Stauf
Auch Jesus ging niemals so ganz

Freiluftgottesdienst ermuntert zu himmlischer Spurensuche Schweigeminute für Opfer von Manchester

26.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

Der Bezirksposaunenchor umrahmt den Gottesdienst an Christi Himmelfahrt musikalisch.

Stauf (HK) Rund 250 Gläubige haben sich an Christi Himmelfahrt auf der Jurahöhe bei Stauf versammelt. Die evangelische Region Thalmässing feierte dort wieder einen gemeinsamen, zentralen Gottesdienst unter freiem Himmel.

Wer bei guter Sicht auf dem Altenberg steht und ins weite Land um Stauf blickt, der fühlt sich dem Himmel einfach ein Stückchen näher. Das ist auch mit ein Grund für die alljährlich dort stattfindenden Gottesdienste zu Christi Himmelfahrt. Als einladende "Kirchenglocken" fungierten dabei in bewährter Manier die Staufer Burgbläser, der Bezirksposaunenchor sorgte während der Feier für die passende Umrahmung.

Das Himmelfahrtsfest lockte Besucher weit jenseits der Region an - selbst aus Lauf kam man nach Stauf. Auch Hunde waren willkommen. Das Himmelsgewölbe selbst, das ja bei dieser Veranstaltung zwangsläufig im Fokus steht, gab sich variantenreich: meist weißblau, ab und zu herrschte praller Sonnenschein, phasenweise aber auch trübes Grau. Die Versammelten auf Bierbänken, Regiestühlen und Wolldecken durften des Öfteren erleben, wie die Wolkendecke aufriss. Wie wohl die "richtige" Himmelswelt einmal sein wird? So ganz ohne Woll- und Wolkendecke? Wenn die menschlichen Seelen mit ihrem Schöpfer verschmelzen, wie Dekan Lothar Michel es formulierte. Doch das "können wir nicht machen, das wird uns von Gott geschenkt". Es lasse sich aber der Himmel schon ein kleines bisschen auf die Erde holen. "Wenn wir dem Evangelium in uns Raum geben", erklärte er, wie es geht. Doch auch wenn der Glauben nicht tief und die gelebte Nächstenliebe nicht konsequent genug seien, dürfe man hoffen: auf Gnade und Erbarmen Gottes. Denn "für uns ist Jesus Christus gestorben und hat er den Himmel geöffnet", sagte Michel, bevor er und die drei Pfarrer Beate Krauß, Rudolf Hackner und Thomas Lorenz mehrstimmig den Psalm 121 intonierten und die Besucher mit einfielen.

Ab und an klang Kindergeschrei oder das Blöken der Schafe aus dem Tal nach oben, während eifrig "Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen" gesungen wurde. Ein Hauch von Bergpredigt hing buchstäblich in der Luft. Und das kam nicht von ungefähr, wie Krauß in ihrer Predigt deutlich machte. Denn Jesus Christus hat eben auch mit dieser berühmten Glaubensrede "Spuren hinterlassen, die in den Himmel führen", auf dem Liedblatt verdeutlicht durch einen weißblauen Fußabdruck vor steinigem Gelände. In den Herzen der Jünger sei der Sohn Gottes ebenso gegenwärtig geblieben, denn "niemals geht man so ganz", zitierte die Pfarrerin ein Lied von Trude Herr. Trotzdem aber habe die Himmelfahrt Jesu bei den Jüngern eine Lücke hinterlassen. Doch alles habe eben zwei Seiten, wie Krauß deutlich machte. So habe der Heiland zwar durch seine Auffahrt gen Himmel Abschied, dort aber den Platz zur Rechten des himmlischen Vaters eingenommen. Und dort wirkt der Heiland weiter: "Wenn ich von der Erde erhöht werde, so werde ich alle zu mir ziehen", zitierte Lorenz aus der Bibel. Dass das große Ziel noch längst nicht erreicht ist, wurde in den Fürbitten klar. Sie beinhalteten auch eine Schweigeminute für die Opfer von Manchester. Dem Segen der Geistlichen folgten ganz am Ende noch einmal die Burgbläser, die sich vor einer kleinen Blumenwiese positioniert hatten.

Der Wermutstropfen kam zum Schluss - es gab diesmal im Anschluss an den Gottesdienst keine Verköstigung durch die Dorfgemeinschaft. Im kommenden Jahr "wird es bestimmt wieder eine Bewirtung geben", kündigte Krauß an. Wie eine solche organisiert wird, darüber müsse man sich allerdings noch Gedanken machen.