Roth
Zauberhafte Herbstrevue

Aufführung des Theaters Die Bühne in der Kulturfabrik Roth begeistert das Publikum

09.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:23 Uhr

Einen umjubelten Auftritt legte das Ensemble von Theater Die Bühne in der Kulturfabrik Roth hin. - Foto: Unterburger

Roth (ub) "Herr, es ist Zeit." Nach dem Motto eines der bekanntesten Herbstgedichte von Rainer Maria Rilke hat das Theater Die Bühne eine zauberhafte Herbstrevue auf die Beine gestellt. Draußen war es regnerisch und kalt, doch drinnen in der Kulturfabrik erwärmten anrührende Herbstgedichte und -geschichten sowie wunderbare Gesangsinterpretationen die Herzen des Publikums.

Im flotten Wechsel zwischen Musik und Klassikern der deutschen Herbstlyrik ließen hochkarätige Interpreten und Schauspieler das garstige Wetter draußen für zwei Stunden vergessen. Der Herbst in all seinen Schattierungen ist ein unendliches Thema. Was wurde nicht schon alles geschrieben über diese Jahreszeit, die den warmen Sommer verabschiedet und vor dem kalten, oft unwirtlichen Winter liegt?

Dichter aller Epochen waren vom Herbst fasziniert und haben sich mit ihm auseinandergesetzt: mal freudig-erwartungsfroh, geradezu euphorisch, voller Poesie, dann aber auch melancholisch-nachdenklich und traurig über den Herbst des Lebens reflektierend. Es gibt kaum eine andere Jahreszeit, von der die Poeten so ergriffen waren und die ihr Innerstes so aufgewühlt hat.

Auch das "Theater Die Bühne" unter der bewährten Leitung von Werner Hoffmann war sich dieses Phänomens bewusst. Es inszenierte eine große Herbstrevue, die das Publikum begeisterte. Dem Applaus nach zu urteilen, hatte Werner Hoffmann voll ins Schwarze getroffen, denn sowohl die Zusammenstellung des abwechslungsreichen Programms als auch die schauspielerische und musikalische Leistung der Akteure verdienten Bestnoten, die weit über das fränkisch-lakonische "Bassd scho" hinausgehen.

Als Sprecher und Rezitatoren warfen sich Josephine Köhler, Bettina Langehein, Nicola Lembach, Pius Maria Cüppers und Hannes Seebauer die Bälle zu. Mit großer Präzision und Empathie trugen die Rezitatoren Herbstgedichte von Friedrich Hebbel ("Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah"), Rainer Maria Rilke ("Herbsttag"), Erich Kästner ("Nachts sind die Straßen so leer"), Theodor Fontane ("Schon mischt sich Rot in der Blätter grün", "O trübe Tage") vor, um nur einige aus einer großen und klugen Auswahl zu nennen, die keine Wünsche offen ließ.

An die guten alten Zeiten, als noch Kartoffelfeuer auf den Feldern loderten, erinnerte die Geschichte "Wir sprangen durchs Kartoffelfeuer" von Hermann Lenz. Nostalgische Erinnerungen, die es heute in dieser Form nicht mehr gibt.

Auch musikalisch boten Paul Sturm am Flügel sowie Renate Kaschmieder (Alt), Dariusz Siedlick (Bariton) und Tajana Ray (Sopran) eine Hitparade der schönsten Lieder im Herbst.

Ein besonderer Gag war der Auftritt der Starsopranistin Tajana Ray von der Oper Stuttgart. In einem (gespielten) Streit warf Pius Maria Cüppers dem Regisseur Werner Hoffmann vor, er habe es versäumt, eine Sopranistin zu engagieren. Cüppers verließ die Bühne, um im Publikum nach einer geeigneten Sängerin zu suchen. Und er wurde fündig: Mitten unter den Zuschauern saß unerkannt Tajana Ray, die dann auf die Bühne stürmte und einen umjubelten Auftritt hatte.

Erst ganz am Schluss erklang das Titelgedicht, das man als Motto der Matinee gewählt hatte: "Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhr, und auf den Fluren lass die Winde los." Geschrieben hat diese berühmten Zeilen kein Geringerer als Rainer Maria Rilke.

Die "Hitparade der schönsten Gedichte und Lieder im Herbst" war eine rundum gelungene Sache. Vielleicht wurde der eine oder andere Zuhörer animiert, wieder einmal seine Gedichtsammlung aus dem Regal zu nehmen und das eine oder andere Herbstgedicht zu lesen. Es würde sich lohnen.