Hilpoltstein
"Die besten Tierliebhaber sind die Landwirte"

Markus Söder beim Landfrauentag in Schwanstetten - Ländlichen Raum nicht als Museum betrachten

25.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr
Wer sich wohl um Tiere besser sorgt? Die, die sich als Landwirte den ganzen Tag um sie kümmern oder jene, die ihr Facebook-Profil mit einer Katze anreichern? So fragt Minister Markus Söder beim Landfrauentag in Schwanstetten. −Foto: Leykamm

Schwanstetten (HK) Er hat nicht nur als bayerischer Heimatminister gesprochen, sondern ließ auch durchblicken, dass er der designierte Ministerpräsident ist: Beim Landfrauentag in Schwanstetten spannte Markus Söder einen breiten Bogen von der Vollmilch zur Vollverschleierung.

Die Landfrau sei "das Rückgrat des bäuerlichen Betriebes", betonte Söder. Damit käme ihr auch eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des ländlichen Raumes zu. Was diesen ausmache, darüber scheiden sich bekanntlich die Geister. Für den gestressten Großstädter sei er Erholungsraum oder gar Museum für nostalgische Gefühle der Marke "wie in Omas Zeiten", für die auf dem Land lebende Bevölkerung aber ein Lebens- und Wirtschaftsraum.

Ihn weiter zu entwickeln sei zudem eine wichtige politische Aufgabe, sagte Söder. Konterkariert werde diese durch ein starkes gesellschaftliches Misstrauen, das man den Landwirten als erstem Glied der Produktionskette der Lebensmittel entgegenbringe. Die wiederum bildeten einen der ganz großen Exportschlager. Doch die Erzeuger von dem, was weltweit beliebt sei, würden im eigenen Land allzu kritisch betrachtetet. Was sich in bürokratischen Vorgaben niederschlage. So müssten Landwirte über vieles "minuziös Buch führen und mit der Stoppuhr in Stall und auf dem Feld unterwegs sein". Die strengen Vorgaben gegen die einheimischen Landwirte passten so gar nicht zum laxen Gebrauch des Rechts bei Neuankömmlingen in Deutschland. Dies sei "das einzige Land, in das man ohne Pass hinein, aber nicht mehr herauskommt," unterstrich Söder.

Im Laufe seiner Rede kam er immer wieder auf die Migrationsdebatte zu sprechen. Eine Rentnerin habe ihm einmal ihre kargen Bezüge geklagt und ihn gefragt, warum diese mit knappen Kassen gerechtfertigt würden, wenn sie für andere recht voll zu sein scheinen. Das sei in der Tat so. Als Finanzminister sei sein Etat für die Integration von Flüchtlingen höher als jener des Wirtschafts-, Gesundheits- und Umweltministeriums zusammengenommen. Man dürfe bei aller Zuwanderung die einheimische Bevölkerung nicht vergessen. Und auch nicht deren Prägung durch das christliche Menschenbild.

Auf eine Entfremdung von den natürlichen Lebensgrundlagen führte es der Minister zurück, dass ausgerechnet jenen mangelnde Tierliebe unterstellt werde, die sich den ganzen langen Tag um das liebe Vieh kümmerten. So gerieten neben den Tierpflegern vor allem die Landwirte immer stärker in die Kritik, die eigentlich "die besten Tierliebhaber seien". Wahre Tierfreundschaft zeige sich eben nicht "im Facebook-Profil mit Katze." Was den Wolf anbelangt, dürfe man ihn nicht "aus der Streichelperspektive betrachten". Ab einer gewissen Rudelstärke werde jenes Raubtier auch reißen.

Zum Heimatgedanken zählte Söder auch die finanzielle Selbstbestimmung. "Warum sollte der Staat besser wissen, was mit Ihrem Geld am besten zu geschehen habe?", sprach er sich gegen die Erhöhung von Steuern in Zeiten voller Kassen aus. Auch den Solidaritätszuschlag brauche es nicht mehr, da der Solidarpakt "Aufbau Ost" im kommenden Jahr ende.

Fast schon beschwichtigend sprach Söder zu den Besuchern über den oft kritisierten Flächenverbrauch. Wäre der Freistaat ein Fußballfeld, wäre nur eine Strafraumhälfte versiegelt. Trotzdem sei Flächen sparen angesagt, aber eben nicht wie oft gefordert mit neuerlichen bürokratischen, zentralistischen Vorgaben. Es sei nicht einzusehen, warum man "München über die Verwendung der Hektar in Schwanstetten entscheiden darf".

Generell rief Söder zu etwas mehr Gelassenheit auf und lud zu einem Gedankenspiel ein. In Katalonien etwa wäre wohl "die Bürgermeisterriege aus dem Gefängnis zugeschaltet". So aber könnten die Rathauschefs des Landkreises leibhaftig anwesend sein. Als er von der seinerseits angeregten Amtszeitbegrenzung auf zehn Jahre sprach, witterte er seitens der Gemeindeoberen ein Missverständnis. "Das gilt nur für Ministerpräsidenten", fügte er deswegen verschmitzt an. Ganz ernst aber meinte er es mit seinem Versprechen, der Landwirtschaft als Seehofers Nachfolger in jenem Amt "einen zentralen Stellenwert" einzuräumen. Er wolle dafür sorgen, dass die landwirtschaftliche Prägung "nie aus Bayern verschwindet."