Landkreis Roth
"Oh, das gibt Ärger"

Der Kreisvorsitzende der JU, Daniel Nagl, über die Rücktrittsforderung an Horst Seehofer und die Plakate für Markus Söder

06.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr
Kein Plakat in der Hand aber mittendrin unter den Söder-Anhängern: Der JU-Kreisvorsitzende Daniel Nagl (hintere Reihe, 4.v.l.) macht keinen Hehl daraus, wen er sich als Nachfolger von Horst Seehofer im Amt des Ministerpräsidenten wünscht. −Foto: Karmann/dpa

Hilpoltstein (HK) Als einer von 30 Delegierten hat der Kreisvorsitzende der Jungen Union (JU) im Landkreis Roth, Daniel Nagl, am Samstag den Antrag unterschrieben, mit dem die JU bei ihrer Landesversammlung in Erlangen den Rückzug von Horst Seehofer forderte.

Als Nachfolger im Amt des Ministerpräsidenten wünscht Nagl sich Markus Söder. Bis zur Entscheidung in der CSU rechnet der JU-Kreischef mit einigen heißen Wochen.

Markus Söder ist unschuldig, sagt jedenfalls Daniel Nagl. Die blauen Schilder mit den Sätzen "MP Söder!", "Die Zeit ist reif"!" oder "Es kann nur einen geben!", mit denen die JU-Delegierten am Samstag in Erlangen den amtierenden Finanzminister Markus Söder euphorisch empfingen, stammten nicht von Söder selbst. Das versichert der Kreisvorsitzende der JU im Landkreis Roth.

Woher diese Schilder denn so plötzlich kamen, war eine der spannenden Fragen, die diese Landesversammlung der JU in Erlangen aufwarf. Im Gegensatz zur Frage über den künftigen Ministerpräsidenten, bei der die JU teils Markus Söder, teils Manfred Weber favorisiert, gibt es bei der Schilderfrage schon eine Antwort. "Die kamen von uns", sagt Daniel Nagl und meint damit den mittelfränkischen Bezirksverband. "Doktor Söder", wie Nagl im Gespräch den Finanzminister gerne nennt, sei davon völlig überrascht worden. Als er die vielen Schilder sah, habe Söder laut Daniel Nagl nur gemurmelt: "Oh, das gibt Ärger."

Überhaupt war der Ärger ein zentrales Thema dieser JU-Landesversammlung. Ausgelöst hatte diesen Ärger die kurzfristige Absage von Horst Seehofer. "Da fühlt man sich schon vor den Kopf gestoßen", sagt Daniel Nagl, der als einer von rund 500 Delegierten nach Erlangen fuhr. Erwartet hatte der Rother Kreisvorsitzende eine klare Aussprache zum schlechten Wahlergebnis für die CSU bei der Bundestagswahl und zum künftigen Kurs der Partei. "Aber wenn es keine Bereitschaft zur Aufarbeitung gibt, dann braucht es einfach neue Köpfe", sagt Daniel Nagl. Dass Seehofer die laufenden Koalitionsverhandlungen in Berlin als Grund dafür nannte, weshalb er am Wochenende nicht zur JU nach Erlangen kam, hält Nagl für eine schlechte Ausrede. "Der Ministerpräsident rechnet wohl nicht mehr damit, dass er sich selbst im Amt behaupten kann", sagt Nagl. "Anders kann ich mir diesen Korb nicht erklären."

Aus dem Ärger über die Seehofer-Absage heraus sei schließlich die Idee entstanden, den ursprünglichen geplanten Antrag zu verschärfen. Sei es in der ersten Version lediglich um eine Verjüngung der Parteispitze gegangen, verschäfte sich in der zweiten und letztlich einstimmig beschlossenen Version deutlich der Ton. "Für einen Erfolg bei der Landtagswahl im kommenden Jahr braucht es einen glaubwürdigen personellen Neuanfang", steht in dem Papier. "Bei allen Verdiensten, die sich Horst Seehofer zweifellos in vielen Jahrzehnten für die CSU, Bayern und Deutschland erworben hat, muss er jetzt den Weg bahnen für einen geordneten Übergang an der Spitze der Staatsregierung."

Warum nur 30 der rund 500 Delegierten diesen Antrag unterzeichneten, erklärt Daniel Nagl damit, dass am Samstagmorgen "noch keine 50 Leute" in der Halle gewesen seien, als die Idee des verschärften Antrags unter den Führungskräften der JU entstand. "Damit haben wir vorgelegt und ein gutes Zeichen gesetzt", findet Nagl. Schließlich ist die JU jetzt der erste große Parteiverband in der CSU, der sich öffentlich gegen Horst Seehofer stellte.

Für Daniel Nagl ist nach der Landesversammlung klar, dass es auf einen Zweikampf um den Posten des Ministerpräsidenten zwischen Markus Söder und Manfred Weber herausläuft. Beide kamen als Redner nach Erlangen und beide hätten für ihre Ansprache viel Applaus erhalten, berichtet Nagl.

"Solche Macher fordern wir jetzt im Amt des Ministerpräsidenten", sagt Nagl, der beiden Kandidaten große Kompetenzen zuspricht. Söder strahle "große Verlässlichkeit" aus, und zwar in allen großen Aufgaben, die er bislang übernommen hat. Und Weber habe sich im EU-Parlament als "starker Manager" in seiner Funktion als Chef der EVP-Fraktion gezeigt. Wen er letztlich gerne als Seehofer-Nachfolger hätte, daraus macht der Kreisvorsitzende der Rother JU aber keinen Hehl. "Den Vorsitz der EVP-Fraktion aufzugeben, wäre fatal für Bayern", sagt Nagl, für den sich der Kreis der fähigen Kandidaten auf einen einzigen beschränkt - Markus Söder.

Trotz dieses sehr übersichtlichen Favoritenkreises erwartet Daniel Nagl jetzt noch einige heiße Wochen bis zum Parteitag am 15. und 16. Dezember in Nürnberg, wo - ausgerechnet in Söders Heimatstadt - der gesamte CSU-Vorstand zur Wahl steht. Zuvor gibt es am 18. November noch ein Treffen der CSU-Landtagsfraktion, bei dem Horst Seehofer über den Stand der Koalitionsverhandlungen berichtet. Daniel Nagl glaubt aber nicht, dass es dort nur um Jamaika gehen wird.