Spalt
Sommer hat Hopfenpflanzer heiß erwischt

Hitze und Trockenheit lassen Ernte im Spalter Anbaugebiet um bis zu 40 Prozent einbrechen

28.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Foto: Monika Meyer

Spalt (HK) Der extrem heiße und trockene Sommer hat seine Spuren hinterlassen. Die Hopfenpflanzer im Anbaugebiet Spalt müssen Ernteeinbußen von bis zu 40 Prozent hinnehmen.

Zieht man noch Kosten für Maschinen, Energie, Pflanzenschutz und Arbeitslöhne ab, zahlt mancher Hopfenpflanzer sogar noch drauf. Einer, der Verluste hinnehmen muss, ist Georg Zeiner, der Vorsitzende des Hopfenpflanzerverbandes. Zum Ernteauftakt am Freitag hatte er die Presse auf seinen Hof in Unterbreitenlohe bei Spalt eingeladen. „Da, schauen Sie“, ruft er und deutet auf die vielen verschrumpelten, braunen Blätter und winzigen Dolden in seinem Hopfengarten. Mehr als 30 Hitzetage in diesem Sommer und so gut wie kein Regen haben den Pflanzen extrem zugesetzt. Bei anderen Landwirten sind noch mehr Pflanzen vertrocknet – je nachdem, ob sie auf reinen Sandböden oder auf feuchterem sandigem Lehm wachsen.

„Der August bringt ihn und der August nimmt ihn“, stellte Landwirtschaftsdirektor Werner Wolf fest. Kein Regen, extreme Hitze – das seien die Hauptverantwortlichen für die jetzige Situation, die „richtig niederschmetternd“ sei. „Ich leide mit den Hopfenpflanzern, die das ganze Jahr Mühe, Arbeit, Fleiß und Kosten reinstecken“, sagte Wolf. Den Bauern fehle damit auch das Geld für Investitionen.

„Das ist für uns alle eine Extremsituation“, betonte auch Frank Braun, Geschäftsführer der Spalter Hopfenverwertungsgenossenschaft und untermauert seine Einschätzung mit Zahlen. Von der weltweit begehrten Sorte Spalt Spalter seien im Vorjahr 154 Tonnen geerntet worden, heuer liegen die Prognosen bei gut über 100 Tonnen, also einem Drittel weniger.

Noch schlechter sieht es bei der Sorte Spalter Select aus. Da waren es im Vorjahr 183 Tonnen und die aktuelle Schätzung liegt bei ebenfalls nur rund 100 Tonnen. Zudem enthalten die ohnehin kleinen Dolden auch noch weniger Alphasäure als üblich. Diese Bitterstoffe machen den herben Geschmack im Bier.

„Das ist für alle eine wirtschaftlich schwierige Situation“, stellte Braun beim Ernteauftakt fest. Noch schwieriger als 2003, das als Jahr mit einem Jahrhundertsommer galt. „Es ist ein bitteres Jahr“, sagte auch Friedrich Kolb, stellvertretender Vorsitzender des Hopfenpflanzerverbandes. Trotzdem wollte er nicht jammern. Er freue sich über seine persönliche Ernte von 200 Zentnern Hopfen, auch wenn das ein Drittel weniger als im Vorjahr sei. „Wenn das eingeholt ist, mache ich ein Bier auf.“

Der Preis für den Hopfen liegt mit 750 Euro pro 100 Kilogramm zwar auf dem Niveau des Vorjahres, aber die Ernte ist eingebrochen. Damit bleibt denjenigen, die Vertragsanbau betreiben, weniger oder gar kein Hopfen für den freien Markt, auf dem in der Regel bessere Preise erzielt werden. Frank Braun glaubt trotzdem nicht, dass Hopfenpflanzer deshalb ans Aufgeben denken, aber sollte noch mehr schlechte Jahre kommen, könnte sich das ändern. Dem Rekordjahr 2011 seien zwei schlechte Ernten gefolgt. „Damit die Betriebe auf Dauer eine Perspektive haben, muss es sich rentieren.“ Derzeit gibt es noch 54 Hopfenpflanzer im Anbaugebiet Spalt.

Bei den Brauereien werde es aber keine Engpässe beim Rohstoff Hopfen geben, glaubt Braun. Aber wer sich nicht im Vorjahr mit Vorräten eingedeckt oder entsprechende Verträge abgeschlossen habe, müsse auf weniger exklusive Sorten zurückgreifen.

Begehrt ist der Spalter Aromahopfen jedenfalls in der ganzen Welt. Die US-amerikanische Boston Beer Company wirbt jedenfalls mit den „Spalt Spalter Noble hops“, die einigen ihrer Samuel-Adams-Bieren eine besondere Note geben würden. „Spalt Spalter ist eben das Nonplusultra mit bestem Hopfenaroma“, betont Braun.

Mit Humor nahm die Spalter Hopfenkönigin Barbara Müller die schlechte Ernte: „Meine Friseurin hat gesagt, die kleinen Dolden schauen in den Haaren besser aus.“ Sie gab sich außerdem optimistisch: „Es werden bessere Jahre kommen.“