Thalmässing
Blick hinter meist verschlossene Türen

Rundfahrt zu fünf Kirchen im südlichen Landkreis Auftaktveranstaltung zum Thema "Reformation"

27.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:14 Uhr

An der Rundfahrt zu fünf Kirchen im südlichen Landkreis Roth nehmen über 70 Interessierte teil. Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß erläutert Geschichte und Besonderheiten der Gotteshäuser, etwa die der Kirche St. Erhard in Offenbau. - Foto: Unterburger

Thalmässing (HK) Mehr als 70 Interessierte haben an der Rundfahrt zu fünf Kirchen im südlichen Landkreis teilgenommen, die der Landkreis Roth angeboten hatte. Es war die Auftaktveranstaltung des heimatkundlichen Jahresthemas "500 Jahre Reformation - Gegen Ablasshandel und Fegefeuer".

Die Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß setzte ihre Reihe mit Kirchenführungen fort, in der sie die meist verschlossenen Dorfkirchen vorstellt. Ziele der mehr als dreistündigen Exkursion waren die Kirchen in Offenbau, Lohen, Schwimbach, Aue und Tiefenbach.

Treffpunkt war die evangelische Kirche St. Erhard in Offenbau. "Das Untergeschoss des Turmes ist viel älter als das Langhaus", erklärte Eva Schultheiß, "der Kern des Gotteshauses und die unteren Turmgeschosse stammen aus dem Mittelalter." An der Außenmauer befindet sich noch eine gotische Fensternische. Der Künstler Karl Stromberger hat das hölzerne Auferstehungskreuz in der Fensternische geschaffen. Ein weiteres Kreuz hat er für Ingolstadt hergestellt.

"Um 1530 war Offenbau eine eigene Pfarrei", berichtete die Kreisheimatpflegerin, "vorher gehörte der Ort zur Urpfarrei Eysölden." 2008 sei der Putz an den Fenstern abgeschlagen worden. Dabei habe sich herausgestellt, dass die Kirche aus Kalksteinen erbaut worden war. "An der Wand fanden sich Baunähte in Form von senkrechten Schlitzen", so Schultheiß, "hier war früher der Eingang im Norden - ähnlich wie bei den Kirchen in Heimbach, Seligenstadt und Schwimbach." Heute betrete man von Westen die Kirche.

Eva Schultheiß berichtete, dass der Offenbauer Bastelkreis das große Lutherbild an der Wand neben der Kanzel hat nachmalen lassen. Das Bild sei dann wieder in den historischen Rahmen eingesetzt worden. Auch die fehlenden Evangelisten an der Kanzel seien durch Nachschnitzen ergänzt worden. Die beiden bunten Kirchenfenster habe ein Diakon vom Auhof vor rund zehn Jahren zusammen mit Kindern malen lassen. Eines der beiden Fenster werde "Fenster der Erlösung" genannt. Der Altar stamme aus der Barockzeit. Der Schriftzug "Friede sei mit euch" an der Decke im Chor sei im Jahre 2008 vom Offenbauer Bastelkreis in 200 Stunden Eigenleistung geschaffen worden.

Zweites Ziel war die Kirche St. Johannes Evangelist in Lohen, eine Filialkirche der Pfarrei Untermässing. Das Dorf war früher nicht markgräfliches Gebiet, sondern gehörte zur katholischen Herrschaft Pfalz-Neuburg und wurde in der Gegenreformation 1627 rekatholisiert. Die mittelalterlichen Kunstschätze blieben dadurch in den Kirchen.

Mittelpunkt der Lohener Kirche ist der Hochaltar, der in der Barockzeit von den Schreinerbrüdern Johann Adam und Andreas Bittner aus Lohen geschaffen wurde - ähnlich wie in den Kirchen am Schlossberg, in Mindorf oder Altenfelden.

Danach besuchte man die evangelische Kirche St. Lorenz in Schwimbach. Die erste urkundliche Erwähnung dieses Ortes ist für das Jahr 1225 im Urbar der Marschälle von Pappenheim belegt. In Schwimbach gab es einen Ortsadel, der im Burgstall, genannt Biburg, saß. Seit 1383 war Schwimbach im Besitz des Heilig-Geist-Spitals in Nürnberg. Die Reichsstadt Nürnberg hatte daher bis ins 18. Jahrhundert auch die Kirchenhoheit und die niedere Gerichtsbarkeit inne, das Patronatsrecht sogar bis 1968.

Blickfang der Schwimbacher Kirche ist der reich bemalte Hochaltar aus dem Jahre 1511, der in Nürnberger Werkstätten angefertigt wurde. Zahlreiche Darstellungen früher Heiliger schmücken den Altar. Das Gemälde auf der Rückseite mit der Darstellung "Schweißtuch der Veronika" erinnert in der Maltechnik an Albrecht Dürer, der damals noch Schüler in der Werkstatt des Michael Wolgemut in Nürnberg war. Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß wies darauf hin, dass der wertvolle Altar eine "Feiertagsseite" und eine "Werktagsseite" hat.

Nächster Treff war die kleine evangelische Kirche St. Ottilia in Aue. Die Kirchofsmauer ist der letzte Rest einer Burganlage der Herren von Aue, die am Auer Berg einen Burgstall hatten, dann aber ihren Herrensitz in das Dorf Aue verlegten. Die Herren von Aue sind dann verarmt, 1585 starb der Letzte dieses Herrengeschlechts.

Die Kirche St. Ottilia in Aue ist eine Chorturmkirche. In ihrem kreuzgewölbten Chor beherbergt sie einen kleinen mittelalterlichen Flügelaltar. Eine Madonna mit Kind und Reliefs der heiligen Barbara und der heiligen Margareta sowie in der Predella (Sockel am Altar) ein segnender Christus mit Aposteln schmücken ihn. "Die Gesichter der Figuren sind alle sehr fein gearbeitet, deshalb kommen sie nicht aus dem dörflichen Bereich", erklärte die Kreisheimatpflegerin. Der Schreinaltar stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. In der Predella sind sechs der Apostel dargestellt. Die fehlenden sechs Apostel hat man später ergänzt, jedoch wurden sie im Jahre 1916 wieder entfernt. Nach einem großen Brand wurde die Auer Kirche zerstört und 1660 wieder aufgebaut. Der 2009 verstorbene Künstler Reinhart Fuchs gestaltete die Kanzel. Bemerkenswert in dieser Kirche sind auch ein Kreuz aus dem Jahre 1510 und der Taufstein aus dem 15. Jahrhundert.

Letzte Station war die evangelische Christuskirche in Tiefenbach, eine typische Markgrafenkirche mit Kanzelaltar. "Man meint, es handle sich um eine Steingruberkirche, weil Altar und Kanzel wie in allen Steingruberkirchen übereinander angeordnet sind, aber es handelt sich wahrscheinlich nicht um eine Kirche von Johann David Steingruber, obwohl sie so aussieht", meinte die Kreisheimatpflegerin. Eine Besonderheit dieser Kirche ist der extra abgetrennte "Baronstuhl", in dem sich hervorgehobene "Stände" wie Pfarrer, Kirchenvorstände oder Lehrer vom "gemeinen Volk" abhoben. Eine weitere Besonderheit dieser kleinen Kirche ist, dass sie der Gemeinde Thalmässing gehört. Kirchenmäßig gehört sie der Kirche in Alfershausen.