Greding
Sprechstunde mit Gitarre

Der Beilngrieser Hautarzt Michael Mathis unterhielt beim Seniorencafé im Pfarrheim

19.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr
Hilfestellung beim Mitsingen: Die pharmazeutischen Wirkstoffe, aus denen Michael Mathis' Refrain besteht, sind auf einem Plakat abgedruckt. −Foto: Steimle

Greding (HK) Von "Pickeln, Plätz'n und Pepp'm" und anderen Herausforderungen des Alltags sang der Musikkabarettist Michael Mathis beim Seniorencafé. Medizinische Themen seziert der Hautarzt besonders gern - aber auch ein Küchengerät und moderne Kunst wurden aufs Korn genommen.

"Der ganze Respekt vorm Herrn Doktor ist jetzt beim Teufel", meint eine Zuhörerin am Ende im Pfarrheim am Mittwoch lachend, "das ein Arzt so was sagt". Zu sagen hat der Beilngrieser in seinem Programm "Wenn möglich, bitte wenden", so einiges, beispielsweise über einen, "der den Saustall in seinem Zimmer fotografiert und es als Kunstwerk ausgibt". Das hätte ihm als Kind mal einfallen sollen, bedauert Mathis und gibt zu: "Ich bin ein Kunstbanause", vor allem, wenn er sich Kunstwerken des britischen Künstlers Damian Hirst gegenübersieht. Der stellt bevorzugt tote Tiere aus, die in Formaldehyd eingelegt werden. "Das soll Vergänglichkeit darstellen", erklärt der Kabarettist, wenn er die aber sehen wolle, "dann schaue ich in der Früh im Bett nach rechts". Da wird gelacht im Saal mit etwa 50 Zuhörern, wenn auch ein wenig peinlich berührt.

Mit bissigen Spitzen geht es weiter, nun nimmt sich Mathis seinem Fachgebiet an, der Medizin. Im Lied von der "Globulimutter" schießt er gegen die Homöopathie. Er sei ein Fan von Globuli, sagt Mathis, "diesen Tic-Tacs für Ökos", solange ein wenig Kortinson drin sei. Gegen den Pickel, der bevorzugt kurz vor dem Klassentreffen auftauche, werde dagegen oft ein pharmazeutischer Hammer verlangt. Am Tag vor ihrer Hochzeit sei eine junge Frau "als Notfallpatientin" zu ihm in die Praxis gekommen, um das Ungetüm loszuwerden. "Ich sagte ihr, dass der Pickel mit keinem Mittel der Welt bis morgen weg sein würde, auch nicht mit Globuli", erzählt Mathis, dafür hat ihn die Begebenheit zu einem Lied inspiriert. "Ich hab a Pepp'm an der Backn und a Plätzn am Kopf, an Pickel im Gesicht und an der Nase nen Tropf", singt der Hautarzt und begleitet sich selbst auf der Gitarre dazu.

Für alle anderen apokalyptischen Heimsuchungen gibt es Abhilfe. In einem Lied mit dem Refrain "Hyaluronsäure - Kollagen" geht es um seine Freundin "Susi", die sich mit Botox, Silikon und Fettabsaugung bis zur Unkenntlichkeit verändert. Nicht nur bei diesem Song, auch bei anderen sind die Zuhörer aufgefordert, mitzusingen, was sie auch alle gemeinsam tun. "Und jetzt alle: Paracetamol, Omeprazol, Metoprolol . . ." - da müssen die Sänger doch kapitulieren, keiner kann sich die vielen verschiedenen pharmazeutischen Wirkstoffe merken. Doch eine Zuhörerin bekommt ein Plakat in die Hände gedrückt und schon ist der Chor wieder vollständig. Überhaupt Medikamente: "Sie kennen doch das graue Fenster ,Zu Risiken und Nebenwirkungen' aus dem Fernsehen, diese bildgewordene Wochenbettdepression?", fragt Mathis und nimmt sich die Pharmaindustrie vor. Besonders auf die Nerven gehen ihm dabei die Zwillinge aus der Arzneimittelwerbung.

Dann geht es von der Praxis nach Hause: Seit Kurzem habe er einen Thermomix und sei ganz begeistert. Das sei eine Art "Küchenbesen mit Zentralheizung", erklärt er, das neuere Modell verfüge über eine Art App, die einem sage, was man zu tun habe, "betreutes Kochen" gewissermaßen. "Zum Kochen, zum Quirlen, zum Pürieren", singen die Frauen und die Männer antworten: "Da kann jeder Depp was serviern."

Überhaupt, das Zusammenleben zwischen Männern und Frauen. Dass mit "I liab di sakrisch" am Ende ein Liebeslied folgt, das kündigte die Einleitung nicht gerade an. Er glaube, seine Frau bügle so viele Falten in die Kleidung, "dass die im Gesicht nicht mehr auffallen". Sie habe ihn gefragt, ob er sie eigentlich liebe - keine Frage nerve Männer mehr. "Es endet oft in einer Katastrophe, wenn sie allawei so blöd fragt", sagt Mathis, da werde einfach das Hochzeitsvideo aus dem Keller geholt, da sei der Beweis schließlich drauf.

Wenn die Texte auch oft mit viel Klamauk daherkommen, bleibt immer ein kritischer Kern, der zum Nachdenken anregt. Insgesamt bekommt das weibliche Geschlecht ein paar Seitenhiebe mehr ab - die intelligenten Pointen und das Gitarrenspiel auf hohem Niveau führten aber zur wichtigsten Nebenwirkung eines Kabarettnachmittages: Dem Lachen.