Stadt wird zum Kinosaal

30.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:49 Uhr

Leinwand im Krafft’schen Hof: Das Open-Air-Kino verbindet moderne Filme mit historischen Kulissen.

Nürnberg (HK) Das 23. SommerNachtFilmFestival versüßt allen Daheimgebliebenen den August mit Kinoperlen. Neben den acht traditionellen Spielorten in Nürnberg, Fürth und Erlangen macht das Open-Air-Leinwandspektakel ab 4. August erstmalig auch im Stadionbad und im Serenadenhof Station.

Im Serenadenhof wird Regisseur Joseph Vilsmaier seinen Film "Der letzte Zug" an der historisch bedeutsamen Stelle des Reichsparteitagsgelände präsentieren. Im Krafft’schen Hof wartet eine Dokumentarfilmreihe mit illustren Themen auf. Regisseur Gerardo Milsztein ist angefragt, um seinen Film "Friedensschlag", der kürzlich den Deutschen Kamerapreis erhalten hat, dem Publikum zu präsentieren. Und last but not least schmücken einige Previews das Programm: der diesjährige Gewinner der Berlinale, "Bal", und die Komödien "Männer im Wasser" und "Das Leben ist zu lang".
 

Eröffnet wird das SommerNachtFilmFestival am 4. August in der Desi mit dem weiblichen Country-Duo "The Crown Jewels". Die perfekte Einstimmung auf den Eröffnungsfilm "Crazy Heart". Hier brilliert Jeff Bridges als alternder Countrystar, dem sein Leben entglitten ist. Am 17. August beschließt dann der türkische Film und Berlinale-Gewinner "Bal – Honig" das hochkarätige Desi-Lineup.

Das Picknick-Kino im Marienberg-Park setzt auf den Mainstream. Hier ist Ridley Scotts "Robin Hood" ebenso zu sehen sein wie der meistbesuchte deutsche Film dieses Jahres, "Vincent will meer" und "Avatar – Aufbruch nach Pandora" – allerdings nur zweidimensional.

In der stimmungsvollen Kulisse der Katharinenruine haben das Filmhaus Nürnberg und das Kommkino ein anspruchsvolles Programm auf die Beine gestellt: Am 5. August ist das Ensemble Kontraste zu Gast, um den Stummfilm "Die Puppe" von Ernst Lubitsch zu begleiten. Weitere Highlights sind die Nürnberg-Premieren des Dokumentarfilms "Soul Power", eine beeindruckende Zeitreise zum dreitägigen Musikfestival "Zaïre 74" sowie die Kommkino-Kultfilme "Macho Man" und "The Rocky Horror Picture Show".

Auch die Fürther Kinofans müssen nicht auf Open-Air-Vergnügen verzichten. Auf der herrlichen Steintribüne im Stadtpark finden sich dieses Jahr alle Ausprägungen der menschlichen Gefühlswelt wieder: etwa Glaube und Zweifel, wie in dem genialen Kleinstadtporträt der Coen-Brüder "A Serious Man" oder Abschied und Neuanfang, wie in dem japanischen Streifen "Nokan – Die Kunst des Ausklangs", in dem ein Cellist seine Berufung als Zeremonienmeister bei Begräbnissen findet.

Im architektonisch wunderhübschen Krafft’schen Hof, einem Innenhof des alten Nürnberger Rathauses, haben in diesem Jahr zwei Reihen ihren Platz gefunden: zum einen wird dem Genre Dokumentarfilm Rechnung getragen. Neben dem Kritikererfolg "David Wants to Fly" über die skurrilen Mittel der Transzendentalen Meditation wird der Film "Friedensschlag" gezeigt, in dem junge Straftäter auf ihrem Weg zurück in ein normales Leben begleitet werden.

Außerdem hat sich eine kleine Reihe von Filmen zusammengefunden, in denen künstlerisch kreative Menschen die Hauptrolle spielen. Dazu gehören Pedro Almodovars neuester Coup "Zerrissene Umarmungen" und die bitterböse belgische Satire "Die Beschissenheit der Dinge".

In den historischen Felsengängen wird in diesem Jahr der britische Filmklassiker "Wenn die Gondeln Trauer tragen" zu sehen sein. Für den Trip unter die Altstadt am 11. und 12. August sind warme Pullover und feste Schuhe ratsam. Wegen begrenzter Plätze sollten Besucher unbedingt den Vorverkauf nutzen.

Das altehrwürdige Stadionbad ist erstmals mit im Festival vertreten: das Mobile Kino zeigt hier drei Filme, in denen das kühle Nass die Hauptrolle spielt. Neben "Männer im Wasser" werden die herrlich altmodische Filmballade "Tuvalu" und der anrührende Flüchtlingsfilm "Welcome" auf der schwimmenden Leinwand zu bewundern sein.

Am Festivalende wird das Museum Tucherschloss dann vom 24. bis 27. August zur Open-Air-Kulisse. Dort entführt "Das Kabinett des Dr. Parnassus" seine Protagonisten in ihre Traumwelten, wo sie sich zwischen Himmel und Hölle entscheiden müssen.

Der Eintritt zu allen Kinoveranstaltungen kostet 7,50 Euro. Karten gibt es im Internet unter www.sommernachtfilmfestival.de.