Spalt
Spalter Dolden sollen die USA erobern

Hopfenpflanzer klagen bei Mitgliederversammlung über Ernte, sehen sich im Ausland aber im Aufwind

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Nur vier Preise gab es für die erfolgsverwöhnten Spalter bei der Hopfenausstellung in Berlin. Verbandschef Georg Zeiner gratulierte den Gewinnern Anton Ermer, Josef Schels und Norbert Walde ebenso wie Uwe Schulz, Braumeister der Spalter Stadtbrauerei (vordere Reihe von links). Glückwünsche gab es von Bürgermeister Udo Weingart, Friedrich Kolb, Trip Kloser und Frank Braun (hintere Reihe von links). - Foto: Leykamm

Spalt (HK) Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hat der Spalter Hopfenpflanzerverband das Jahr 2015 bilanziert. Für bittere Tränen sorgte bei der Mitgliederversammlung in Spalt der Blick auf die katastrophale Ernte. Das aber trieb die Preise nach oben, was die Mienen aufhellte.

Und es gibt einen weiteren Silberstreif am Horizont, denn in Übersee eröffnen sich für die Hopfenpflanzer ganz neue Marktchancen. Und diese waren bei der Versammlung regelrecht greifbar: in Person des aus Amerika angereisten Trip Kloser, seines Zeichens freier Handelsvertreter und damit ein extrem wichtiger Partner für die die Spalter Hopfenverwertungsgenossenschaft (HVG).

Kloser vertreibt in den Vereinigten Staaten das grüne Gold aus dem fränkischen Anbaugebiet exklusiv. Er hat für die hiesigen Dolden "den Weg in die USA bereitet", lobte der Vorsitzende des Pflanzerverbandes, Georg Zeiner. So hat Kloser etwa dafür gesorgt, dass der Hopfen aus Franken dort in einem Kühlhaus gelagert werden kann, was wiederum den Verkauf auch kleinerer Mengen logistisch unbedenklich ermöglicht.

Und der Bedarf an Spalter Hopfen ist in Amerika im Steigen begriffen, erklärten an der Versammlung Kloser und HVG-Chef Frank Braun. Der Grund für das wachsende Interesse liege vor allem in der Craftbeer-Szene. Hier setzt man auf stark gehopftes Bier wie etwa das "India Pale Ale". Doch das hat aufgrund seiner intensiven Würzung einen Nachteil: "Davon lassen sich an einem Abend nicht mehr als zwei Gläser trinken", so Braun. Mehr wäre schlicht "biologisch unmöglich". Das aber bereitet im Absatz den immer mehr werdenden Craft-Brauern zunehmend Probleme. Die Lösung kommt aus Franken, denn "mit Spalter Aromahopfen gebraute Biere regen zum Weitertrinken an", so Braun.

So kommt es nicht von ungefähr, dass die HVG heuer im April Premiere feiern darf und erstmalig auf einer Craftbrew-Messe in den USA Präsenz zeigt. Der Rohstoff, mit dem geworben werden soll, bereitet allerdings aufgrund der letztjährigen Witterung und ihren Konsequenzen für die Ernte derzeit eher Sorge. Das beweist auch ein Blick auf die 39. Hopfenausstellung in Berlin, bei der das Spalter Anbaugebiet 16 Muster ins Rennen schickte. Eigentlich ist man bei dieser Veranstaltung gewohnt, mit Preisen überhäuft zu werden. Diesmal allerdings verdarben Hitze und Trockenheit die Bilanz.

Bei der Sorte Spalt-Spalter (die nur im hiesigen Gebiet angebaut werden darf) landete man logischerweise auf allen drei Podestplätzen: Anton Ermer aus Spalt siegte vor Johann Memmel aus Erlingsdorf und der Firma Schels aus Pondorf. Einen dritten Platz beim Spalter Select gab es für Leopold Adam aus Stirn. Das war es dann aber schon mit den Preisen.

Für die kommende Ernte jedoch machte sich an der Versammlung bereits wieder zarter Optimismus breit. Es bleibe zu hoffen, dass die Natur in Sachen Niederschläge das letztjährige Defizit heuer wieder ausgleiche, so Zeiner. Und er vermochte trotz der Rückschläge dem abgelaufenen Jahr auch Gutes abzugewinnen. So habe man die Frühjahrsarbeit flexibel und flott handhaben können. Wenngleich ein Kälteeinbruch im April für Verzögerungen gesorgt hätte. Es folgten Monate fehlender Niederschläge. "Und das hat richtig wehgetan", so der Vorsitzende.

Ein Sprichwort über den Hopfen hatte sich bewahrheitet: "Der August bringt ihn oder nimmt ihn." 2015 war Letzteres der Fall.

Die Abstände der schlechten und trockenen Jahre würden indes generell immer kürzer, zeigte sich Zeiner überzeugt. Besonders schockierend: Auch im Raum Kinding ist die Ernte trotz guter Böden wie im restlichen Spalter Anbaugebiet um fast 50 Prozent eingebrochen. Man müsse aber laut Zeiner auch relativieren, schließlich sei 2014 ein extrem gutes Jahr gewesen.

Auch in der Verbandskasse sah es 2015 eher trocken aus. Kassier Willi Schneider musste aufgrund hoher Veranstaltungskosten und niederer Beitragseinnahmen auf ein Defizit von fast 3000 Euro verweisen. Allerdings verfügt der Verband über ein mehr als komfortables Polster: Das Guthaben beläuft sich auf 107 500 Euro.

Ebenso ambivalent ist die aktuelle Marktlage. Laut HVG-Chef Braun halten sich die Brauer derzeit beim Hopfeneinkauf wieder etwas mehr zurück. Sie warteten auf eine Preissenkung. Genau auf die sollten die Pflanzer natürlich nicht warten, riet Braun.

Langfristig könnte es nach unten gehen, denn die USA und Deutschland erweiterten aufgrund der hohen Preise ihre Anbauflächen, deren Erträge dann wohl wieder die Preise drückten. Ungeachtet dessen stellt man die Weichen bei der Kooperation von Pflanzern und HVG in Spalt auf Zukunft: Der Verband zahlt der Genossenschaft heuer nicht nur 5000 Euro Mitgliedsbeitrag, sondern versorgt sie auch mit einem zinslosen Darlehen in Höhe von 45 000 Euro, die in den Bau einer Kühlhalle fließen sollen.