Schwabach
Klingendes "Heimatgold"

Paddy Kelly, Christina Stürmer und Andreas Kümmert rocken im Herzen Schwabachs

17.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:46 Uhr

Kräftig gerockt wird der Martin-Luther-Platz in Schwabach (oben). Auch wenn mit Paddy Kelly (Mitte links), Andreas Kümmert (Mitte rechts), Wincent Weiss (unten links) und Christina Stürmer die Stars namhaft sind, bleibt das Interesse hinter den Erwartungen zurück. - Fotos: Hertlein

Schwabach (HK) Herz, Schmerz, Trennung, Hoffnung, Beziehun-gen und ein bisschen mehr. Die zentralen musikalischen Themen haben am Wochenende ihren Platz beim Heimatgold-Festival auf dem Martin-Luther-Platz zur 900-Jahrfeier der Goldschlägerstadt Schwabach gehabt.

Lion's Head, Wincent Weiss und Christina Stürmer samt Band am ersten, Andreas Kümmert mit Combo und Michael Patrick "Paddy" Kelly mit vorzüglicher Gruppe am zweiten Tag sorgten für reichhaltige Unterhaltung. Im Vorfeld des Festivals hatten sich zwar Steinbrocken am Rathaus (zum Glück ohne größeren Schaden) gelöst - zur Halbzeit der ganzjährigen 900-Jahr-Aktivitäten ist aber der Lack noch lange nicht ab. Das Heimatgold-Spektakel bewies es, auch wenn der Zuschauerzuspruch an beiden Tagen (Samstag 1700, Sonntag rund 1000) hinter den Erwartungen zurückgeblieben war.

Ein furioses Heimatgoldfinale gab es jedenfalls am Sonntagabend - dank Michael Patrick "Paddy" Kelly und Band. In bester Entertainermanier mischte der Spross aus dem Kelly-Clan das Publikum auf, das es eine Freude war, zuzuhören und zu genießen. Ein Meister der lauten und leisen Töne. Charmant, witzig, nachdenklich: All das vereinte "Paddy" auf der Bühne und beim Bad in der Menge, als er auf Fanhänden getragen wurde. Mit einem wahren Händewirbel an den Congas brachte Kelly zudem noch einen Schuss Exotik ins Spiel, ehe er sich mit "Hope" aus Schwabach verabschiedete. Zu Beginn des Konzertes hatte Kelly schon einen mächtigen Kreischalarm ausgelöst.

Der 30-Jährige jedenfalls verstand sein Handwerk, zeigte Qualitäten als Poser, suchte stets die Nähe, war zu Späßen aufgelegt, als er zwischen die Beine seines Gitarristen kroch. Er genoss seinen Backstagebereich im goldenen Rathaussaal, fand ihn "goldig" und entpuppte sich als wahrer Bob Dylan-Fan. Er huldigte den "größten Songwriter dieses Jahrhunderts" mit dem Stück "Jokermann". Dazu holte sich Kelly jede Menge kleine Kinder auf die Bühne und verabschiedete sich von ihnen - nicht ohne Selfie mit jedem Einzelnen.

Sollte Robbie Williams mal von der Showbühne abtreten, stünde vermutlich Paddy bereit, der zumindest ein bisschen was von ihm abgeguckt hat. Lässig, lasziv und ein bisschen wie ein stolzer Pfau (aber mit Bodenhaftung) tänzelte er umher, alles gut einstudiert und es kam alles ehrlich rüber. Auch seine tausend Dankeschöns an Fans, Veranstalter, Oberbür-germeister . . .

Rund 1000 Fans säumten den Martin-Luther-Platz, rund 80 Prozent waren davon Kelly-Anhänger, die mit dem ebenfalls vorzüglichen Support Andreas Kümmert und Band am Anfang wenig anfangen konnten. Dabei hatte der Unterfranke 2013 den Entscheid "The Voice of Germany" gewonnen und gleichzeitig dem Showbusiness spektakulär Ade gesagt. Dabei hat er prima Unterhalterqualitäten. Triefend ironische Zwischenbemerkung als Würze (auch Selbstironie war angesagt) zu einem überzeugenden Mix aus Rock, Blues und Soul. "Nothing From Nothing" von Billy Preston war da darunter oder auch Elton Johns "Rocket Man". Markante Persönlichkeit mit markanter Stimme. Je länger das Konzert dauerte, desto mehr öffneten sich die Kelly-Fans dem Rauschebart und feierten am Ende das Kraftpaket.

Mit einem nervigen Termingedöns begann das Festival am Samstag. Sämtlich Bands waren im Rathaus untergebracht. Schwabachs Oberbürgermeister und Gastgeber Matthias Thürauf hatte auf einen Christina-Stürmer-Eintrag ins Goldene Buch der Stadt gehofft, doch das Management der Österreicherin hatte herumgezickt, bis es dem Stadtoberhaupt zu bunt wurde und er entnervt aufgab.

Später hatte Thürauf dann keine Lust mehr, Stürmer entschuldigte sich per Videobotschaft. Ansonsten lieferte sie routiniert ihr Programm ab. "Millionen Lichter", "Nie genug", "Wir leben den Moment", "Katapult" - der Hitcocktail passte und erwärmte die Fans zu später Stunde. Zuvor rockten Lion's Head und boten einfühlsame Popsongs an. Songwriter Wincent Weiss rockte dann den Luther-Platz und kam gar nicht mit dem Posen nach. Herzschmerz auf Tuchfühlung. Er war das Highlight am ersten Tag, wieder ein aufstrebender Sänger in der Gilde der deutschen Liedermacher. "Ich will ein Kind von Dir", hieß es da gar auf einem Plakat.