Schwabach
Amtsgericht stellt Verfahren gegen 18-Jährigen ein

20.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Schwabach (rsc) Kein Schulabschluss, keine Arbeit, Depressionen und Sucht. Das Leben eines 18-Jährigen aus dem Landkreis Roth ist in den vergangenen Jahren alles andere als erfolgreich verlaufen.

Nun hat das Amtsgericht Schwabach ein Verfahren gegen ihn wegen Rauschgiftbesitzes im Wege einer Geldauflage vorläufig eingestellt.

Im August hatte eine Polizeistreife bei ihm 0,1 Gramm Marihuana gefunden. "Ich wünsche dir, dass du dein Leben auf die Reihe bringst", sagte Richter Reinhold Hader zu Berat D. (Namen geändert) bei der Verhandlung.

Hauptgrund für die misslungene Integration war wohl ein Spagat zwischen den Kulturen, der Berat D. überfordert hat. Schließlich sind bereits seine Großeltern vor 47 Jahren aus der Türkei eingewandert und haben sich im Landkreis niedergelassen. "Ich bin hier geboren", meldete sich Berats Vater während der Verhandlung einmal zu Wort. Allerdings gab es in der Familie mit vier Kindern offenbar durchaus Entwicklungsbedingungen, die keine allzu umfassende Förderung zuließen. Auch Berats älterer Bruder ist schon einmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten.

Berat ist zwar in Deutschland geboren, besuchte aber eine Grundschule in der Türkei. Sein Vater war aus dem Landkreis Roth in seine Heimat zurückgekehrt, um dort für eine Mobilfunkfirma zu arbeiten. "Dort hat er zu wenig Türkisch verstanden und in Deutschland war es dann andersrum", sagte Berats Vater. Ab der fünften Klasse war Berat auf mehreren Hauptschulen im Landkreis Roth. "Nirgends ist er klargekommen", hieß es.

2013 verließ er die letzte Mittelschule ohne Abschluss. Zuvor hatte er die siebte Klasse zwei Mal absolviert. "Er hat ein Problem mit Autoritäten", so der Bericht der Jugendgerichtshilfe. Eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme hat er abgeschlossen. Für eine im August 2015 begonnene Verkäuferlehre fehlte ihm allerdings das Durchhaltevermögen. Danach verließ er kaum noch die Wohnung seiner Eltern. Im Juli wurde er dann wegen seiner akuten Depression im Bezirksklinikum Ansbach behandelt.

Nach der Polizeikontrolle begab sich Berat D. zum zweiten Mal dorthin. Augenblicklich arbeitet er im Dönerimbiss seines Vaters. "Er macht alles richtig und ich kann stolz auf ihn sein", berichtete Ahmed D. Sobald Berat an die Belmbracher Hilfeorganisation "Roter Schwan" nun 150 Euro überweist, ist die Sache für ihn endgültig erledigt.