Roth
Worte, Wiesen und Wumbaba

Axel Hacke liest in der Rother Kulturfabrik aus seinen Werken

28.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Besonnen, aber nie besinnlich präsentiert sich Axel Hacke bei seinem Auftritt in der Kulturfabrik. - Foto: Klier

Roth (HK) "Die Tage, die ich mit Gott verbrachte", war die Lesung von Axel Hacke in der Kulturfabrik Roth überschrieben. Und mit einem Stapel Bücher unter dem Arm betritt er die Bühne. Etwa 20 hat er geschrieben. Genau wisse er das nicht, sagt er schmunzelnd.

In geschliffener Sprache und mit hintersinnigem, feinem Humor führt Hacke durch den Abend und zitiert gestenreich aus seinen Werken. Michael Sowa hat sie illustriert, was allerdings oft kein einfaches Unternehmen war, denn Sowa sei ein Meister des Übermalens. Oft bestehen seine Bilder aus mehreren Schichten, die von Kunsthistorikern wohl dereinst abgetragen werden müssten. Die ausgesprochene Schwäche des Malers seien Gesichter. So habe das Bild des kleinen Königs aus Hackes erstem Werk "Kleiner König Dezember" mehrere Stadien durchlaufen. Erst sah er aus wie Franz Josef Strauß, dann wie Kater Carlo. Erst die Ähnlichkeit mit Oliver Hardy passte. Bei der Verfilmung hatte Dirk Bach die Rolle des kleinen Königs übernommen. Leider starb er kurz vor Ende der Dreharbeiten. Gustav Peter Wöhler wurde sein Nachfolger.

Der kleine König Dezember entstammt einer skurrilen Welt. Dort kommt man zur Welt, indem man im Bett als Erwachsener aufwacht und schon alles kann und weiß. Die Großen haben aber nichts zu sagen, die Kleinen bestimmen. Nach und nach wird man immer kleiner und verschwindet plötzlich, so, wie der kleine König in der Lücke zwischen zwei Büchern.

Auf einem Friedhof setzt sich Hacke auf eine Bank. Ein alter, korrekt aussehender Herr setzt sich zu ihm. Aus einem Fenster hört man Streit. Plötzlich schubst ihn der alte Herr von der Bank und im nächsten Moment saust aus dem Fenster eine große Weltkugel auf den Platz hernieder, auf dem der Erzähler sich eben noch befunden hatte. Die geheimnisvollen Ereignisse setzen sich bei weiteren Zusammentreffen mit dem alten Herrn fort. Sie treffen auf eine rauchende Schlange, der einer Katze das Feuer reicht. "Katzen rauchen nie", sinniert Hacke.

Der alte Herr lässt an der Münchner Feldherrnhalle die beiden Löwen durch brennende Reifen springen. Jetzt offenbart er sich als der Schöpfer der Welt, dem allerdings gravierende Fehler unterlaufen sind. Er will einige Zeit in der Welt leben, die er erschaffen hat. Axel Hacke nennt ihn einfach "Gott". Es sind die Tage, die er mit Gott verbracht hat.

Im "Kolumnistischen Manifest" hat Hacke seine besten 192 Kolumnen zusammengefasst. Hauptpersonen sind er selber, seine Frau Paola, sein Sohn Luis und sein alter Kühlschrank Bosch. Da gibt es die Geschichte von der Weihnachtskugel, die das Jahr über herumliegt. Jetzt kommt das "Partnerschaftspassiv" zum Einsatz: "Die Kugel muss weggeräumt werden." Aber auch drei weitere Personen könnten dabei eine Rolle spielen: Herr "man", Frau "jemand" und Herr "einer". Sie alle kämen als "Wegräumer" in Betracht. Im August liegt die Weihnachtskugel immer noch im Wohnzimmer, aber da bleibt sie auch, denn Weihnachten ist ja nicht mehr weit.

Oft erinnert Hacke in seiner Art an Loriot, mit dem er schon gemeinsam aufgetreten ist. Die Geschichten von den Fahrten zum Kindergarten mit seinem Sohn Luis können alle Eltern nachvollziehen, aber für die auftauchenden Probleme wisse auch das Jugendamt keine Lösung. Nach einem Skiunfall musste man Hacke röntgen. Das würde in Aachen "röntschen" und in Zwickau "räntchen" heißen. Der Oberbayer würde sagen: "Mi ham's durchleicht!" Ob es einen Schulz-Effekt gibt, analog zur Auferweckung des Lazarus im Evangelium? "Wie erhält man den bis September", fragt Hacke. "Gibt es das Verb "schulzen", wenn man erst als Tiger gesprungen ist und dann als Bettvorleger endet"

"Verhören" hat bei Hacke nichts mit polizeilicher Arbeit gemein. Es geht um Hörfehler. Matthias Claudius hat in seinem Abendlied geschrieben: "Und aus den Wiesen steiget, der weiße Nebel wunderbar." Hacke gibt seinen Zuhörern die falsch verstandene Fassung mit auf den Heimweg: "Und aus den Wiesen steiget der weiße Neger Wumbaba."