zum Beispiel Vahid Mirzaei. Er ist 42 Jahre alt, verdiente in seiner Heimat sein Geld damit, die Einbände von Büchern zu gestalten und kunstvoll zu verzieren. Eine Heimat, aus der er fliehen musste - und in der er seine Frau und die Zwillinge zurücklassen musste. "Ich liebe Leute in Thalmässing", sagte Mirzaei mit einem Lächeln. "Vielen Danke für alles!" Auch Omid Mohammadi Chaboki, 30 Jahre alt, sprach schon sehr flüssiges Deutsch. "Thalmässing ist schöne Stadt, sehr nette Leute. Ich spaziere hier gerne. Danke an alle von ihnen für die Teilnahme."

Ihre Deutschkenntnisse verdanken die iranischen Täuflinge ihrer Lehrerin Christine Gänßbauer, die gemeinsam mit ein paar anderen Leuten aus dem Asylhelferkreis auch als Taufpatin fungierte. "Die Jungs haben bei mir Deutsch gelernt und mein Mann Herbert betreut speziell die Iraner. Wir kochen auch zusammen und es ist eine innige Freundschaft entstanden", berichtet Christine Gänßbauer sichtlich glücklich. Taufpatin Brigitta Zapf aus Kleinhöbing betonte: "Den Glauben muss man unterstützen, vor allem weil ja die meisten wegen ihres Glaubens geflohen sind. Die Asylbewerber wohnen bei mir mit im Haus und es läuft wirklich gut."

Insgesamt war die Tauffeier sehr feierlich und schön gestaltet, untermalt von Orgelmusik und dem Gitarrenspiel des Diakons. Etwas ganz Besonderes war der Auftritt einer kleinen Musikgruppe aus Äthiopien. "Ich will sagen ein Wort aus der Bibel", sagte ein junger Äthiopier. "Wer auch immer den Namen des Herrn sagt, wird gerettet werden. Wir freuen uns sehr für die Leute von dem Iran."

Nachdem Pfarrer Rudolf Hackner die Iraner mit Wasser getauft hatte, holten die Paten die Taufkerzen und überreichten sie den strahlenden getauften Christen. Danach feierte die Gemeinde das Abendmahl. Währenddessen machten die Freunde und Bekannten der Täuflinge eifrig Fotos und Filme, um die schöne Veranstaltung als Erinnerung festzuhalten. Es war zu spüren, dass eine positive, aufgeschlossene Atmosphäre in der Gemeinde Thalmässing herrscht. Ein Einheimischer sagte: "Ich glaube die fühlen sich hier auch wohl und wir verstehen ihr Deutsch jetzt schon ganz gut. Die sind sehr fleißig am Lernen." Er konnte nur Positives berichten: "Die Asylbewerber sind wirklich sehr freundlich und höflich. Sie sind auch schon immer in die Kirche hier gegangen."

Die Kirche war gut gefüllt, auch viele andere hatten sich zur feierlichen Taufe eingefunden. Diakon Lothar Michel sparte ebenfalls nicht mit Lob: "Das Wissen haben sie aufgenommen wie die Kinder", erzählte er beeindruckt. "Sie wollen das hier wirklich - und machen es bewusst." Die Menschen aus dem Iran hätten die Taufe sogar schon seit längerer Zeit gewollt, "aber zuerst wollten wir abwarten, bis sie anerkannt sind. Dann haben wir uns gedacht, warum eigentlich, nicht, wenn sie es so sehr wollen", sagte Michel.

Nach der Kirche lud Diakon Michel noch zur Feier ins Gemeindehaus St. Marien ein, wo bereits Essen und Getränke vorbereitet worden waren. "Lasst uns einander besser kennenlernen und feiern!"