Spalt
Mit allen Sinnen entdecken

Neues Museum im Spalter Kornhaus überzeugt mit interaktivem Konzept und gelungener Mischung aus Moderne und Tradition

27.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

Vom Hopfenduft zum Bieraroma: Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer (links) und Landwirtschaftsdirektor Werner Wolf bei der inoffiziellen Eröffnung an zwei Stationen im Hopfen- und Biermuseum.

Spalt (lkm) Die Geschichte des Kornhauses Spalt als Großbauprojekt ist erst einmal zu Ende. Doch die Geschichte des dort neu entstandenen Museums „HopfenBierGut“ beginnt gerade erst: Passenderweise am Ostersonntag eröffnet es für die Allgemeinheit. Und zeigt sich voller Leben, das so gar nichts gemein hat mit trockener Materie. Vielmehr soll mit allen Sinnen in die Welt der grünen Dolden und deren süffigen Endprodukt entführt werden.

Wer vor dem Baudenkmal steht, ist erst einmal von der monumentalen Größe des Fachwerkgebäudes überwältigt, das sich mit 20 Metern gen Himmel reckt. Eine Fülle von Informationen erwartet dann den Besucher gleich direkt im Eingangsbereich. Denn im Erdgeschoss ist nun die Tourist-Info untergebracht, die vom Rathaus hierhin umgezogen ist. Auch der Museumsladen findet sich hier und natürlich eine Lounge, die zum Verweilen und Genießen einlädt.

Am anderen Ende angekommen, blinkt dem Gast die Bierwerkstatt entgegen. Hier gibt es bald Braukurse für Interessierte. Wer daran teilnimmt, wird entdecken, was alles zur gehobenen Braukunst gehört und wie wichtig die Rohstoffe wie der Hopfen sind. Den haben Jahrhunderte lang die „Bloder“ in den Gärten um Spalt gezupft. Einzelheiten darüber lassen sich in den beiden multimedial aufbereiteten Obergeschossen des Kornhauses erfahren. Dort wartet etwa ein dreidimensionales Stadtmodell, das zum virtuellen Rundgang animiert.

Als richtig spektakulär präsentiert sich das Panorama-Kino, mit drei Projektionsflächen, die gemeinsam ein großes U formen. Filmszenen lassen den Besucher das Hopfenjahr in Spalt live miterleben, wobei er aufgrund der Anordnung sich buchstäblich mittendrin befindet. Ein begehbarer Braukessel bildet einen weiteren Höhepunkt. Doch keine Angst – hier muss garantiert niemand im Sud ertrinken!

Ein medialer Biertisch zaubert wie ein „Tischlein deck dich“ zu den Hopfengenüssen aus den verschiedenen Ländern das entsprechende kulinarische Beiwerk. Mit Hörmuscheln lassen sich historische Aufnahmen verschiedenster Art noch mal nachhören. Aromastationen betören die Nasenflügel. Es gibt also sehr viel zu entdecken auf den insgesamt 1200 Quadratmetern. Und viele Spalter haben ihre eigenen Scheunen und Dachböden nach Exponaten durchsucht, sind fündig geworden und stellten sie dem „HopfenBierGut“ zur Verfügung. Entstanden ist eine in sich stimmige Erlebniswelt, die zum Entdecken einlädt. Der Besucher sollte Zeit bringen, sie wird ihm hier veredelt.

Das Gebäude hat schon eine sehr lange Zeit hinter sich, es atmet förmlich Geschichte. Seine eigene beginnt Mitte des 15. Jahrhunderts, als das Kornhaus als sogenannter „Zehentstadel“ entsteht. Die Bauern dürfen hier Teile ihrer Ernte (den „Zehnten“) für die Herren abliefern. 1862 ging das Gebäude in den Besitz der Stadt über und wurde von dieser als Hopfenlager und später als Hopfensignierhalle genutzt. Letzteres sogar bis in die 1980er Jahre. Ein baulicher Schatz, von dem auch Elmar Greiner schwärmt: „Das Kornhaus ist das wichtigste Gebäude des ausgehenden Mittelalters in dieser Region. Es gibt kein vergleichbares Denkmal seiner Art mit seiner ursprünglich geschlossenen spätgotischen Bausubstanz“. Der Hilpoltsteiner Architekt ist mit dem Projekt bestens vertraut, er wurde seinerzeit mit der Planung und der Instandsetzung beauftragt.

Schon 1996 starteten erste Voruntersuchungen und erste Kostenschätzungen wurden erstellt. Es folgten mehrjährige Verhandlungen. 2008 gab es dann akuten Handlungsbedarf: Der Nordgiebel drohte einzustürzen. Ein Jahr später begannen die Sanierungsarbeiten am Dachstuhl, weitere schlossen sich an. Für rege Diskussionen im Stadtrat sorgte ein rückwärtiger Anbau, in dem ein behindertengerechter Aufzug, Toilettenanlagen und Haustechnik untergebracht sind.

Im Juli 2014 konnte das Ende des ersten Bauabschnitts gefeiert werden. Im zweiten galt es sich mit der eigentlichen Gestaltung des Innenlebens zu beschäftigen. Auch das ist nun gelungen. Alles zusammen hat mit rund 3,7 Millionen Euro zu Buche geschlagen, allerdings durfte man sich auch an Zuschüssen in Höhe von etwa 2,8 Millionen freuen. Sie flossen in eine Einrichtung, die Alleinstellungscharakter hat. Denn das „HopfenBierGut“ ist das einzige Hopfen- und Biermuseum in ganz Deutschland.