Spaenle verspricht 1000 Lehrerplanstellen

20.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:55 Uhr

Anregungen für den Minister: Thalmässings Volksschulleiter Ottmar Misoph (links) diskutiert mit Ludwig Spaenle (Mitte) über die Mittelschule, Ralph Edelhäußer (CSU) hört zu. - Foto: Leykamm

Abenberg/Hilpoltstein (HK) Nach den Sommerferien fällt in Bayern der Startschuss für die viel kritisierte Mittelschule. Der geistige Vater des Konzepts, Kultusminister Ludwig Spaenle, stellte sich in einer Diskussionsveranstaltung Bürgern in der Volksschule Abenberg und versprach 1000 Lehrerstellen.

100 Gäste waren auf Einladung der CSU in die Schulaula gekommen. Der parteilose Bürgermeister Werner Bäuerlein bekannte in seinem Grußwort: "Ich stehe der Mittelschule positiv gegenüber" – trotz anfänglicher Bedenken, aus denen er ebenso keinen Hehl machte.
 

Sinkende Schülerzahlen, geändertes Übertrittsverhalten und die Gefährdung vieler Schulstandorte, habe dringendes Handeln erfordert. Im Blick auf Spaenle mahnte Bäuerlein allerdings auch an, der Freistaat möge seine Mitfinanzierungspflicht bei der Umsetzung des Mittelschulkonzepts stärker wahrnehmen. Offene Fragen gäbe es beispielsweise bei der Förderung des nunmehr gestiegenen Bedarfs an Schülerbeförderung.

Spaenle versuchte hier sogleich Entwarnung zu geben: Auch die "pädagogisch bedingten" Fahrten (worunter auch jene zur Wahrnehmung von Ganztagesangeboten an den Mittelschulen zählen) der Schüler kämen in den Fördertopf, erklärte er. Auch bei den nötigen Investitionen stehe der Freistaat parat. Zu 55 Prozent werde Bayern etwa bauliche Maßnahmen zur Einrichtung von Ganztageselementen bezuschussen, wie sie das Mittelschulkonzept vorsieht.

Mit diesem sollen in Bayern wohnortnahe, qualitativ hochwertige Schulangebote unterbreiten können, betonte der Minister weiter. Allerdings: "Wir können nicht alle Hauptschulstandorte halten", gab er unumwunden zu. Dort, wo sie durch Bildung von Mittelschulverbünden gehalten werden können, soll die Kooperation mit den Berufsschulen weiter verstärkt werden.

Genau da aber setzte in Abenberg die kritische Frage von Otmar Misoph an, Thalmässinger Volksschulleiter und Koordinator des Miitelschulverbundes Hilpoltstein-Heideck-Thalmässing. Denn gerade in der Aufgliederung in die berufsorientierten Zweige Technik, Wirtschaft und Soziales befürchtet er eine verfrühte Festlegung der Schüler.

"So habe ich das noch nicht wahrgenommen", zeigte sich Spaenle da erstaunt. Es sei ja gerade die Praxisnähe, die eine große Stärke der Haupt- beziehungsweise Mittelschule darstelle. Die Möglichkeit zur Berufsorientierung sei als Förderung des Schülers und nicht als Vorfestlegung gedacht. Er werde aber die Worte Misophs in München zur Sprache bringen, so der Minister.

Lob für dessen Konzept gab es von der Hausherrin, der Abenberger Volksschulleiterin Waltraud Veitengruber. Sie sei froh, über den Mittelschulverband West (dem auch Abenberg angehört) ihren Schülern nun auf sie zugeschnittene Angebote unterbreiten zu können. Allerdings seien mit der Installation der Verbünde den Schulleitern und Lehrern viele zusätzliche Aufgaben übertragen worden.

Spaenle versprach Entlastung aus der sogenannten "demographischen Rendite", sie sei "ein Glück im Unglück", so der Minister. Gemeint ist mit dem Schlagwort der Umstand, dass der unveränderten Zahl an ausgewiesenen Lehrerplanstellen eine immer geringere Zahl an Schülern gegenübersteht, was unterm Strich ein Plus an Lehrern ergibt. Diese "Rendite" soll auch behalten werden. "Dafür werde ich mein ganzes politisches, geistiges und körperliches Gewicht einsetzen", gelobte Spaenle.

Außerdem wolle er noch zusätzliche 1000 Lehrerplanstellen schaffen. Passend zur neuen Schulform sollen sich Pädagogen künftig auch zum Mittelschullehrer ausbilden lassen können. Er nehme sich mit der Umorganisation der Studiengänge aber Zeit, "denn dieser Schuss muss sitzen." Aber "ich hab da noch was im Köcher", deutete Spaenle an, ohne Näheres zu verraten. Vielleicht ist im Köcher ja auch ein neuer Schulleiter für Georgensgmünd, den die dortige Bürgermeisterin Eva Loch (CSU) vom Minister einforderte. "Ich werde der Sache nachgehen", gelobte Spaenle, bevor er sich ins Goldene Buch Abenbergs eintrug und zum nächsten Termin seiner "Mission Mittelschule" entschwand.