Greding
Sorgenkind Schülerhort

Betreuung der älteren Kinder ist an seine Grenzen gestoßen

26.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:02 Uhr
Vorbild Kindergarten St. Martin: Erst im vergangenen November, nach der Fertigstellung der neuen Kinderkrippe, ist dort der Container abgebaut worden, in dem eine Gruppe jahrelang Platz fand. Nun könnte eine solche Lösung an der Schule für den Hort entstehen. −Foto: Leibl

Greding (HK) Nach der Kinderbetreuung ist vor der Kinderbetreuung: Greding hat seit Ende des vergangenen Jahres eine dreigruppige Kinderkrippe. Jetzt will die Stadt das Projekt Schülerhort abgehen - um ihn drehte sich ein Großteil der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Familie, Bildung und Soziales.

Der Schülerhort Sonnenblume ist seit Jahren in zwei Räumen in der Gredinger Grund- und Mittelschule untergebracht. Mehr Platz kann die Schule nicht zur Verfügung stellen, sie braucht schließlich ihre Klassenzimmer. Doch immer mehr Eltern möchten ihre Kinder nach der Schule hier betreut wissen. "Wir haben einen Engpass, den es zu lösen gilt", sagte Bürgermeister Manfred Preischl (FW) in der Sitzung. Und schob hinterher: "Das wissen wir ja."

Preischl unterfütterte diesen Engpass mit Zahlen: 30 Kinder seien ab dem nächsten Schuljahr im September im Hort angemeldet - mehr sind nicht erlaubt -, 10 weitere stünden schon jetzt auf einer Warteliste. Da die Schülerbetreuung im Gegensatz zur Kleinkindbetreuung keine kommunale Pflichtaufgabe sei, habe sich die Stadt zunächst um die Krippe gekümmert, so Preischl. Will sie aber die Eltern in ihrem Gemeindegebiet nicht im Stich lassen, drängt die Zeit. Bekanntlich hat der Stadtrat schon beschlossen, ein Haus des Kindes zu bauen. Heuer sind die Planungskosten in den Haushalt eingestellt, frühestmöglicher Baubeginn ist 2019 - und dann dauert es noch, bis das Haus zwischen Caritas-Seniorenwohnanlage und Johannes-Kindergarten steht.

Der Bürgermeister plädierte für eine praktikable Zwischenlösung, bis das Haus des Kindes bezogen werden kann - und führte zwei Möglichkeiten hierfür an: Zum einen habe der Obermässinger Schulleiter Christian Hobauer einen Raum an seiner Schule angeboten. Hierfür müsste man jedoch den Transfer per Bus organisieren. Zum anderen sei denkbar, an der Gredinger Schule, etwa am Übergang zur unteren Turnhalle, einen Container aufzustellen. "Die Fläche gibt es", sagte Preischl, der Zugang zur Schule und damit in die anderen Horträume müsste jedoch noch geklärt werden.

Mit diesen Vorschlägen überraschte Preischl nicht nur die Ausschussmitglieder, sondern auch Markus Schweizer, den Geschäftsführer der Kindergarten-Trägerfirma, die auch den Schülerhort betreibt. Der erteilte der ersten Variante eine strikte Absage: "Am Standort Obermässing werden wir keinen Hort im Satellitenbetrieb betreiben", sagte er. Denn das sei weder den Kindern noch dem Betreuerinnenteam zumutbar. Zumal die Schüler noch in Greding zu Mittag essen würden, danach müssten sie zweimal in den Bus steigen, wie Maria Deinhard (FW) anmerkte: "Das ist schon ein Akt." Überdies besuchten bislang nur zwei oder drei Kinder aus dem Einzugsgebiet der Obermässinger Schule den Hort, wie Barbara Thäder (CSU) auf Nachfrage erfuhr. "Ich finde die Containerlösung am besten", sagte Elisabeth Holzmann (FW) - und war damit nicht allein.

Doch selbst wenn es klappt, ab September mit einem Container an der Schule den Hort zu erweitern, bleiben noch einige Probleme, die in der Sitzung zwar nicht gelöst, aber zumindest angesprochen wurden: Wie könnte verfahren werden mit dem Wunsch einiger Eltern, lediglich zwei oder drei Tage einen Betreuungsplatz im Hort zu buchen? Maria Deinhard sprach dies an, es gebe Mütter, die Teilzeit arbeiteten und deshalb den Hort quasi ebenfalls in Teilzeit in Anspruch nehmen wollten, sagte sie.

Doch hatte sie diese Rechnung ohne den Wirt gemacht. Von Markus Schweizer gab es ein deutliches Nein. Man müsse dem Bedarf Rechnung tragen, sagte er. Es gebe ohnehin eine Warteliste; die Eltern, die schon fünf Tage gebucht hätten, hätten einen größeren Bedarf als diejenigen, die ihre Kinder nur zwei Tage betreuen lassen wollten. Das wollte Susanne Schneider so nicht stehen lassen. Sie verstehe die kategorische Ablehnung nicht, sagte sie, gerade mit Blick auf die Warteliste. Mit einer Platzteilung, die vielleicht bewirke, dass es gar keine Warteliste mehr gebe, "könne man zehn Familien glücklich machen".

Also wurde Schweizer grundsätzlicher. Der Hort sei die aufwendigste Form der Schülerbetreuung, sagte er, der Gesetzgeber verlange, dass dort - im Gegensatz etwa zur Mittagsbetreuung - Bildungsarbeit gemacht werde. Auch der Träger wolle das; um den bayerischen Bildungsplan umzusetzen, sei eine Fünf-Tage-Woche "sinnvoller". Dass manche Eltern die volle Woche buchten, aber nur zum Teil in Anspruch nähmen, bestritt er, dererlei "Luftbuchungen" seien sogar verboten, weil auf diese Weise öffentliche Mittel verschwendet würden.

Einen Ausweg aus diesem Dilemma suchte Thomas Schmidt (CSU). Er regte an, neben dem Schülerhort auch eine Mittagsbetreuung, beispielsweise in Obermässing, einzurichten, so dass Eltern eine Wahlmöglichkeit bekämen. Da hier der Bildungsplan nicht gelte, könnte auch in Teilzeit gebucht werden. Man brauche kein Fachpersonal, das ohnehin schwer zu kriegen sei - und alle wären zufrieden. Es spreche nichts dagegen, verschiedene Betreuungsformen anzubieten, erklärte auch Schweizer. Aber: "Nicht mit mir als Träger."

In Sachen Mittagsbetreuung gab sich der Bürgermeister zurückhaltend. 2009 habe man sich für den Hort entschieden, sagte Preischl. Jetzt wolle man sogar bauen - ohne dass sich die große Politik bislang klar geäußert habe. "Seit Jahren" drückten sich Sozial- und Kultusministerium vor einer Entscheidung. Denn wie sehr sich die Kommune in der Schülerbetreuung engagiere, hänge stark davon ab, wie es mit der Ganztagsschule weitergehe. Die Unsicherheit prangere er seit langer Zeit schon an: "Wir werden da alleine gelassen - und die Eltern auch."

Volker Luff