Hilpoltstein
Sturm und Käfer getrotzt

Forstbetriebsgemeinschaft Heideck-Schwabach beweist gutes Händchen bei der Vermarktung

17.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr
Trotz großer Probleme mit dem Borkenkäfer , die wie hier in Kraftsbuch großflächigen Einschlag erforderten, ist es nicht zur großen Preiskatastrophe bei der Holzvermarktung gekommen. −Foto: Leykamm

Hilpoltstein/Greding (HK) Ein Borkenkäfer, der sich lawinenartig vermehrte; verheerende Windbruchschäden in Niederbayern, Millionen importierter Festmetern aus dem Ausland: All dies drohte heuer die Preise auf dem Holzmarkt einbrechen zu lassen, doch es kam anders.

Warum, das erklärte Matthias Netter als Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Heideck-Schwabach bei der mit rund 80 Gästen gut besuchten Gebietsversammlung in Greding. "Es war ein spannendes Jahr für die Waldbesitzer", blickte Netter zurück. Seine Worte galten vor allem für jene im Gebiet der Großgemeinde Greding. Dort wütete der Käfer nach dem zurückliegenden trockenen Winter besonders stark, auch Kiefernschäden galt es zu verzeichnen.

Verstärkter Holzeinschlag war also angesagt. Für den Geschäftsführer der Anlass, die Abnahmeverträge mit den Sägewerken, wo es ging, in großem Maße zu verlängern. Doch die Käufer waren bald überversorgt und so geriet die Holzabfuhr ab Juli mehr und mehr ins Stocken. Und dann kam es noch ärger: Im August fegte "Kolle" über Niederbayern hinweg und verursachte zusätzlich zwei Millionen Festmeter, die auf den Holzmarkt drängten - ebenso wie Sturmholz aus den Nachbarländern. Ein Fallen des Preises schien unabwendbar.

So galt es die Ende August auslaufenden Verträge mit guten Konditionen noch auszureizen. "Da haben wir richtig Gas gegeben", so Netter. Mit Erfolg: Die Waldbesitzer lieferten und am letzten Augusttag "war alles vermarktet." Dann hieß es neue Verträge auszuhandeln, wobei den FBG die Bayerischen Staatsforsten zu Hilfe kamen. Sie lagerten Borkenkäferholz guter Qualität in Nasslagern ein, um das Material erst bei einer verbesserten Marktlage zu verkaufen. Zudem verhängten sie sich selbst einen Einschlagstopp für Nadelfrischholz, um den Preisdruck auf die privaten Waldbesitzer zu mindern.

Diese profitieren letztlich von der nach wie vor guten Wirtschaftslage. Das Baugewerbe boomt und die Sägewerke sind voll ausgelastet. Was zur Folge hat, "dass der Schnittholzpreis trotz der Kalamitäten hoch geblieben ist," so Netter. Das Frischholz der Fichte sei gut nachgefragt, allerdings sollte man nicht übers Ziel hinausschießen. Beim Stammholz gelte es "nur vertraglich gesicherte Mengen einschlagen", gab der Geschäftsführer zu bedenken. Auch bei der "überraschend gut nachgefragten Kiefer" solle man so verfahren. Die Preise bei der Buche seien stabil, bei der Eiche sei ein Anstieg zu verzeichnen - bei ebenso steigender Nachfrage.

Sorgen bereitet nach wie vor das Energieholz. Dessen Markt werde stark belastet durch zuhauf anfallendes Sägerestholz sowie Kronen- und Landschaftspflegematerial, das auch in die Öfen drängt, sagte Netter. Preisabstürze bis zu 50 Prozent seien auf diesem Sektor zu verzeichnen gewesen. Was den Holzmarkt allgemein anbelange, brauche man "keine Bremse mehr ziehen", nach dem der vorübergehende Preisrückgang in diesem Jahr wieder egalisiert worden sei. Große Nachfrage gäbe es auch bei Industrieholz für Spanplatten. Was Pappeln anbelange, herrsche gar ein "zurzeit unbegrenzter Bedarf."

In Zeiten wie diesen seien auch Anträge auf Kalamitätsnutzung beim Bayerischen Landesamt für Steuern empfehlenswert, da hier steuerliche Erleichterungen winkten. Näher auf die Kalamitäten ging in seinem Referat der forstlicher Berater der FBG, Dietmar Schuster ein. Die Lage in Greding war laut Schuster durch eine Massenvermehrung gekennzeichnet - die des Buchdruckers nämlich. Jener Borkenkäfer habe eine neue Rekordzeit hingelegt: In nur fünf Wochen vom Ei zum Jungkäfer. Das hohe Tempo hätte der Region beinahe eine vierte Generation beschert, die dank kühler Witterung aber dann ausblieb. Sonst hätte es verheerend werden können. Denn aus einer übersehenen, befallenen Fichte würden beim Generationswechsel 20 geschädigte Bäume.

Trotz des Witterungsumschlags sei "die Situation in Greding allerdings schon extrem gewesen," so Schuster. Die ungünstigen Steinböden hätten alles noch schlimmer gemacht. 2018 drohe "das gleiche Spiel", die Vermehrungswut könne nur ein für den Käfer nachteiliges Wetter beenden. Mit dem Kiefernprachtkäfer hätten die Gredinger allerdings weniger Probleme gehabt.

Den Generationswechsel bei den Waldbesitzern sprach zum Schluss Netter an. Der Nachwuchs habe oft die Zeit nicht mehr für die Waldarbeit und so blieben immer mehr Flächen unbewirtschaftet. Im Gegenzug bedeute dies, dass auch im Privatwald die Technisierung der Pflege weiter fortschreite. In der Forschung suche man derzeit nach Möglichkeiten, die Holzfaser noch besser zu nutzen - etwa zur Herstellung von Kleiderstoffen. Zwei weitere Gebietsversammlungen der FBG folgen noch: Dienstag, 21. November, in Kühedorf und am Donnerstag, 23. November, in Spalt, jeweils um 19.30 Uhr.