Roth
Wie Islamisten und Rechtsradikale zu stoppen sind

Terrorismus-Experte Elmar Theveßen vom ZDF hält einen eindrucksvollen Vortrag in der Rother Kulturfabrik

17.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:02 Uhr

Elmar Theveßen ist der Experte des ZDF, wenn es darum geht, Hintergründe zum weltweiten Terror zu erklären. In Roth hat er einen Vortrag für die Kunden der Sparkasse gehalten. - Foto: Schmitt

Roth (HK) Für Elmar Theveßen ist klar: Den Kampf der Kulturen gibt es nicht. "Das wollen uns Islamisten und Rechtsradikale einreden, um Macht zu gewinnen." Das sagt der Terrorexperte des ZDF bei einem Vortrag für die Sparkasse Mittelfranken Süd in der Kulturfabrik.

Dennoch gibt es die Anschläge der Islamisten. Zugleich ist der Rechtsextremismus in Deutschland auf dem Vormarsch. Paris, Brüssel, Ansbach. Dazu der Amoklauf in München und ein Reichsbürger in Georgensgmünd, der einen Polizisten erschießt.

Beim Sparkassen-Gespräch in Roth schildert Theveßen, wie die Radikalisierung der zum ganz überwiegenden Teil in Europa geborenen islamistischen Attentäter läuft, ebenso, wie er darlegt, was aus seiner Sicht dagegen zu tun ist. "Die Ideologie ins Visier nehmen und Perspektiven für junge Migranten schaffen", sagt Theveßen. Denn oft kämen sie aus zerrütteten sozialen Verhältnissen. "Das wäre erfolgreicher als Polizei, Geheimdienste und Militär einzusetzen." Das aber habe der Westen in den vergangenen 15 Jahren ausschließlich getan.

Einen Zusammenhang zwischen wachsender Terrorgefahr und Flüchtlingen sieht Theveßen nicht. Ferner plädiert er für einen exakten Blick auf Muslime. "Wir dürfen den Islam nicht mit dem Islamismus verwechseln", sagt Theveßen. Die Globalisierung schaffe außerdem Fluchtursachen, fügt er hinzu. "Europäische Fischkutter vor Westafrika und Hähnchenteile aus der EU nach Somalia", schildert Theveßen zwei Beispiele, wie westliche Industrienationen wirtschaftliche Strukturen in Entwicklungsländern zerstören. "Die Globalisierung muss in Zukunft allen Menschen weiterhelfen", fordert er.

Elmar Theveßen ist das Gesicht des ZDF, wenn es darum geht, Hintergründe zum weltweiten Terror zu erklären. Er hat mit vielen Protagonisten selbst gesprochen. Seine Darstellung lebt von Fakten, die klar auf die Einschätzungen hinführen. Die Überschrift, unter der er in der Kulturfabrik antritt, ist indes reißerischer als der Vortrag selbst, in dem der 49-Jährige überzeugende Sachkenntnis unter Beweis stellt: "Terror in Deutschland - Die tödliche Strategie der Islamisten." Insbesondere berücksichtigt sie nicht, dass Theveßen für wachsende Angst zwei scheinbar gegensätzliche Bewegungen in Europa verantwortlich macht, die sich in Wahrheit gegenseitig hochschaukeln.

Laut Theveßen sind es islamistische Hassprediger in den Slums Nordafrikas und in Europa, die jungen muslimischen Männern in hoffnungslosen Lagen zwei Entwicklungen vor Augen führen: "Ihre wirtschaftliche sowie soziale Benachteiligung und die Doppelmoral des Westens in der Außenpolitik, der Gerechtigkeit und Freiheit predigt, aber das Gegenteil umsetzt." Die so geschürte und wachsende Unzufriedenheit wiederum rufe in verstärktem Maße die Rechtsextremisten auf den Plan. "Sie werden immer mehr und sind bis an die Zähne bewaffnet", weiß der stellvertretende Chefredakteur der ZDF-Hauptredaktion "Aktuelles". Den Münchner Amoklauf ordnet er aufgrund von Aufzeichnungen des Täters und der Herkunft der Opfer ebenfalls der rechtsextremen Szene zu. "Er hat gezielt auf Türken und Menschen vom Balkan geschossen."

Zum Sparkassen-Gespräch lädt die Sparkasse Mittelfranken-Süd regelmäßig ihre Kunden in die Rother Kulturfabrik. Die Gäste wollen dabei auch mehr von der Sparkasse selbst erfahren. Ein neuer Imagefilm und ein Interview mit Vorstandschef Hans-Jürgen Rohmer sind die Reaktion auf diesen Wunsch. Moderator des Abends ist Jochen Münch der Redaktionsleiter des Hilpoltsteiner Kurier, der sich nicht scheut, die Gretchenfrage zu stellen. "Wird es angesichts wachsender Internet- und Smartphone-Nutzung für Bankgeschäfte eines Tages gar keine Geschäftsstellen mehr geben", will er vom Sparkassen-Chef wissen. "Das kann man ausschließen, denn wir wollen nah am Kunden bleiben", sagt Rohmer.