Spalt
Der Hallertau ein Schnippchen geschlagen

Spalter Hopfenpflanzer haben die gehaltvolleren Dolden vorzuweisen Preis lässt sich nicht kaputt machen

18.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

Beim Blick auf die Hopfenkennzahlen, wie sie HVG-Chef Frank Braun mitführte, hatte nicht nur der Vorsitzende des hiesigen Pflanzerverbandes, Georg Zeiner, gut lachen, sondern auch einer der führenden Anbauer der Region, Werner Krieglmeier - ebenso wie Johann Pichlmaier (Präsident des deutschen Hopfenpflanzerverbandes) und Werner Wolf (Leiter des Landwirtschaftszentrum Roth, von rechts). - Foto: Leykamm

Spalt (HK) Es sind zwei recht ungleiche Geschwister, die Hopfenanbaugebiete Hallertau und Spalt. Doch nun hat das kleine fränkische dem großen oberbayerischen ein Schnippchen schlagen können: Der Gehalt an Alphasäure pro Zentner war diesmal größer - das erste Mal seit 14 Jahren.

Ein richtiger "Derbysieg" also, der da nun bei der Hopfenpflanzerversammlung in einem Spalter Gasthaus vermeldet werden konnte. Sein Lächeln wollte sich Frank Braun als Geschäftsführer und Vorsitzender der hiesigen Hopfenverwertungsgenossenschaft (HVG) da auch gar nicht verkneifen.

Die Werte schwankten allerdings je nach Sorte beträchtlich. Ausgerechnet beim Aushängeschild des Anbaugebiets, dem Spalt-Spalter, findet sich wenig dieses zentralen Inhaltsstoffs wieder. Das werde im Schnitt aber durch überdurchschnittliche bis Traumgehalte bei anderen Sorten wieder mehr als ausgeglichen, unterstrich Braun.

Insgesamt gilt es ein denkwürdiges Ernteergebnis zu feiern. "Das werden über 15 000 Zentner!" Beim Rohstofftag vor wenigen Tagen war diese Marke noch nicht ausgemacht. Neben der Menge, die im Bezug auf die Hektarzahl die größte seit dem Zweiten Weltkrieg darstellt, ist auch die Qualität eine außerordentliche: "Ich habe noch nie so gut entwickelte Bestände gesehen", betonte Werner Wolf als Leiter des Rother Landwirtschaftszentrums, "die Ausdoldung ist einfach unglaublich."

Johann Pichlmaier, Präsident des Verbandes deutscher Hopfenpflanzer, pflichtete da gerne bei, goss bei seinen Ausführungen aber auch etwas Wasser ins Bier. Indem er zwei Jahre zurückblickte, als Hitze und Trockenheit zur Missernte und oft zur notgedrungenen Nichterfüllung der Lieferverträge geführt hatten. Seither setzen die Pflanzer noch mehr auf künstliche Bewässerung, unter der bereits 20 Prozent der Hopfenanbaufläche in Deutschland stehen. "Das muss noch mehr werden", forderte Pichlmaier.

Hintergrund bildeten aber nicht die Eurozeichen in den Augen. Vielmehr gelte es, "Extremjahre wie 2015 abzupuffern - die Brauereien als Kunden müssen sich auf uns verlassen können, es geht um die Versorgungssicherheit." Auch in Spalt gibt es Bemühungen, das Thema zu forcieren. Ein Bewässerungsverband soll gegründet werden, sagte der stellvertretende Vorsitzende des heimischen Hopfenpflanzerverbands, Friedrich Kolb. Man harrt allerdings noch der Förderzusage für eine Machbarkeitsstudie - "der Rahmen mit den Parametern ist längst abgesteckt." Noch lange nicht an ihre Grenzen gekommen ist indes die Sortenvielfalt des Hopfens. Derzeit seien zwei neue im Versuchsanbau, eine davon gehe auf den Spalt-Spalter zurück, erklärte Pichlmaier. Bis jetzt seien die Zwischenergebnisse sehr vielversprechend. Er hatte noch eine viel bessere Nachricht im Gepäck: Trotz der guten Ernte gehen die Preise auf absehbare Zeit wohl nicht nach unten.

Motor für die Konjunktur sei hier die amerikanische Craftbierszene, die auf hohen Hopfengehalt im Bier setze. Sie hatte lange Zeit zweistellige Wachstumssteigerungen, mittlerweile sind sie einstellig. "Die Euphorie ist raus - aber Optimismus immer noch angebracht," sagte der Präsident. Der Markt sei immer noch so saugfähig, dass auch die "Ernte 2018 knapp wird, bevor sie überhaupt da ist."

Selbst eine Superernte werde man problemlos vermarkten können: "Wir alleine sind gar nicht in der Lage, den Hopfenpreis kaputt zu machen." Doch nicht nur über hohe materielle und finanzielle Erträge dürfen sich die Pflanzer freuen, sondern auch über den hohen Grad, sich diese auch langfristig absichern zu lassen. "Ich kenne kein Land auf der Welt, in dem sich gerade Verträge bis 2025 abschließen lassen." Was wiederum Investitionen ermögliche.

Doch gerade in diesen boomenden Zeiten fielen auch bürokratische Bremsen umso schmerzhafter ins Gewicht, wie aus den Reihen des Publikums bedauert wurde. In Sachen Arbeitszeitgesetz nämlich, welches die Saisonarbeitskräfte ins zeitliche Korsett zwingt. So sieht es nicht nur Pichlmaier, denn sie alle "wollen Geld verdienen und fühlen sich nicht ausgenutzt."

Man könnte zwar versuchen, Ausnahmegenehmigungen zu erwirken. Die bräuchte man allerdings in einem Umfang, der keine Aussicht auf Erfolg ergäbe: "Das wird eine ganz schwere Kiste, ich sehe da keine Lösung und ich kann Ihnen da auch keine Hoffnung machen". Besagtes Gesetz halte er in Teilen für "realitätsfremd".