Spalt
Auch nach 560 Jahren noch ein Star

Sechsjährige Instandsetzung des Spalter Kornhauses mit Feier gewürdigt

27.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:25 Uhr

Im Spalter Kornhaus lassen sich die Ehrengäste von Bürgermeister Weingart (vorne, 2.v.r.) die Details der Sanierung erklären. - Foto: Leykamm

Spalt (HK) Es ist zur Halbzeit des 15. Jahrhunderts gewesen, als der Eichstätter Fürstbischof seine nördlichste Bastion im Markgrafenkrieg vor dem Schlimmsten bewahrt hat und sich daraufhin großer Dankbarkeit erfreuen durfte. Denn sie mündete in den Bau des Kornhauses, bis heute eines der bedeutendsten Fachwerkbauwerke Frankens. Sechs Jahre lang wurde es saniert. Zum Abschluss der Arbeiten am Kornhaus gratulierte Innenminister Joachim Herrmann bei einer Feierstunde.

Er sei es aber auch gewohnt, dass „im Landkreis Roth und in Spalt etwas vorangeht“, hat der Minister betont. Beeindruckt zeigte er sich darüber, dass mit der Maßnahme für „erlebbare Tradition“ gesorgt werde. Damit dieses Lob so richtig greifen kann, muss aber erst noch der zweite Bauabschnitt über die Bühne gebracht werden, der auf drei Ebenen und damit insgesamt 1200 Quadratmetern des 20 Meter hohen und 36 mal 13 Metern großen Gebäudes eine Hopfen- und Biererlebniswelt entstehen lässt. Das stellt in dieser Kombination ein Alleinstellungsmerkmal dar.. Die Einweihung soll noch in diesem Jahr stattfinden.

Auch Herrmann, der als Vorsitzender des Tourismusverbandes Franken solche neuen Impulse nur begrüßen konnte, kündigte für diese Feier sein Kommen an. Nun aber galt es, sich erst einmal am vollzogenen ersten Abschnitt des Großprojekts zu erfreuen. Denn der „kostete uns unwahrscheinlich viel Kraft“, wie Bürgermeister Udo Weingart zugab.

Den Belangen sinnvoller Nutzung und des Denkmalschutzes gleichermaßen Rechnung zu tragen, sei phasenweise „eine richtig schwere Geschichte“ gewesen. Und eine sehr lange noch dazu. Sie begann in den 1980ern, als die Zeit des Gebäudes als Hopfenlagerhalle endete. Ende jenes Jahrzehnts waren es dann der damalige Landrat Helmut Hutzelmann und der damalige Spalter Bürgermeister Anton Forster, die vertraglich die Kooperation der beiden Gebietskörperschaften in Sachen Kornhaus festzurrten. Es sollte noch dauern, bis die richtigen Fördertöpfe sich öffneten und „mit Mut und dem richtigen Konzept“ (Weingart) das Projekt in Angriff genommen werden konnte.

Auch Einzelinitiativen schoben es weiter an. Wie etwa jene des Thalmässinger Bezirksrats Ernst Schuster, der den Bezirkstag an einen uralten Förderantrag erinnerte, was dem Kornhaus 100 000 Euro für Bauabschnitt zwei einbrachte, wie Bezirkstagspräsident Richard Bartsch aus dem Nähkästchen plauderte.

Lob für das lange Durchhaltevermögen gab es von Landrat Herbert Eckstein: „Ihr habt einfach nie aufgegeben.“ Zugleich mahnte er die Solidarität der Gemeinden an, wenn es wie beim Kornhaus um eine Maßnahme gehe, die über den Tellerrand hinauswirke. In die Anfangszeit des Gebäudes blickte Architekt Elmar Greiner zurück. Für eine gute Auswirkung sei das Fachwerk damals mit eigens gebackenen Ziegeln gefüllt worden. Der ursprüngliche reine Holzbau habe 330 Jahre gehalten, bevor er dem schlechten Untergrund Tribut zollen und im unteren Bereich mit Sandstein ausgebessert werden musste

Seit 1862 ist die Stadt die Besitzerin. Das Kornhaus wurde zum Hopfenspeicher, und die Wände bekamen einen grünen Anstrich verpasst, damit die Dolden besser zur Geltung kommen. Die Reste dieser Farbfassung sind noch zu sehen. Denn bei der Sanierung galt die Maxime der Bewahrung. Nur da, wo es nötig war, wurde repariert, ansonsten besann man sich auf behutsame Reinigung. Das Ergebnis: „Die Baugeschichte bleibt ablesbar“, konnte Greiner verkünden. Auch eine Wandmalerei, die einen Soldaten aus den napoleonischen Kriegen zeigt, ist erhalten geblieben. Der Handaufzug, der als Exponat zu sehen ist, inmitten des Gebäudes wurde durch eine Treppe ersetzt.

Im Anbau finden sich die Haustechnik und sanitäre Anlagen wieder. Die dortige Treppe dient sogleich als Fluchtweg. Aus Gründen des Brandschutzes, der Denkmalpflege und nicht zuletzt architektonischer Ästhetik sei es unmöglich gewesen, all dies ins Kornhaus zu integrieren. Für die, die solches nicht einsehen wollten, gab es Schelte: „Das sind für mich Ignoranten“, sagte Greiner. Der erste Bauabschnitt schlägt insgesamt mit 3,9 Millionen Euro zu Buche. Der Löwenanteil an Zuschüssen kommt von der Städtebauförderung in Höhe von eineinhalb Millionen Euro. Für die Stadt bleibt ein Eigenanteil von 800 000 Euro.

Am Donnerstag, 7. August, ist ab 18.30 Uhr die Bevölkerung eingeladen, sich ein Bild über die aufwendige Restaurierung zu machen. Dann läuft der zweite Bauabschnitt an. Nach dessen Abschluss verfügt das Kornhaus im Erdgeschoss über eine Tourist-Info, eine Lounge, einen Bereich für die Degustation sowie einen für Tagungen und Hochzeiten. In den zwei Obergeschossen werden die Themen Hopfen, Bier, Spalt als Stadt sowie als Anbaugebiet in Szene gesetzt und medial inszeniert.